Category Archives: Meinung

Viele Wochen (24 bis 30)

Ja, ich weiß, es war in den letzten Wochen sehr ruhig hier. So ruhig, dass es gar nicht zu mir passt.
Was soll ich sagen, das Leben außerhalb von Internet und Computer hatte so viel zu bieten, ich habe neben der bezahlten Schreibtischarbeit viel fürs Ehrenamt gemacht, im Garten gearbeitet, Zeit mit der Familie verbracht, am LKW geschraubt, mich um Menschen gekümmert, gestrickt, mit den Gänsen geredet, Musik gemacht… hier etwas zu schreiben fiel dabei völlig hinten runter.

Und ich habe mich auch gefragt, wie wichtig das eigentlich ist, dass ich hier schreibe. Ob es jemanden außer mir interessiert, und wenn ich es nur für mich mache, wie viel es mir bringt. Ich glaube, jeder Blogger hat sich das schon einmal gefragt, besonders diejenigen, deren Blog nicht von hunderten oder tausenden gelesen wird, selbst wenn es keine regelmäßigen Updates gibt.

Ich werde auf jeden Fall weiterschreiben, weil es mir immer noch Spaß macht, und so eine kleine zeitliche Delle hatte ich ja in der Vergangenheit hier schon öfter.

Was mir in letzter Zeit so durch den Kopf ging:

  • Ich engagiere mich seit Jahren ehrenamtlich, mal mehr, mal weniger, im Moment eher mehr, und egal in welchen Bereich ich schaue, es ist immer zu viel Arbeit für zu wenige Helfer da. Sind die Menschen heute tatsächlich weniger bereit, mitzuarbeiten, oder arbeiten noch genauso viele Menschen im Ehrenamt wie früher, nur die Anforderungen sind gestiegen, und damit auch die Arbeitsmenge für die Helfer? Welchen Weg können wir gehen, um Menschen zur Mitarbeit zu begeistern?
  • Apropos Ehrenamt, da las ich neulich in einer Diskussion im Netz, dass nur bezahlte Arbeit für den Menschen wertvoll sei, von ehrenamtlichen Tätigkeiten allein könne man gar nicht glücklich werden. Ist das tatsächlich so, „brauchen“ wir Lohn in monetärer Form, um uns wertgeschätzt zu fühlen? Oder können, sollten wir gar woanders ansetzen und die Wertschätzung neu definieren und leben?
  • Kein Beruf sollte mehr „wert“ sein als der andere, und manche Berufe sind wichtig, auch wenn nicht jeder die Dienstleistung in Anspruch nimmt, die erbracht wird. Das war das Fazit einer sehr inspirierenden Rede, die ein Landwirt aus unserem Dorf im Gottesdienst gehalten hat, anstelle der Predigt. Er hatte nämlich mit dem Pfarrer eine intensive Diskussion darüber gehabt, wer von beiden früher aufstehen müsse und wer den anstrengenderen Job habe. Sie haben beschlossen, die Rollen zu tauschen, um die andere Sichtweise erleben und verstehen zu können. Eine tolle Idee!
  • Veränderungen für die Welt und die Gesellschaft fangen im Kleinen an. Das ist kein Geheimnis, und manchmal ist es doch so schwer – wenn man sich in eine Ecke der Meinungen und Haltungen gedrängt fühlt, in der man nicht sein möchte, wenn eine Meinungsänderung aktiv gefordert wird von einem Dritten, dann kommt es nicht zum Verstehen und zum Wissen-Wollen, sondern zum Rückzug. Die kleinen Rückschläge, die man in seinem persönlichen Kampf um eine andere, vielleicht bessere Welt, erlebt, können auf Dauer zermürben, aber sie sollten uns nicht dazu bringen, verbohrt zu werden und die Bemühungen der anderen kleinzureden, wenn diese nicht ganz unserer eigenen Haltung entsprechen. Ich muss mich auch manchmal am Riemen reißen, Menschen nicht zu schnell in eine Schublade zu stecken, vor allem dann, wenn ich mich über sie geärgert habe. Aber ich würde einem anderen nicht vorschreiben wollen, wie er über ein Thema zu reden und zu fühlen hat. Es ist wie mit der Idee der Ermöglichungsdidaktik beim Lehren und Lernen: ich kann ein Angebot machen, zum Nachdenken, zum Lernen, zum Ausprobieren, aber mein Gegenüber entscheidet ganz alleine und in seinem eigenen Tempo, ob und was er von meinem Angebot annimmt.

Was ich aus der „stillen Zeit“ der letzten Wochen für mich mitgenommen habe, ist, dass ich noch entspannter werden kann in Bezug auf Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, dass ich noch klarer formulieren möchte, was ich denke und fühle, dass ich noch besser zuhören möchte und langsamer werden im Bilden eines Urteils, und dass ich mehr Musik machen will.

Ich werde hier berichten, wie es mir damit ergeht. Danke fürs Lesen!

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Leadership: the catfight theory

I’ve had some really interesting weeks at work.
For more than three years I had been leading a small team (I’ve been leading teams for more than seven years, three years at my current workplace), starting with 6 people, then 3 people after my new boss had finished restructuring the department.
Whatever the reason, my team is a female-only team.
I find leading mixed teams easier, but I have learned a lot in the past three years and I’m grateful for all the learning opportunities my team gave me.

Well, my boss has now left the company which means I’m back to reporting directly to (male) management. After discovering that the entries on who’s leading whom in our internal database had been changed from me to another guy, I went to my manager and asked what was going on.

His answer was: „When women lead teams of women, or when women lead in general, there’s too much catfight going on, that’s why I want teams to be led by men.“

I was gobsmacked. I really couldn’t say more than „Uh-hu.“ and then try to leave the room as quickly as I possibly could.

I have no problems with someone telling me that I am „the icon of incompetence“ (as happened many years ago on the telephone), or that I am „interculturally illiterate“ (as happened when someone from another country felt deeply misunderstood), or that my leadership skills need improving.

But I really struggle with the concept of being a not-so-good leader in general because of my gender.

Still don’t know how I will react to this or how I will deal with my manager next time I see him, but one thing I know: I will leave this workplace as soon as I can. I’ve put much time and effort into doing good work and I will continue to do so, but I’m not willing to pay the price of having a manager who obviously lives in another century.

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Barrierefreiheit für alle? Barrierefreiheit für alle!

Heute morgen brachte mich meine Twitterfreundin Ulrike wieder einmal ins Grübeln. Sie schrieb von defekten und fehlenden Aufzügen und kaputten Rolltreppen (https://twitter.com/sunmoonstars97/status/470853450994315264)

Ich dachte, eigentlich müsste man Aufkleber drucken, so im Stil der „Landwirtschaft dient allen“-Image-Aufkleber, und „Barrierefreiheit dient allen“ darauf schreiben, und überall an defekte Aufzüge kleben, und Autos, die ohne Ausweis auf Behindertenparkplätzen stehen, unter den Scheibenwischer klemmen und überhaupt.

Barrierefreiheit ist mehr als nur der ein oder andere Lift, eine Ampel mit akustischem Signal oder Untertitel. Und Barrierefreiheit geht uns alle an, seien wir nun sichtbar körperlich eingeschränkt oder nicht.

Barrierefreiheit beginnt im Kopf, aber sie sollte dort nicht auch enden. Barrieren erkennen und anfangen, sie abzubauen, das hilft uns allen.

Funktionierende Aufzüge z.B. an Bahnhöfen freuen auch Leute mit schweren Koffern. Und apropos Bahnhof, viele Menschen verstehen aufgrund der Geräuschkulisse die Ansagen am Glas nur schlecht. Wie schön wäre da eine Laufschrift an der Anzeigetafel. Nicht nur für Gehörlose!
Wer seine Lesebrille vergessen hat und versucht, an einem Fahrkartenautomaten ein Ticket zu kaufen oder gar einen Geldautomaten zu bedienen, fragt sich vielleicht, wie Sehbehinderte das eigentlich machen, und ob es keine bessere Lösung als die viel geliebten Touchscreens gibt.
Wer sich am Bein verletzt hat und mit Krücken durch die Gegend humpelt, freut sich über breite oder gar automatisch öffnende Türen ebenso wie die Eltern mit Kinderwagen, der Rollifahrer, die Oma mit dem Rollator oder der Paketbote mit den Weihnachtsgeschenken.
Gar nicht zu reden von der Frage, ob Lebensmittelverpackungen so kompliziert aufzumachen sein müssen, dass man es weder mit Gipsarm noch mit arthritischen Fingern noch mit eingeschränktem Sehvermögen vernünftig hinkriegt.

Ja, natürlich ist in meinem Leben auch nicht immer alles barrierefrei. Manchmal vergesse ich die Bildbeschreibung, wenn ich ein Foto bei Twitter hochlade. Dass ich nicht in Leichter Sprache schreibe, kann jeder hier in meinem Blog lesen. Dass es in meinem LKW-Forum ein Captcha für die Neuanmeldung gibt, das wird sich noch ändern.

Es sind Kleinigkeiten, die man ändern kann, die aber schon einen Unterschied machen können. Ich hoffe, dass es noch viele dieser kleinen und auch großen Veränderungen geben wird, dass solche Tweets wie der von Ulrike irgendwann einmal der Vergangenheit angehören.

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Gedanken, Musik und die Woche (19&20)

Heute kam ich später als geplant nach Hause. Kaum saß ich im Zug, wurde durchgesagt, dass sich die Weiterfahrt „auf unbestimmte Zeit“ verzögern würde, denn wegen eines Personenschadens sei die Strecke gesperrt.
Ein kollektives Seufzen bei den Pendlern, und große Aufregung bei den Seltenfahrern, inklusive der Frage, welcher Idiot sich denn da vor den Zug werfen würde.
Ich weiß nicht, was einen Menschen dazu bringt, das zu tun. Ich vermute, dass jemand, der das tut, ziemlich verzweifelt ist. Und gleichzeitig aber auch nicht darüber nachdenkt, was er oder sie dem oder der Lokführerin antut, die nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Oder vielleicht ist es ihm oder ihr auch egal? Fragen kann man ja hinterher nicht mehr.
Sehr gut war jedenfalls die Kommunikation im Zug. Der Zugbegleiter gab laufend Informationen zu Umleitungen und möglichen Anschlüssen und versteckte sich nicht irgendwo im Zug, sondern lief herum und beantwortete Fragen. So darf das sein.
Und meine Sitznachbarin konnte ich auch glücklich machen. Sie rief von meinem Handy ihre Tochter an, um zu sagen, dass sie später ankommen würde. Dass ich kein Geld für das Telefonat nehmen wollte, konnte sie erst gar nicht fassen.
Dann hatte ich noch Glück, dass mein Nachbar nicht weit von meinem Zielbahnhof entfernt unterwegs war und sofort bereit war, mich abzuholen und mit nach Hause zu nehmen – auf den nächsten Bus hätte ich gut 50 Minuten warten müssen.

So haben selbst chaotische Abende etwas Schönes, und so sitze ich nun hier und kann mir die Zeit zum Schreiben dieses Beitrags nehmen.

In den letzten Wochen ging es teilweise sehr musikalisch zu.
Auf einer Veranstaltung in Wiesbaden konnte ich die wunderbare Kaye Ree live hören. Ein echtes Erlebnis!
(Wer mal reinhören mag: http://www.kaye-ree.com/index.php)
Und dann waren wir in Offenbach im Capitol, um die Baseballs zu hören.
Die Vorgruppe (77 Bombay Street) war richtig gut. Die Baseballs waren es auch, aber… ich komme ohne ein dickes, fettes Aber nicht aus. Der Sound war so schlecht abgemischt, dass man bei fast allen Songs nur den Bass und das Schlagzeug hörte, und der Rest (der mehrstimmige Gesang, das Klavier, die Gitarre) ziemlich unterging. Das war schade. Nichts gegen Musik, wenn sie laut ist, Ohrstöpsel habe ich bei Konzerten eh immer dabei, aber die Mischung sollte halt auch stimmen. Auf dem Weg nach Hause haben wir die CD angehört, das war dann wieder richtig gut.

Auf der Arbeit läuft es soweit gut, und gesundheitlich geht es mir prächtig. Egal, was kommt, das ist wichtig, und darüber bin ich sehr froh.

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Gesund oder krank?

Es gibt Menschen, die wirft so leicht nichts aus der Bahn. Sie sind mit einer schier unerschöpflichen Energie gesegnet und belastbar wie ein alter Eichenbalken.
Ein Teil von mir ist so. Ich habe ein breites Kreuz, ich bin voller Tatendrang, ich habe immer irgendwelche Ideen und ständig etwas zu tun.

Aber es gibt auch noch einen anderen Teil, einen, der sich nur ganz selten mal zu Wort meldet, den Teil von mir nämlich, dem das alles zu viel ist und der dann irgendwann die Notbremse zieht.

Heute kann ich sagen, ja, mir geht es gut, ich bin wieder fit, es zwickt nicht mehr in mir drin, weder in der Seele noch im Körper, aber es hat doch eine Weile gedauert.
Und heute, da es mir wieder gut geht, möchte ich von einer Begebenheit berichten, die mich zwischendurch ziemlich runtergezogen hat.

Da war ich nun, seit Wochen zuhause, den täglichen Kampf mit mir und den Beschwerden kämpfend, mit guten und ziemlich schlechten Tagen, aber glücklicherweise mit einem sehr guten Arzt und, fast noch wichtiger, mit enormem Rückhalt durch meinen Mann. Trotz aller Anstrengungen und meiner Ungeduld mit mir selbst überwogen die schlechten Tage, so dass ich lange nicht arbeiten gehen konnte, somit aus der Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber fiel und die Krankenkasse auf den Plan trat.

Das geschah auf eine Weise, die mich sprachlos machte.

Ich saß eines Nachmittags (in der 7. Krankheitswoche) auf dem Sofa, da klingelt das Telefon und eine Sachbearbeiterin meiner Krankenkasse meldet sich. Ich sei ja nun schon eine Weile krank, was denn da los wäre. Der medizinische Dienst (bei dem ich in der 3. Krankheitswoche war, da mein Arbeitgeber bei der Krankenkasse Zweifel bezüglich meiner Arbeitsunfähigkeit angemeldet hatte) habe mich doch untersucht und festgestellt, dass ich zu Zeitpunkt X wieder arbeitsfähig sein würde. Ich sagte, dass ich auch gerne schneller wieder auf die Beine kommen würde, dass es aber noch nicht so weit sei und dass das bei der Untersuchung durch den medizinischen Dienst auch klar war, dass eine Prognose schwierig wäre.
Die Sachbearbeiterin warf mir dann mehr oder weniger Simulantentum vor, deutete an, mein Hausarzt habe ja wohl keine Ahnung, ich solle dringend zu einem Spezialisten, wobei mir ja hoffentlich klar sei, dass es lange Wartezeiten gäbe, und warum ich nicht schon längst bei einem Spezialisten gewesen sei und dass es ja außerdem nicht anginge, dass ich immer noch zuhause sei. Dann drohte sie mir noch mit Einschränkung des Krankengeldes, und erst, als ich am Telefon eine Panikattacke hatte und in Tränen ausgebrochen war, gab sie sich versöhnlich und meinte, sie mache doch nur ihre Arbeit, wolle nur helfen und würde mir die Formulare jetzt zuschicken.

Liebe Krankenkasse, ich weiß wohl, dass eine lange Arbeitsunfähigkeit für niemanden schön ist, auch nicht für Dich, denn Du musst dann Geld bezahlen. Ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die das System ausnutzen. Und ich habe bis zu einem gewissen Grad Verständnis dafür, dass Du wissen möchtest, wer unter Deinen Versicherten das System ausnutzt. Aber dass Du Deine Versicherten heftiger bedrängst als der typische Zeitschriftenaboverkäufer, und das gerade dann, wenn jemand mit psychischen Problemen kämpft, das kann doch nicht zielführend sein.
Spart es denn Krankengeld, wenn ich nach einem solchen Anruf erst einmal Stunden brauche, um wieder einigermaßen klar denken zu können? Wenn ich auf meinem Genesungsweg um Tage, wenn nicht Wochen zurückgeworfen werde, weil ich mich fühle wie der letzte Depp, der wohl nichts besseres zu tun hatte, als absichtlich krank zu werden?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Vorgehen hilfreich ist. Schon gar nicht, wenn solche Anrufe auch bei Leuten gemacht werden, denen es in dem Moment richtig dreckig geht. Ich hatte Glück, ich war zum Zeitpunkt des Anrufs gerade ziemlich stabil und mein Mann war zuhause und konnte mich direkt auffangen, aber was ist mit Menschen, bei denen das nicht der Fall ist?

Ich bin heilfroh, dass es mir wieder gut geht. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben müssen.

Ach ja, meine Sachbearbeiterin und ich sind inzwischen sehr höflich miteinander, nachdem ich ihr bei ihrem zweiten Anruf deutlich gesagt hatte, dass ich keine Lust auf solche Spielchen hätte. Aber es hätte einfach nicht sein müssen. Und der Spezialist, bei dem ich in Behandlung war, sagte nur, diese Kasse kenne er, die würden die Versicherten eher kränker denn gesünder machen.
Ich wünsche mir und allen, denen es ab und zu schlecht geht, dass das nicht zur Regel wird.

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Die Woche (11&12)

Nach einer kleinen Pause kommt der Wochenbericht heute im Doppelpack.

Es gab einige Highlights, und das ein oder andere Erlebnis zum Kopfschütteln. Gesundheitlich geht es mir inzwischen so gut, dass eine Wiedereingliederung am alten Arbeitsplatz ansteht – zumindest, wenn der Arbeitgeber zustimmt. Ob alles so abläuft wie geplant werde ich nächste Woche berichten.

Der Höhepunkt der letzten beiden Wochen war eindeutig das Konzert von Sunna Gunnlaugs, Scott McLemore und Þorgrímur Jónsson in Karlsruhe. Ich mag die Musik des Trios schon seit langem und habe einige Aufnahmen, und live auf der Bühne sind sie ein ganz tolles Erlebnis. Wer mal reinhören möchte: http://www.sunnagunnlaugs.com/

Dann hatten wir Besuch von einem lieben Bekannten, mit dem ich seit gut 12 Jahren online Kontakt hatte, aber irgendwie hatten wir es nie geschafft, uns zu treffen. Bis jetzt. Es war ein wunderbarer Nachmittag und wird sicher nicht das letzte Treffen gewesen sein.

Ein Kopfschüttelerlebnis hatte ich bei meiner Suche nach einem neuen Handy. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte ich immer Nokiahandys, aber irgendwie sagen mir die aktuellen Nokias nicht zu, so dass ich überlegte, mal etwas anderes zu nehmen. Darüber nachgedacht hatte ich schon vor ein paar Monaten, doch akut wurde das Thema erst, als bei meinem Nokia die Macken massiv zunahmen und so entschied ich mich doch recht schnell für ein neues Modell. Da ich ein Telefon mal in der Hand gehabt haben möchte, bevor ich es kaufe, und da ich gerne auch in einen Laden gehe, anstatt online einzukaufen, fuhr ich in die nächste Kleinstadt, um mir Handys anzuschauen. Die „Beratung“ war gelinde gesagt eine Katastrophe. Es wurde überhaupt nicht gefragt, was ich mit dem Telefon vorhabe, ob ich viel oder wenig telefoniere, viel oder wenig surfe, sondern die Handys wurden mir allein aufgrund ihrer Prozessorgeschwindigkeit empfohlen. Und als ich dann mein altes Nokia aus der Tasche zog, konnte sich der Verkäufer das Lachen nicht verkneifen und sagte, mein Handy sei ja so alt, das habe ja noch gar keinen Prozessor, und es würde ja Zeit, dass mir mal jemand zu einem zukunftsfähigen Gerät verhelfe.
Ich habe dort nicht gekauft, sondern mein Telefon bei der sehr freundlichen und zuvorkommenden Kundenhotline meines Mobilfunkanbieters bestellt.
Übrigens war ich am gleichen Tag in besagter Kleinstadt in einem Elektrofachmarkt, wo die Beratung so klasse war, dass ich mit dem örtlichen Handel wieder versöhnt wurde.
Das mit dem fehlenden Prozessor in meinem alten Handy sorgte für große Heiterkeit unter meinen technikaffinen Freunden.

Bis nächste Woche!

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Die Woche (5)

Im Wechselbad der Gefühle… anders kann ich die Woche kaum beschreiben.

Es gab viel Stoff zum Nachdenken, schöne Stunden in der freien Natur, die übliche Hausarbeit, doch nach einem unerwarteten und deshalb umso heftiger empfundenen gesundheitlichen Rückschlag war das Wochenende erst einmal gelaufen.

Am Montag entstand dann ein neuer Blogbeitrag, für den ich so viel Zustimmung und positive Rückmeldung bekommen habe, dass die Welt schon gleich wieder viel heller und bunter wurde. Danke dafür!

Dank meiner (über)eifrigen Sachbearbeiterin bei der Krankenkasse, die sich ständig etwas Neues einfallen lässt, wurde es noch nichts mit der Reduzierung der Häufigkeit meiner Arztbesuche, aber immerhin freuen sich die Damen an der Anmeldung immer, mich zu sehen und interessieren sich sehr für meine Strickfortschritte. Da ich nie weiß, wie lange ich warten muss, habe ich das Strickzeug im Wartezimmer stets zur Hand.

Es heißt weiterhin Geduld zu haben und nicht zu schnell sein zu wollen, ein andauernder Lernprozess für mich.

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Stark oder schwach oder beides

„Du bis ssu stark fur eine Frau.“ sagte vor Jahren einer meiner WG-Mitbewohner zu mir, als ich, die Musikstudentin, das Telefon reparierte, was ihm, dem E-Technik-Studenten, nicht gelingen wollte. Sein Frauenbild aus dem heimischen Dorf irgendwo in Afrika war ein ganz anderes als das, was er in unserer WG kennenlernte, und auch wir lernten einiges dazu in den wenigen Monaten, in denen wir Wohnzimmer und Küche teilten.

Zu stark, stark genug, schwach oder zu schwach, woran macht man das eigentlich fest?
Im Grunde ist es ja ganz oft eine Frage der Perspektive. Wo stehe ich, wie erlebe ich eine Situation, wie erlebe ich mich in dieser Situation?

Ich wirke auf viele Menschen ziemlich stark und belastbar. Und in vielen Bereichen bin ich es auch. In manchen jedoch überhaupt nicht. Und das kann für Menschen, die nur meine starke Seite kennen, verwirrend oder gar unrealistisch sein. Gerade im Moment, wo ich nicht hundertprozentig fit bin, kommt es immer wieder dazu, dass mir jemand sagt, er könne überhaupt nicht verstehen, was mein Problem sei, ich solle mich doch nicht so hängenlassen, ich würde mich doch sonst auch nicht so anstellen. Ich weiß, dass es schwierig sein kann, Schwäche und die eigene Hilflosigkeit als Außenstehender einfach mal zuzulassen, deshalb versuche ich, mir solche Aussagen nicht zu Herzen zu nehmen, aber manchmal treffen sie mich doch.
Gäbe es einen Schalter, den ich einfach nur umlegen müsste und alles wäre wieder wie vor drei oder vier Monaten, dann würde ich das möglicherweise tun. Da es diesen Schalter aber nicht gibt, kann ich nur jeden Tag ein Stück weitergehen auf meinem Weg und freue mich über jeden Moment, in dem ich einfach so sein kann, wie ich im Moment bin, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen, dass es mir nicht gut geht.

Ich neige dazu, schnell zu sein. Diese Eigenschaft ist oft hilfreich, aber für Dinge, die Zeit brauchen, ziemlich hinderlich. Da mache ich gerade wieder einen großen Lernprozess durch, und vor allem merke ich eines, dass ich nämlich gleichzeitig stark und schwach sein kann und dass beides zu mir gehört.
Dass ich Menschen in meinem Leben habe, die mir das zugestehen und mich auf meinem Weg begleiten, macht mich sehr froh.

Ich wünsche allen, die auch ab und zu aus dem Rahmen fallen oder nicht in Schubladen eingeordnet werden können oder wollen, dass sie etwas finden, was ihnen Kraft gibt. Kraft, um gleichzeitig stark und schwach zu sein, so wie es gerade passt.

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Die Woche (3)

Mit einem Tag Verspätung gibt es heute wieder einen kleinen Wochenrückblick.

Es hat sich nicht viel getan, außer dass sich, wenn sich alles weiterhin so gut entwickelt, die Häufigkeit der Arztbesuche reduzieren wird, und darüber bin ich sehr froh.

In unserem Dorf gibt es seit einiger Zeit mehr oder weniger heiße Diskussionen darüber, ob auf einem der Hügel oberhalb des Dorfes Windräder aufgestellt werden sollten oder nicht. Ein Lokalpolitiker fasste das im Gespräch mit mir folgendermaßen zusammen: Es sei ganz egal, wer die Windräder haben wolle und wer nicht, und wie viele sie haben wollten und wie viele nicht, in Hessen gäbe es bislang 2300 Windräder, und für diesen „Energiestrom, also, Energiewendestrom“ seien insgesamt 5000 Windräder für Hessen vorgesehen, da kämen wir einfach nicht drum herum. Ich bin gespannt, ob sich seine Prognose bewahrheiten wird. Dass es auf unseren Hügeln genug Wind gibt, um Windräder sinnvoll zu betreiben, bezweifle ich. Es gibt sicher irgendwo entsprechende Zahlen – und andere Zahlen, die das jeweilige Gegenteil sagen. Ich bin gespannt, wie sich unser Gemeindeparlament entscheiden wird, wenn die Frage dann tatsächlich zu beantworten ist, wie viele Windräder denn nun gebaut werden können.

Diejenigen, denen das Land gehört, werden die 30.000 Euro Jahrespacht (von dieser Summe erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand) möglicherweise nicht ausschlagen können oder wollen.

Der Winter lässt weiterhin auf sich warten. Die Schneeschaufel steht ungenutzt im alten Schweinestall, und vom extra gekauften Streumittel haben wir bislang auch nichts gebraucht. Ob sich diejenigen, die sich jetzt über den fehlenden Winter freuen, dann im Frühjahr und Sommer über zu viel kriechendes und fliegendes Ungeziefer, das mangels langer Frostperioden wohl wiederkommen wird, beschweren werden, bleibt abzuwarten.

Ich hätte jedenfalls nichts gegen ein paar Tage Kälte, und das nicht nur, weil ich „so ein Polarhuhn“ bin, wie mich ein Freund einmal nannte. Aber das Wetter gehört nicht zu den Dingen, die wir uns aussuchen können.

Apropos aussuchen, Voltaire soll gesagt haben, es sei förderlich für die Gesundheit, glücklich zu sein, und deshalb habe er beschlossen, es auch zu sein – wohl dem, der diesen Entschluss fassen kann. Manchmal ist das gar nicht so leicht.

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Selbstbild, Fremdbild und die Waage

Wenn ich vor einem Zeitschriftenregal stehe und die „Frauenzeitschriften“ anschaue, hat gefühlt jedes zweite Magazin auf der Titelseite einen Hinweis auf eine Diät. Doch keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, ich habe nicht vor, hier meine besten Diättipps zu posten – ich hätte gar keine. Zum einen lese ich „Frauenzeitschriften“ sehr selten, weil mich die meisten Themen darin gar nicht interessieren, und zum anderen stehe ich Diäten eher kritisch gegenüber. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen, vor allem Frauen, sich zu schnell einreden (lassen), sie seien zu dick und müssten unbedingt etwas ändern, um schön/liebenswert/begehrenswert zu sein.

Ich bin selbst nicht (mehr) schlank. Ich habe, wie man in meiner bayrischen Heimat sagen würde, ordentlich „Holz vor der Hüttn“, breite Schultern und auch ein bisserl Knuddelfett an Bauch und Hüften. Aber ich mag mich, ich fühle mich wohl, und ich bin gesund.
Ich koche und esse gerne, und ich freue mich, wenn ich zusammen mit anderen etwas Leckeres genießen kann.

Vor ein paar Tagen schlugen ein paar Mitarbeiterinnen vor, wir sollten doch einmal zusammen zum Mittagessen gehen. Der Vorschlag wurde von fast allen begeistert aufgenommen. Nur die Schlankste in der Runde sagte, sie könne nicht mitkommen, denn sie sei auf Diät. Bereitwillig gab sie über ihr aktuelles Gewicht Auskunft: 57kg. Sie ist 1,75m groß.
Auf die Frage, wie viel und vor allem wo sie denn etwas abnehmen wolle, sagte sie, sie dürfe maximal 54kg wiegen, alles andere sei „nicht schön“.

Wir konnten sie nicht überreden, uns zum Essen zu begleiten.

Ich möchte das nicht bewerten, aber es fällt mir schwer. Ich wünsche ihr jemanden, der sie in den Arm nimmt und ihr sagt, dass sie schön ist und sich schön fühlen darf, auch mit 57kg.

Wir werden alle beeinflusst von dem, was wir sehen und hören. Vor gut zwölf Jahren sagte mir mal ein Mann, ich sei ja „ganz schön moppelig“. Ich entgegnete entrüstet, ich hätte einen BMI von 23, das sei doch prima. Er sagte, „moppelig bist du trotzdem“. Das hat mich für ein paar Minuten zweifeln lassen.

Aber dann gewann mein Selbstbewusstsein die Oberhand und streckte ihm heimlich die Zunge raus.

Meine Waage blinkt mir einmal pro Woche ein paar Zahlen entgegen. Ich nehme diese zur Kenntnis, aber sie bestimmen mich nicht. So lange ich stundenlang Holz spalten und stapeln kann, ohne außer Atem zu geraten, so lange ich mit meiner Nichte und meinem Neffen herumtollen kann, ohne dass mir alles weh tut, so lange ich mit dem Notfallrucksack auf dem Rücken zu einem Patienten rennen kann, ohne mich daneben legen zu müssen, so lange darf mir meine Waage anzeigen, was sie mag. Und wenn ich keine Lust habe, steige ich nicht einmal drauf.

Ich wünsche jeder und jedem, sich schön finden zu können, und wenn das nicht der Fall ist, Hilfe und Verständnis zu bekommen.

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