Vor kurzem wurde ein Artikel aus der taz in meiner Twittertimeline mehrmals geteilt. Es ging darin um einen Jungen, der klassische Musik liebt, vor allem das Weihnachtsoratorium, und getreu dem Motto „Jauchzet, frohlocket“ auch jauchzt und frohlockt und am liebsten mitsingt und tanzt.
Dass das nicht in jedem Umfeld gut ankommt, weil die Zuhörgewohnheiten hierzulande eher anders sind, kann man sich vielleicht vorstellen.
Nun steht nirgendwo geschrieben, wie man auf Musik zu reagieren hat. Es hat sich eingebürgert, dass man bei (klassischen) Konzerten still auf seinem Platz sitzt und weder mitsingt noch dirigiert noch tanzt. Wenn einen die Begeisterung mitreißt, reißt man sich in diesem Setting allerdings ja doch eher zusammen.
Es sei denn, man ist jemand, dem die Konventionen grad wurscht sind. 😉
Ich verstehe beide Seiten der Argumentation. Diejenigen, die ihr Konzerterlebnis in (der von ihnen definierten) Ruhe haben wollen, und diejenigen, die sagen, es müsse Platz sein für das aktive Zuhören, für das Lautsein, für das Jauchzen und Frohlocken.
Irgendwo im Zusammenhang mit der Diskussion las ich dann, dass jemand sagte, der Junge mache das genau richtig, nur so könne Musik erlebt werden. Da stimme ich nicht zu. Ich finde nicht, dass es ein „nur so und nicht anders“ für das Erleben von Musik gibt. Menschen sind doch zu verschieden, als dass wir da von „nur so und nicht anders“ sprechen sollten.
Ich weiß nicht, ob es mich stören würde, wenn jemand bei einem meiner Orgelkonzerte tanzen würde. Erlebt habe ich es noch nicht. Aber vielleicht kommt das ja noch.
Wie hört und erlebt Ihr Musik, liebe Leserinnen und Leser? Ich freue mich, von Euch zu lesen.