Gestern hatte ich einen kurzen, inspirierenden Twitterdialog zum Thema, wie das denn wäre, wenn der eigene Chef twittern würde (und dann auch noch die Accounts seiner Mitarbeiter kennt, und sie den Account des Chefs) – dass es gut sein könne, wenn der Chef kritikfähig sei, und bei mangelnder Kritikfähigkeit liefe man Gefahr, dass das, was man so zwitschert, zum Problem wird.
Ich bin ja sehr für Transparenz in der Kommunikation. Allerdings gibt es Medien, die sich weniger eignen, um konstruktive Kritik anzubringen und um über Fehler und Schwierigkeiten zu sprechen. So toll Twitter ist, um sich auszutauschen, so hinderlich ist die Zeichenbegrenzung, wenn’s wirklich zur Sache geht. Und auch und gerade bei einem kritikfähigen Chef würde ich persönlich einen anderen Weg wählen, um auf etwas hinzuweisen.
Ich führe ein kleines, engagiertes, tolles Team. Ob ich tatsächlich kritikfähig bin, mag mein Team entscheiden, ich gebe mir jedenfalls Mühe. Aber abgesehen von der Tatsache, dass mein Team meinen eher privaten Twitteraccount und auch dieses eher private Blog vermutlich gar nicht kennt, würde ich Dinge, die im Team zu klären sind, nicht in der Öffentlichkeit besprechen wollen. Teaminterna gehören nicht ins Netz, weder bei Twitter, noch auf anderen Plattformen. Ein offenes Ohr sollte ich als Führungskraft haben, mehr noch, mindestens zwei offene Ohren. Dazu hatte ich hier auch schon einmal gebloggt.
Dennoch, egal, über welchen Kanal ein Mitarbeiter eine ihm wichtige Sache anspricht, als Führungskraft sollte ich soviel Rückgrat haben, mir alles, auch das Unangenehme, erst einmal anzuhören, und den Mitarbeiter nicht dafür anzumotzen, dass er sich getraut hat, etwas zu sagen. Sonst kommt eines Tages tatsächlich der Punkt, dass die Führungskraft irgendwo öffentlich lesen kann, was die Mitarbeiter von ihr halten, und vom Arbeitgeber, und überhaupt. Und das kann, so meine ich, nicht das Ziel sein.
In diesem Sinne: frohes Diskutieren, Zuhören, Neues lernen und Lösungen finden!
Recht hast Du – Social Media sollten für Interna nicht genutzt werden, v.a. weil was im „Affekt“ eingestellt wurde, erstmal drin steht. Auch ist die Trennung von Privat- und Arbeitsleben sehr wichtig! Auf der anderen Seite können Facebook und Co eine gute Kommunikationsplattform für das Arbeitsleben sein: Auf einer Station unserer Klinik haben die studentischen Hilfskräfte eine eigene Facebook-Seite, wo sie ihre Dienste eigenständig koordinieren, tauschen, usw.
Daß wir als Führungskräfte ein Klima schaffen müssen, in der wir selbst (sachlich) kritisierbar sind, ist wohl selbstverständlich – oder?
Ein schönes verschneites Wochenende!
Wilfried
Danke, Wilfried, für den Kommentar!
Ja, für Social Media gibt es eine Menge Möglichkeiten, wie sie sinnvoll ins Arbeitsleben integriert werden können. Dein Beispiel gefällt mir (auch wenn ich als Nicht-Facebooker da natürlich Probleme bekäme).
Führung ist vieles, aber selten leicht. Wenn Chefs auch mal nicht perfekt sein dürfen und Mitarbeiter sagen dürfen, was sie stört, und daraus gute Zusammenarbeit entsteht, ist das toll. Manchmal ist es ein längerer Weg dorthin, der sich aber lohnt.