Spaß im Erste-Hilfe-Kurs

Ja, richtig gelesen. Erste-Hilfe-Kurse können Spaß machen. Dazu müssen die Voraussetzungen stimmen, u.a. sollte der Ausbilder oder die Ausbilderin Spaß haben und die Teilnehmer motivieren können.
Wer mein Blog schon länger liest oder mir bei Twitter folgt, weiß, dass ich einen Teil meiner Freizeit damit verbringe, anderen Menschen Erste Hilfe beizubringen. Ich freue mich über jeden Teilnehmer, und ganz besonders freue ich mich, wenn ich am Ende des Kurses die Rückmeldung bekomme, dass es Spaß gemacht habe und man nun auch nicht mehr so viel Angst vor dem Helfen hat. Das schaffe ich sicher nicht bei jedem Teilnehmer, aber ich lege Wert darauf, dass niemand die Zeit einfach nur absitzt und von mir zugelabert wird, sondern dass ich viele Lernangebote mache, die meine Teilnehmer dann annehmen können (oder auch nicht).
[Ich meine ja auch, dass die Kurse nicht nur Spaß machen können, sondern auch sollen, weil man dann auch eher Lust darauf bekommt, anderen zu helfen. Das ist aber ein anderes Thema für einen anderen Tag.]

Einen besonders schönen Kurs hatte ich am vergangenen Samstag. Es war ein eintägiger Kurs in Lebensrettenden Sofortmaßnahmen, die Teilnehmerzahl war ziemlich überschaubar, die Gruppe bunt gemischt. Von Fahrschülern bis hin zu Interessierten, die einfach mal Erste Hilfe lernen wollten.

Ein Teilnehmer hatte eine sichtbare körperliche Einschränkung. Ihm fehlte ein Unterarm.
Nun muss man ja in der Ersten Hilfe im wahrsten Sinne des Wortes Hand anlegen. Mein Einfallsreichtum war gefragt, die Maßnahmen für diesen Teilnehmer so anzupassen, dass er sie auch durchführen konnte.
Was im Laufe des Tages geschah, hat mich unheimlich gefreut. Irgendwann saßen alle da und diskutierten miteinander, wie dieser Teilnehmer mit seinen Möglichkeiten am besten helfen könnte. Da wurde gemeinsam ausprobiert, vorgeschlagen, nachgemacht, geredet und gelacht, und es musste niemand dazu aufgefordert werden.

Das ist es, was ich meine, wenn ich von Inklusion spreche. Dass Menschen sich gegenseitig annehmen und gemeinsam Lösungen suchen, und dass jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten mit dabei sein kann.

Für mich sind solche Momente sehr wertvoll und sehr schön, und das wollte ich heute einfach mal mit Ihnen und Euch, liebe Leserinnen und Leser, teilen.

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Alle reden vom Wetter…

… was ja kein Wunder ist bei den für heute angekündigten 37°C Tageshöchsttemperatur.

Ich gehöre einer Minderheit an. Ich mag diese Hitze nicht.
Wenn ich etwas dazu sage, bekomme ich zur Antwort, ich solle mich nicht so anstellen, der nächste Winter käme doch eh, Regen sei ja auch kein gutes Wetter, und überhaupt.
Deshalb sage ich meist nichts.

Wer mich kennt, weiß, dass ich alle Jahreszeiten mag. Wer mich kennt, weiß darüber hinaus auch, dass ich kühle Temperaturen liebe, dass ich Wind mag, und Regen, und Sturm. Trotzdem mag ich auch den Sommer. Aber wenn ich in den Urlaub fahre, dann nicht an Orte, wo es sehr warm ist.

Wer denkt, dass jemand, nur weil er oder sie Hitze nicht gut verträgt, ein humorloser, komischer Mensch sei und darüber belehrt werden müsse, was ein „richtiger Sommer“ sei und wie man diesen zu genießen habe, der möge das weiterhin denken. Währenddessen transpiriere ich halt still vor mich hin und bin gedanklich an für mich schöneren Orten.

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Hausgeschichten

Wer meinem Twitteraccount @andijah folgt, weiß, dass wir ein Fachwerkhaus besitzen, welches wir seit geraumer Zeit renovieren.
Wir hatten ursprünglich einmal vorgehabt, ein leeres Grundstück zu kaufen, und für uns ein Holzhaus zu bauen und für unsere Laster eine Garage dazu. Nun ist das nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Wir benötigen eine gewisse Grundstücksgröße, und vor allem müssen die Laster erlaubt sein, und das ist z.B. in Wohngebieten in Hessen nicht der Fall. Das soll aber jetzt hier nicht das Thema sein.
Neben der Grundstückssuche habe ich immer auch auf den verschiedenen Immobilienplattformen nach bestehenden Häusern gestöbert. Ein Kindheitstraum von mir war es, einmal ein altes Bauernhaus zu besitzen, und zufällig wurde ich auf ein Haus im Nachbardorf aufmerksam. Auf den Fotos sah es gar nicht so schlecht aus, das Grundstück war riesig, und so fuhren wir dann auch mal dort vorbei und stellten fest, dass es auch in natura einigermaßen ordentlich aussah.
Nach langem Hin und Her und Abenteuern mit dem Makler (von denen ich vielleicht ein anderes Mal erzähle) haben wir dann das Haus gekauft.

Das Haus stammt ungefähr aus dem Jahr 1780, ganz genau weiß das niemand, und hat einen Gewölbekeller, der nochmal gut 100 Jahre älter ist. Es ist ein Fachwerkhaus, aber ohne Sichtfachwerk, und in einem Teil des Erdgeschosses wurde das Fachwerk in den 1950er Jahren durch Mauerwerk ersetzt. Unser Plan sah vor, dass wir das Haus von außen dämmen würden, neu verputzen, und ihm neue Fenster verpassen, und dass wir dann den Innenbereich renovieren und einziehen würden. Das alles sollte, so die Idee, innerhalb eines Jahres nach dem Kauf geschehen.

Nun ja. Es geschah einiges davon, der Einzug steht allerdings immer noch aus. Aber es geht voran, denn seit letztem Wochenende ist im Erdgeschoss das Bad komplett fertig, inkl. nagelneuer Waschmaschine, und nun geht es mit der Küche weiter. Wir haben eine funktionierende Heizung, wir haben einen gedämmten Fußboden, und hinterm Haus entsteht im Moment die Garage.

„Warum dauert das nur so lange?“, werde ich manchmal gefragt. Im Leben kommen halt immer Dinge dazwischen, so z.B. im ersten Jahr die Tatsache, dass wir eine komplette Fachwerkaußenwand erneuern mussten, weil das Holz durch Feuchtigkeit und Ameisenbefall nichts mehr trug. Wie das Haus sich damit arrangiert hatte und nicht zusammengestürzt ist, ist erstaunlich. Als wir den Schaden entdeckten, war dieser sicher schon 30 Jahre alt, wenn nicht älter. Inzwischen ist aber alles gut, und von außen sieht das Haus richtig toll aus.

Ich werde hier ab und zu von unseren Fortschritten berichten. Wenn ich nicht gerade Fliesen lege, den Rasen mähe oder Socken stricke. 🙂

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Muttertag

Ich habe heute nicht Muttertag gefeiert.
In meiner Familie wurde der Tag auf Wunsch meiner Mutter nie so recht begangen. Natürlich haben wir in Kindergarten und Grundschule putzige Sachen zu Muttertag gebastelt und auch verschenkt, aber was mir wesentlich mehr in Erinnerung geblieben ist, ist, dass meine Mutter stets sagte:
„Ich möchte nicht bloß einmal im Jahr von meinen Aufgaben im Haus entlastet werden. Ich möchte nicht bloß einmal im Jahr liebe Kinder haben, die ohne zu murren den Müll rausbringen. Ich möchte nicht bloß einmal im Jahr einen Blumenstrauß. Ich möchte, dass wir uns alle das ganze Jahr über gegenseitig unsere Wertschätzung zeigen und so miteinander umgehen, als wäre jeden Tag ein besonderer Tag.“

Ich gebe zu, das ist uns nicht immer gelungen. Wir waren nicht immer brave Kinder, aber im Großen und Ganzen hat es doch recht gut geklappt, das mit der Wertschätzung. Und ich bin meiner Mutter und auch meinem Vater sehr dankbar, dass sie mir das beigebracht haben. Denn davon habe ich als Erwachsene mehr, als wenn ich jedes Jahr zum Muttertag nur Blümchen gepflückt hätte.

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Erinnerungen (1) und Auswanderei

Zwei von mir sehr geschätzte Menschen sind daran „schuld“, dass es ab heute eine neue Kategorie hier im Blog gibt. Die Kategorie heißt „Damals“ und ich werde ab und zu Geschichten und Begebenheiten aus meiner Kindheit und Jugend erzählen.

Im Jahr meiner Geburt spielte Deutschland bei der Fußball-WM im Finale gegen die Niederlande. Ich saß beim Endspiel auf dem Schoß eines Kollegen meines Vaters. Sein Name war Antoon, und er stammte aus Zwolle in den Niederlanden. Meine Mutter erzählt gerne, sie habe irgendwann Angst um mich gehabt und habe mich gegen Ende des Spiels lieber wieder selbst festgehalten. Ihre Schilderungen dieser Szene sind so lebhaft, dass ich fast glaube, es sind meine eigenen Erinnerungen, die ich dazu in meinem Kopf habe.
Ich habe Antoon einige Jahre später wiedergesehen, und ich erinnere mich, dass er ein sehr freundlicher Mann war, der mich sicher niemals hätte fallen lassen, selbst wenn das Spiel 5:1 ausgegangen wäre.

Wenn mich jemand fragt, wann ich geboren bin, erzähle ich gerne die Geschichte davon, dass ich das Endspiel der 74er WM schon gesehen habe.
Darunter kann man sich auch im allgemeinen viel mehr vorstellen als wenn ich sagen würde, dass ich ein Jahr vor der Gründung der Industrial Vehicles Corporation (besser bekannt unter dem Namen Iveco) geboren wurde, oder in dem Jahr, in dem die Unimog-Baureihe 425 vorgestellt wurde. Wer mich ein bisserl kennt, wird sich über den Hinweis auf diese Eckpunkte der LKW-Geschichte wohl nicht wundern. Ich glaube allerdings, dass meine Begeisterung für Nutzfahrzeuge wenig bis nichts mit den genannten Geschehnissen zu tun hat. Sonst müssten ja alle Menschen meines Jahrgangs ein Faible dafür haben.

Ich bin am Stadtrand von München aufgewachsen, mit dem großen Glück, immer einen Garten zu haben, und auch einen Wald fast direkt am Haus. Ich hatte also irgendwie beides, die Freiheit des Draußenseinkönnens, und das Großstadtflair.
Eine Zeitlang war es irgendwie „in“, eine schreckliche Kindheit gehabt zu haben. Selbst mit viel Phantasie könnte ich das für meine Kindheit nicht sagen. Ja, manchmal fühle ich mich ein wenig entwurzelt, weil wir bis zu meinem 14. Geburtstag fünf Mal umgezogen sind, und ich jedes Mal Vertrautes zurücklassen musste, aber andererseits habe ich gelernt, mich an neuen Orten schnell zurechtzufinden und habe, wenn auch keinen Einzelort als Heimat, viele Flecken, an denen ich mich zuhause fühle. Und: ich spreche neben Hochdeutsch vier Dialekte, wenn auch nicht mehr alle perfekt, wie meine beste Freundin aus oberpfälzer Zeiten nicht müde wird zu betonen.
Eine leichte Ruhelosigkeit habe ich bis vor gut zehn Jahren auch behalten. Ich habe in Bremen studiert, war dann in London, immer unterwegs, und mit Sesshaftigkeit konnte ich lange nichts anfangen. Das hat sich aber geändert. Seit zwei Jahren bin ich stolze Hausbesitzerin, und habe mein Zuhause gefunden. Ich reise nach wie vor gerne, ich mag es, Neues auszuprobieren und kennen zu lernen, aber ich muss nicht mehr alle paar Jahre umziehen, um mich wohlzufühlen.

Oft werde ich gefragt, warum ich denn nicht auswandern würde. Zum einen, weil ich in England ein bisserl Heimat habe und Englisch wie Deutsch spreche, zum anderen, weil es mir in Island und Schweden gut gefällt und ich immer wieder dort hinfahre. Viele Menschen, mit denen ich übers Auswandern spreche, suchen anderswo das Glück, das sie meinen, hier nicht finden zu können. Es gibt sicher Probleme, die man in Deutschland hat, die es anderswo so nicht gibt. Dafür gibt es aber andere Probleme und Herausforderungen. Und das, was man selbst in sich trägt, nimmt man immer mit, egal, wohin man geht. Insofern hängt mein persönliches Glück nicht nur davon ab, wo ich wohne, und welche Sprache um mich herum gesprochen wird, sondern davon, wie es mir geht und wie ich mit meiner Umwelt klarkomme. Ich muss nicht auswandern, um glücklich und zufrieden zu sein. Ich kann mich auch einfach in meinen oberhessischen Garten setzen, einen selbstgemachten Apfelwein trinken und dabei ein englisches, schwedisches oder isländisches Buch lesen.

Apropos Garten, der wird sich in nächster Zeit wieder einmal verwandeln, denn wir bekommen endlich wieder eine große Scheune, die früher zum Anwesen gehörte, aber irgendwann abgerissen worden war. Jetzt bauen wir neu, und darüber werde ich hier sicher auch berichten. Alles jedoch zu seiner Zeit.

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Warum eigentlich Inklusion?

„Was hast du eigentlich nur immer mit dieser Inklusion, du bist doch gar nicht behindert.“ fragte mich neulich jemand, als wir uns über das Thema Untertitel und Hörfilme unterhielten.
Dieser Jemand sagte dann, Inklusion sei hauptsächlich für Menschen, die einen Behinderten in der Familie hätten oder sich beruflich mit Behinderten befassten. „Für uns Normale ist das doch unwichtig.“

Ja, was hab ich denn auch nur immer mit der Inklusion? Ich bin mit guter Gesundheit gesegnet, ich bin nur ziemlich kurzsichtig, was sich durch eine Brille ausgleichen lässt, und bis auf die Tatsache, dass ich LKW und ölige Hände liebe und eine schlechte Hausfrau bin, bin ich derzeit wohl weitgehend normal.
Was kümmert’s mich also, ob Fernsehsendungen untertitelt sind, ob es Hörfilme und Hörbücher gibt, ob Räume barrierefrei zugänglich sind, ob Führhunde in ein Geschäft dürfen?

Für den Jemand war das im Verlauf des Gesprächs plötzlich klar: „Ach so, na, du hast behinderte Freunde, um die musst du dich natürlich kümmern.“

Freundschaft ist vielschichtig. Manchmal kümmern sich Freunde umeinander, stimmt. Aber es ist doch beileibe nicht so, dass Freundschaft auf einem Gefälle basiert, auf „einer hilft immer“ und „einer braucht immer Hilfe“. Freundschaft ist ein Geben und Nehmen, und wir haben alle unsere Stärken und Schwächen, unsere Vorlieben und Abneigungen, wir sind in erster Linie Menschen.

Man mag mich naiv nennen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Gesellschaft dann am besten funktioniert, wenn alle dabei sind.
Was haben wir denn davon, wenn wir diejenigen, die vermeintlich anders sind, außen vor lassen? Und vor allem, ist diese „Normalität“, an die sich viele so klammern, nicht nur eine Momentaufnahme? Wer definiert, was „normal“ ist? Und warum sollte sich jemand verstecken, der nicht in dieses Bild passt?

Glatzköpfe und Langhaarige, Kluge und Langsamdenker, Blindfische und Weitsichtige, Tänzer und Stillsitzer, Handwerker und Mundwerker, wie langweilig wäre doch die Welt, wenn es keine Besonderheiten gäbe.

Und dass alle Menschen die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, sollte selbstverständlich sein. Wir alle profitieren davon.
Dass man darüber überhaupt diskutieren muss, ist das, was für mich nicht normal ist.

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Aufstehen oder liegenbleiben

Morgens, wenn der Tag anbricht und der Wecker, der einem selten eine Wahl lässt, nicht klingelt, stellt sich für den ein oder anderen die Frage, ob man aufstehen solle oder lieber liegenbleiben.
Doch darum soll es mir heute gar nicht gehen.
In den letzten Tagen las ich häufig schlaue Sprüche, die mir sagen, dass hinfallen keine Schande sei, aber liegenbleiben schon.
Manchmal kann so ein Satz hilfreich sein.
Manchmal kann so ein Satz aber auch falsch sein.

Ich frage mich mitunter, ob das liegenbleiben tatsächlich so verkehrt ist.
Gut, wir kennen vermutlich alle diesen Typ Mensch, der häufig jammert, stets das Schlimmste erwartet und wenn es dann eintrifft, im eigenen Leid verharrt und gar nicht den Anschein erweckt, als sei er an konstruktiven Lösungen interessiert. Das meine ich nicht.

Manchmal fällt man, und es tut richtig weh. Aufstehen geht dann nicht gleich. Aufstehen geht vielleicht auch nicht morgen, sondern erst viel später.
In solchen Situationen braucht man niemanden, der einem sagt, das liegenbleiben sei falsch.
In solchen Situationen braucht man jemanden, der sich mit auf den Boden setzt und einfach nur da ist. Ohne Ratschläge, ohne schlaue Sätze, vielleicht mit einem Taschentuch, einem Pflaster oder einer Tasse Tee.

Es auszuhalten, dass jemand gefallen ist und nicht gleich wieder aufsteht, fällt vielen Menschen schwer. Es scheint viel leichter, demjenigen möglichst schnell auf die Beine zu helfen, damit das Leben weiter geht, weil man doch auch nur die Krone richten muss nach dem Sturz, und dann wieder lacht.

Ja, manchmal braucht man, wenn man unten ist, auch eine mehr oder weniger deutliche Aufforderung, es mal mit dem Aufstehen zu probieren.
Manchmal ist liegenbleiben aber wichtig, um wieder zu Kräften zu kommen.

Wann liegenbleiben, aufstehen, Hand halten oder in den Hintern treten an der Zeit ist, ist für jeden unterschiedlich. Genau hinschauen und zuhören und nicht direkt in den Ratschlagsmodus zu verfallen ist aus meiner Erfahrung ein guter Anfang.

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Was ich so mache…

… wenn ich eine Weile nicht blogge:
* Bücher lesen
* Tagebuch schreiben (auf Papier, mit Tinte)
* Haus renovieren
* Erste Hilfe unterrichten
* Musik hören
* Musik machen
* stricken
* kochen
* LKW fahren
* im Garten wurschteln

Und ja, natürlich könnte ich über all das auch bloggen. Nur bin ich manchmal einfach zu müde, zu faul, zu unlustig. Aber ich freue mich über all diejenigen, die trotzdem immer mal hier reinschauen, um zu sehen, ob es etwas Neues gibt. Wenn’s mich wieder packt, schreibe ich hier dann einfach etwas mehr.

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Skandal?

Was ist ein Skandal? Der Duden sagt, es sei ein „Geschehnis, das Anstoß und Aufsehen erregt“. [http://www.duden.de/rechtschreibung/Skandal]

Dass man herausgefunden hat, dass Fleisch falsch deklariert wurde, und dass den Verbrauchern ein X für ein U oder ein Pferd für ein Rind vorgemacht wurde, ist durchaus etwas, das aufregt. Das ist ein Fehler, der nicht passieren sollte. Ernsten Schaden werden die Lasagneesser wohl nicht genommen haben, und wenn ein wenig Zeit vergangen ist, wird sich kaum ein Verbraucher an seine neuen Vorsätze mehr erinnern und wieder beim Discounter kaufen anstatt beim Metzger um die Ecke – sofern überhaupt vorhanden.

Aber über Fleisch will ich gar nicht schreiben. Ich stolpere über die Verwendung des Wortes Skandal im Zusammenhang mit den pferdehaltigen Fertiggerichten. Es ist eine dumme Sache, aber ist es tatsächlich ein Skandal?

Viel skandalöser, wenn man bei dieser Wortfamilie bleiben möchte, ist es für mich
– dass es hier offenen, und, fast noch schlimmer, versteckten Alltagsrassismus gibt,
– dass man blöd angemacht wird, wenn man auf diesen Alltagsrassismus hinweist,
– dass man um jeden Millimeter Inklusion hart kämpfen muss,
– dass sich „Kollegen“ am Arbeitsplatz gegenseitig die Hölle heiß machen anstatt einfach nur ihren Job, und dafür die Schuld meist bei anderen suchen,
– dass Menschen sich um religiöse Überzeugungen kloppen und meinen, das sei richtig,
– dass Kinder aus als schwierig empfundenen Familien gleich einen Stempel aufgedrückt bekommen, selbst „schwierig“ zu sein,
– dass „der/die ist doch nicht normal“ zu sagen, als „normal“ und gut empfunden wird,
– dass von der Sprachbeherrschung auf die Intelligenz eines Menschen geschlossen wird,
– dass Unternehmen gleichzeitig Millionen in Dinge investieren und Mitarbeiter entlassen,
– und dass ich über all das überhaupt schreibe(n muss).

Mag sein, dass man mich vielleicht nun für einen empfindlichen Jammerlappen hält oder für einen nervigen Gutmenschen, aber ich kann mir vorstellen, dass viele meiner Leserinnen und Leser dieser Liste etwas hinzufügen können, oder gar eine eigene Liste haben, und ich wünsche mir, dass ich eines Tages sagen kann, dass wenigstens ein Punkt von der Liste verschwunden oder so unscheinbar geworden ist, dass er nicht mehr so doll drückt wie heute.

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Diskussionslärm

Es ist Diskussionszeit. In den letzten Wochen ging es nicht nur im Netz heiß her. Da wurde sich gegen sprachliche Unsauberkeit in Bezug auf Krankheit und Behinderung gewehrt, da wurde aufgeschrien, da wurden Argumente ausgetauscht, ob Bücher dem heutigen Sprachgebrauch angepasst werden sollten, dürften oder gar müssten.

Die Diskussionen, die geführt werden, sind in vielen Punkten gut, richtig und nötig.
Ich habe lange überlegt, ob ich mich zu den einzelnen Themen äußern möchte. Auf den Mund gefallen bin ich nicht, aber manche Diskussion macht es einem nicht gerade leicht, mit einzusteigen. Ich beobachte, dass sich Diskussionen teilweise in eine Richtung entwickeln, die es dem Otto-Normal-Diskutanten schwer macht, sich zu äußern. Wer sich nicht messerscharf ausdrücken kann, wird schnell in eine Ecke geschoben, nämlich in die Ecke derer, die es einfach nicht verstanden haben, oder die in Wahrheit ja mit Schuld sind, weil sie eine simple oder gar pragmatische Ansicht vertreten und das große Problem gar nicht sehen. Mit allzu großem Sendungsbewusstsein, mit starkem missionarischen Eifer bringt man manche eher zum Schweigen als sie mit in die Diskussion zu holen und ihre Meinung anzuhören.

Man verliert leicht den Überblick, was denn jetzt der aktuelle Stand der Dinge ist, welche Worte und Ausdrücke nun korrekt sind, was man sagen soll, kann, muss. So mancher würde mehr Menschen erreichen mit dem, was er will, wenn er den verbalen Holzhammer einfach mal stecken ließe und das, was andere als Realismus und Bodenständigkeit bezeichnen, nicht einfach als Quatsch mit Soße abtun würde. Wer möchte denn noch ernsthaft mitdiskutieren, wenn er zu hören bekommt, als Nichtbetroffener wisse er doch gar nicht, wovon die Rede sei, und überhaupt sei die Welt ja viel komplizierter.

Wer definiert eigentlich, wann man Betroffener ist und mitreden kann?

Ich habe oft ein dickes Fell. Sprüche wie „Warum schminkst du dich, du hast doch einen Freund”, oder „Mit der Oberweite solltest du Schlagersängerin werden und nicht Klassik studieren” bringen mich je nach Laune dazu, entsprechend zu kontern, laut zu lachen oder denjenigen einfach stehen zu lassen.

Es gibt andere Situationen, die ich nicht so leicht wegstecke. Ich habe erlebt, dass sich „Freunde“ von mir abwandten, als ich eine depressive Episode hatte, und dass Menschen dachten, psychische Probleme seien ansteckend, und wer Medikamente nimmt, sei schwach.

Ich kenne Menschen, die sind sprachlich immer korrekt und auf dem neuesten Stand und behandeln andere doch von oben herab und bevormunden sie, weil sie ja wissen, was das Beste ist.

Ich habe „Die kleine Hexe” gelesen und erinnere mich kaum an Details. Ich habe „Nesthäkchen” und „Professors Zwillinge” gelesen. Bücher, in denen, wenn ich mich recht erinnere, keine dunkelhäutigen Menschen vorkommen, und die doch vom Frauen-, Familien- und Menschenbild so altmodisch und teilweise übergriffig sind, dass ich sie keinem Mädchen heute ohne Begleitung und Erklärung zum Lesen geben würde. Ich las „Bille und Zottel” und „Tina und Tini” und Karl May und Ludwig Thoma und Edgar Wallace.

Trotzdem ist, so hoffe ich, etwas aus mir geworden. Nicht zuletzt deshalb, weil meine Eltern mir vorgelebt haben, wie wir Menschen gut miteinander umgehen können, dass wir füreinander einstehen, dass alle die gleichen Rechte haben und dass die Hautfarbe oder der Dialekt oder die Herkunft nichts darüber ausssagt, ob jemand ein netter Mensch ist. Dass wir alle wertvoll sind, und dass Normalität viele Facetten hat.

Sprache ist wichtig. Nachdenken über Sprache und sprachliche Gewohnheiten ist wichtig und kann sogar richtig viel Spaß machen.

Doch Sprache ist nicht alles. Und ich meine, wir sollten aufpassen, dass wir vor lauter Diskussionslärm die Zwischentöne nicht überhören.

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