Durch mehrere Umzüge in meiner Kindheit und Jugend hatte ich das Vergnügen, zwei Gymnasien besuchen zu dürfen. Von der 5. bis zur 8. Klasse war ich in der schönen Oberpfalz. Meine beste Freundin stammt aus einem kleinen Dorf und spricht heute eine Art Hochdeutsch, damals jedoch nur Dialekt. Oberpfälzisch. Obwohl ich, als ich sie kennenlernte, bereits fließend oberbayrisch sprach, hatte ich anfangs doch Schwierigkeiten, alles zu verstehen, was sie so von sich gab. Das tat unserer Freundschaft jedoch keinen Abbruch, und während sie mir Oberpfälzisch beibrachte und mir in den Naturwissenschaften auf die Sprünge half, sorgte ich dafür, dass sie im sprachlich-künstlerischen Bereich nicht völlig unterging.
Wir sind heute noch befreundet, was nach so langer Zeit keine Selbstverständlichkeit ist, was mich aber sehr glücklich macht.
Dieses Jahr hat unser Jahrgang wieder ein „rundes“ Jubiläum und es wurden zum Abitreffen auch diejenigen eingeladen, die die Schule schon vorher verlassen hatten. Da ich ja neugierig bin, und zufällig auch Zeit hatte, fuhr ich hin. Es war eine rundum spannende Reise in die Vergangenheit. Die Schule hat sich nur wenig verändert, es riecht auf den Fluren noch genauso wie vor vielen Jahren. Und auch Lehrer, die mich nie im Unterricht hatten, erinnerten sich an mich, als ich von meinen Rollen in der Schultheatergruppe erzählte.
Mit am schönsten war allerdings, wieder bei meiner Freundin in ihrem Elternhaus zu übernachten, und ihre Familie wiederzusehen. Auch nach vielen Jahren wurde ich wieder sehr herzlich aufgenommen, und abgesehen von den grauen Haaren, die bei uns allen inzwischen vorhanden sind, war es wie damals. Ich habe sogar wieder ein wenig Oberpfälzisch gesprochen, sehr zum Amüsement aller Beteiligten.
Die einzige Frage, die offen blieb: warum bin ich eigentlich erst jetzt wieder hingefahren?