Mein Leben hat Höhen und Tiefen. Das ist an sich nichts Besonderes, und ich blogge auch nicht über alles, was so passiert oder was mir durch den Kopf geht. An manchen Tagen schreibe ich nicht mal in mein Tagebuch – ich habe tatsächlich noch eins, aus Papier, und ich liebe es, mich in Ruhe hinzusetzen und der Tinte beim Fließen auf die Seiten zuzuschauen und auch mal zurückzublättern und zu sehen, was war und wie es mir ging.
Ich habe Phasen, in denen mich der Weltschmerz packt, und nicht immer komme ich da leicht wieder raus. Da helfen wohlmeinende Ratschläge nicht, so nach dem Motto, man müsse sich nur zusammenreißen und so. Einige meiner Leserinnen und Leser werden das kennen.
Aber ich habe seit meinem letzten größeren Zusammenbruch gemerkt, dass es mir wesentlich besser geht, wenn ich auf manche Situationen nicht einfach nur reagiere, sondern aktiv werde, agiere, mich ganz bewusst groß mache, nicht klein bleibe. Und es ist faszinierend, wie gut das tut.
Seit Jahresanfang habe ich noch ein weiteres „Mini-Tagebuch“. Das ist einfach nur ein kleiner Kalender, nur wenige Zeilen stehen für jeden Tag zur Verfügung. Diesen Kalender nutze ich fürs Glück. Klingt vielleicht komisch, aber was ich tue, ist, jeden Tag oder vielmehr jeden Abend mindestens drei Dinge aufzuschreiben, die an diesem Tag gut waren, schön waren, mich glücklich gemacht haben. Das können so simple Sachen sein wie eine Eisblume am Fenster, das Abendrot oder das Feuer im Kamin. Das können aber auch größere Sachen sein, Begegnungen, Begebenheiten, Gedanken…
Es mag viele Gründe haben, warum ich seit ein paar Wochen wieder sehr ausgeglichen bin. Trotzdem denke ich mir manchmal, dass das Glück viel präsenter ist im Leben als man oft wahrnimmt. Es braucht einfach nur einen Anstoß, gesehen, gehört, gespürt zu werden. Damit möchte ich nicht behaupten, dass man durch simple fröhliche Tagebücher aus einer Depression rauskommt oder Schicksalsschläge weglachen kann, aber diese latente Unzufriedenheit, die ich bei vielen Menschen, denen ich begegne, immer wieder spüre, die ließe sich durch ein paar angenehme Gedanken ersetzen, und das macht nicht einmal viel Arbeit und kostet fast nix. Außer Zeit.