Neulich eckte ich (mal wieder) an.
Ich eckte an, weil ich die Sinnhaftigkeit von Onlinepetitionen gegen bestimmte Bewegungen und Gruppierungen anzweifelte und den Erfolg in Frage stellte. Mein alternativer Ansatz wurde als naives Gutmenschentum abgetan und mir wurde bescheinigt, von der wirklichen Welt keine Ahnung zu haben.
Nun ja.
Mein Ansatz besteht darin, mich zu informieren. Verschiedene Quellen zu nutzen, und mit Menschen zu sprechen, um ihre Sichtweisen und Meinungen kennen zu lernen. Mein Ansatz besteht weiterhin darin, mich in meinem direkten Umfeld zu engagieren: gegen Menschenfeindlichkeit, gegen Unhöflichkeit, gegen mangelnde Akzeptanz, gegen Dummheit. Ich widerspreche, wenn jemand in meiner Gegenwart Ressentiments schürt gegen Ausländer, Flüchtlinge, Gläubige, Menschen. Ich versuche, mich selbst gut zu benehmen und Menschen keine Angst zu machen und vor allem keine Gewalt anzutun (ersteres ist für jemanden mit meiner großen Klappe nicht immer leicht, zweiteres ist ziemlich einfach). Ich möchte in meinem Alltag, in meinem täglichen Leben, im Kleinen für positive Erfahrungen im Miteinander sorgen, und wenn ich selbst nichts dafür tue, kann ich es auch von anderen nicht erwarten.
Ich habe nichts dagegen, wenn andere Onlinepetitionen zeichnen. Ich glaube nur einfach nicht, dass sich unsere Welt dadurch spürbar oder vor allem schneller verändert. Und ich werde weiterhin sagen, dass mir manchmal das Offline-Leben wichtiger ist und dass ich nicht zu denen gehöre, die sich nach einem Klick besser fühlen, sondern dass ich persönlich mehr davon habe, wenn ich versuche, meine Ideen von einer besseren Welt in meinem Umfeld umzusetzen.
Nicht nur heute, wo es wieder einmal einen feigen Mordanschlag auf Menschen gab, die ihre Meinung hatten und diese publizierten, möchte ich aufstehen und rufen und dafür kämpfen: für Menschlichkeit, für Würde, für Toleranz, für Frieden!
Ich stimme dir zu. Allerdings geht auch beides, so wie ich es mache. Ich unterzeichne auch Onlinepetitionen. Und zumindest manchmal haben sie erfolg, weil die Organisatoren mit ganz schön öffentlicher Aufmerksamkeit punkten können. Die Liste der Erfolge von Plattformen wie change.org oder avaz ist durchaus lesenswert. Es sind eher Erfolge im Kleinen, aber das ist auch in ordnung so. – Ich zeichne auch Onlinepetitionen, fühle mich aber nicht allein deswegen besser. Ich finde, dieses Verhalten ist ein Ausdruck einer Lebenshaltung, die viel mehr beinhaltet als das.
Wie gesagt, ich habe nichts dagegen, wenn jemand es macht. Für mich ist es halt einfach nix, und was ich in der Diskussion mitbekommen habe, ist, dass manchen Leuten der Klick auf „Ja, ich bin gegen X und für eine bessere Gesellschaft“ zwar sehr leicht fiel, sie aber nicht in der Lage waren, andere Meinungen und Sichtweisen anzuerkennen, sondern im Gegenteil richtig aggressiv wurden. Das kann es halt auch nicht sein.