Ja, ich weiß, es war in den letzten Wochen sehr ruhig hier. So ruhig, dass es gar nicht zu mir passt.
Was soll ich sagen, das Leben außerhalb von Internet und Computer hatte so viel zu bieten, ich habe neben der bezahlten Schreibtischarbeit viel fürs Ehrenamt gemacht, im Garten gearbeitet, Zeit mit der Familie verbracht, am LKW geschraubt, mich um Menschen gekümmert, gestrickt, mit den Gänsen geredet, Musik gemacht… hier etwas zu schreiben fiel dabei völlig hinten runter.
Und ich habe mich auch gefragt, wie wichtig das eigentlich ist, dass ich hier schreibe. Ob es jemanden außer mir interessiert, und wenn ich es nur für mich mache, wie viel es mir bringt. Ich glaube, jeder Blogger hat sich das schon einmal gefragt, besonders diejenigen, deren Blog nicht von hunderten oder tausenden gelesen wird, selbst wenn es keine regelmäßigen Updates gibt.
Ich werde auf jeden Fall weiterschreiben, weil es mir immer noch Spaß macht, und so eine kleine zeitliche Delle hatte ich ja in der Vergangenheit hier schon öfter.
Was mir in letzter Zeit so durch den Kopf ging:
- Ich engagiere mich seit Jahren ehrenamtlich, mal mehr, mal weniger, im Moment eher mehr, und egal in welchen Bereich ich schaue, es ist immer zu viel Arbeit für zu wenige Helfer da. Sind die Menschen heute tatsächlich weniger bereit, mitzuarbeiten, oder arbeiten noch genauso viele Menschen im Ehrenamt wie früher, nur die Anforderungen sind gestiegen, und damit auch die Arbeitsmenge für die Helfer? Welchen Weg können wir gehen, um Menschen zur Mitarbeit zu begeistern?
- Apropos Ehrenamt, da las ich neulich in einer Diskussion im Netz, dass nur bezahlte Arbeit für den Menschen wertvoll sei, von ehrenamtlichen Tätigkeiten allein könne man gar nicht glücklich werden. Ist das tatsächlich so, „brauchen“ wir Lohn in monetärer Form, um uns wertgeschätzt zu fühlen? Oder können, sollten wir gar woanders ansetzen und die Wertschätzung neu definieren und leben?
- Kein Beruf sollte mehr „wert“ sein als der andere, und manche Berufe sind wichtig, auch wenn nicht jeder die Dienstleistung in Anspruch nimmt, die erbracht wird. Das war das Fazit einer sehr inspirierenden Rede, die ein Landwirt aus unserem Dorf im Gottesdienst gehalten hat, anstelle der Predigt. Er hatte nämlich mit dem Pfarrer eine intensive Diskussion darüber gehabt, wer von beiden früher aufstehen müsse und wer den anstrengenderen Job habe. Sie haben beschlossen, die Rollen zu tauschen, um die andere Sichtweise erleben und verstehen zu können. Eine tolle Idee!
- Veränderungen für die Welt und die Gesellschaft fangen im Kleinen an. Das ist kein Geheimnis, und manchmal ist es doch so schwer – wenn man sich in eine Ecke der Meinungen und Haltungen gedrängt fühlt, in der man nicht sein möchte, wenn eine Meinungsänderung aktiv gefordert wird von einem Dritten, dann kommt es nicht zum Verstehen und zum Wissen-Wollen, sondern zum Rückzug. Die kleinen Rückschläge, die man in seinem persönlichen Kampf um eine andere, vielleicht bessere Welt, erlebt, können auf Dauer zermürben, aber sie sollten uns nicht dazu bringen, verbohrt zu werden und die Bemühungen der anderen kleinzureden, wenn diese nicht ganz unserer eigenen Haltung entsprechen. Ich muss mich auch manchmal am Riemen reißen, Menschen nicht zu schnell in eine Schublade zu stecken, vor allem dann, wenn ich mich über sie geärgert habe. Aber ich würde einem anderen nicht vorschreiben wollen, wie er über ein Thema zu reden und zu fühlen hat. Es ist wie mit der Idee der Ermöglichungsdidaktik beim Lehren und Lernen: ich kann ein Angebot machen, zum Nachdenken, zum Lernen, zum Ausprobieren, aber mein Gegenüber entscheidet ganz alleine und in seinem eigenen Tempo, ob und was er von meinem Angebot annimmt.
Was ich aus der „stillen Zeit“ der letzten Wochen für mich mitgenommen habe, ist, dass ich noch entspannter werden kann in Bezug auf Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, dass ich noch klarer formulieren möchte, was ich denke und fühle, dass ich noch besser zuhören möchte und langsamer werden im Bilden eines Urteils, und dass ich mehr Musik machen will.
Ich werde hier berichten, wie es mir damit ergeht. Danke fürs Lesen!