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Verschlungene Pfade

Einer meiner Lieblingsfilme ist „Sliding Doors“ (weniger wegen Gwyneth Paltrow, eher wegen John Hannah). Wer den Film nicht kennt, darin werden zwei Geschichten parallel erzählt, die der Protagonistin passieren. Einmal erwischt sie die U-Bahn, einmal erwischt sie sie nicht. Und von diesem Ereignis ausgehend gibt es zwei Szenarien mit ganz unterschiedlichen Entwicklungen.

Dieser Film kam mir in den Sinn, als ich neulich beim Aufräumen einen Brief wieder fand, in dem mir eine Stelle als Lehrerin an einer Musikschule angeboten worden war. Ich hatte diesen Brief ganz vergessen und mir jahrelang in der Erinnerung zurechtgelegt, dass mich ja niemand wollte. Aber die Geschichte war doch ein wenig anders, und ich erinnere mich nun wieder gut daran, dass ich zwar als Musiklehrerin arbeiten wollte, aber nicht dort und nicht mit diesem Schulleiter, der mir am Ende des Auswahlprozesses mitgeteilt hatte, dass ich „zu kreativ“ sei und bei ihm bitteschön nach seinen bewährten Ideen arbeiten sollte. Das wollte ich Sturkopf natürlich nicht. Also sagte ich ab.

Und mein Berufsleben nahm eine völlig andere Richtung. Eine Zeitlang habe ich das bedauert und auch mit mir gehadert, weil ich dachte, ich hätte etwas weggeworfen.

Aber inzwischen bin ich mit mir selbst wieder ganz im Reinen, denn ich habe auf meinen bisherigen Wegen viel Spannendes gemacht und erlebt und tolle Menschen kennen gelernt und bin heute in der glücklichen Situation, mehrere Standbeine zu haben. Musik ist eines davon und auch ein Wichtiges, und die längere Pause, die ich zwischendurch hatte, nehme ich nun nicht mehr als Nachteil wahr. Und es ist unglaublich spannend, schlummernde Fähigkeiten wieder aufzuwecken.

Übrigens habe ich den Brief nicht behalten. Wenn schon aufräumen und ausmisten, dann ordentlich. 😀

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Filed under Musik

Über den eigenen Schatten springen…

… das kann so schwer und doch so leicht sein.

Heute habe ich es mal wieder gewagt und befinde mich noch im Wechselbad der Gefühle. Die zu Pflichtbewusstsein erzogene brave Beamtentochter flüstert: „Das kannst du doch nicht machen, das geht doch nicht“, während die selbstbewusste, kreative erwachsene Frau laut sagt: „So nicht. Und nicht mit mir.“

Ich hatte vor anderthalb Jahren an einer Fachschule eine kleine Dozentur übernommen. Ganz ohne großes Vertragsgedöns, viel mit mündlicher Absprache und der ein oder anderen E-Mail. Es hat Spaß gemacht, der Stundensatz war in Ordnung und eigentlich hat auch immer alles geklappt.

Eigentlich.

Im Frühsommer gab es eine neue Schulleitung und das Chaos zog ein. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass das Chaos schon vorher da war, aber mit der neuen Leitung wurde es noch größer. Jedenfalls wurde ich gefragt, ob ich zur bestehenden Dozentur eine weitere übernehmen würde. Das Thema war interessant, aber ich hatte Fragen. Diese stellte ich in einer E-Mail und bekam lange Zeit keine Antwort. Später meldete sich dann das Sekretariat und fragte, wann denn nun die Vorlesungstermine für die neue Dozentur seien. Ich sagte, ich hätte doch noch gar nicht zugesagt.

Irgendwann sagte ich dann aber zu und bekam per E-Mail die Information, man würde mit X Stunden für Thema A und X Stunden für Thema B im Wintersemester planen.

Für Thema B hätte ich völlig freie Hand, es müsse halt nur eine Klausur oder ein Referat geben, das benoten werden könne.

So weit, so gut. Ich begann also mit den Vorbereitungen und schickte vor gut vier Wochen meine Terminvorschläge für Thema B.

Keine Antwort.

Gestern nun kam die Antwort, ja, die Vorschläge seien gut. Also schrieb ich, okay, und hier nun meine Vorschläge für Thema A. Daraufhin eine Nachricht, oh, es täte ihnen ja leid, aber sie hätten das Konzept für Thema A geändert und die Dozentur anders verplant.

Da ich immer noch auf den Geldeingang fürs Sommersemester warte, war diese Nachricht der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich war stinksauer. (Oben bereits genannte Beamtentochter hatte natürlich nichts besseres zu tun als zu nörgeln, dass ich ja ohne Vertrag selbst schuld sei).

Und dann tat ich etwas, was ich selten tue. Ich sagte die Termine für Thema B wieder ab.

Noch gab es keine Reaktion der Schule, vermutlich sind sie mir jetzt gram, aber ich will mich nicht ausnutzen lassen. Ich will nicht in einem Nebensatz erfahren, dass eine Veranstaltungsreihe komplett wegfällt. Ich will nicht wochenlang auf mein Geld warten müssen und gleichzeitig Zeit investieren in ein neues Vorlesungsformat, das dann am Ende womöglich auch wieder kurzfristig an jemand anderen gegeben wird.

Ich kann meine Zeit auch mit anderen Dingen füllen. Derzeit arbeite ich an einem neuen adventlichen Orgelstück, und es warten auch noch einige Kinderlieder darauf, ordentlich gesetzt zu werden. Dazu gibt es weitere Themen, die mir persönlich mehr bringen werden.

Ein kleiner Teil von mir hat trotzdem ein schlechtes Gewissen. Ganz schön blöd. Aber ich wollte ja auch nur über meinen Schatten springen und nicht gleich komplett aus der Haut fahren. 😉

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Leseempfehlung: übers Altern und Pippi Langstrumpf und das Künstlerinnendasein

Gestern las ich einen Artikel im Blog der von mir sehr geschätzten Petra van Cronenburg, den ich unbedingt teilen und zum Lesen empfehlen möchte.
Empfehlen deshalb, weil Petra einfach toll schreibt, weil mir ihr Weg teilweise bekannt vorkommt, weil ich mir manche Fragen, die sie stellt, auch selbst stelle, und weil ich denke, dass ihre Geschichte für alle, die Entscheidungen treffen wollen oder müssen, den ein oder anderen Denkanstoß liefern kann:
https://cronenburg.blogspot.de/2016/05/altersstarrsinn-langstrumpf-gene.html

Viel Spaß beim Lesen!
Ach ja, und wer mehr von Petra lesen möchte und Essen und/oder das Elsass genauso mag wie ich, kaufe sich im Buchladen seines Vertrauens „Elsass – Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt“ oder jedes andere (e-)Buch von ihr. 🙂

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