Category Archives: Geschichten

Was im Laufe der Jahre so aus meiner Feder floss

Wie ich fast mal zur Autorin wurde

Einige haben sich gewünscht, dass ich diese Geschichte einmal aufschreibe.

Meine ersten Schreibversuche liegen lange zurück und ich habe darüber tatsächlich auch schon einmal gebloggt.

Ein Bücherwurm, eine Leseratte, eine Ständig-hat-sie-ihre-Nase-in-einem-Buch war ich schon früh. Und eines Tages begann ich, Geschichten aufzuschreiben. Denn ich dachte, wenn ich gerne lese, könnte ich es ja auch mal mit dem Schreiben probieren.

Ich will diese Geschichte nicht noch einmal erzählen, Ihr könnt sie ja nachlesen, aber meine Schreibaktivitäten bekamen damals einen ordentlichen Dämpfer.

Irgendwie losgelassen hat mich das Thema trotz allem nie. In den letzten Jahren am Gymnasium schrieb ich einige Kurzgeschichten, die sogar Lob von meiner Deutschlehrerin bekamen. Im Studium folgten weitere Geschichten, die Ihr auch hier im Blog lesen könnt oder bei Klausgesprochen anhören.

Außerdem schrieb ich irgendwann auch Gedichte, aber die sind mir heute fast ein wenig peinlich in ihrer Rührseligkeit, denn ich war unglücklich verliebt und schrieb das auch noch auf.

Jetzt will ich aber endlich mal zur Überschrift dieses Beitrags kommen.

Mitte der 1990er rief ein großer deutscher Verlag zu einem Schreibwettbewerb auf. Damals waren die Bücher von Hera Lind (erinnert sich noch eins daran?) groß in Mode und allenthalben hieß es „in jeder Frau steckt ein Buch“. Und der Verlag suchte Autorinnen und Manuskripte für Frauengeschichten.

Also setzte ich mich an die Schreibmaschine (jaha! Elektrisch, aber ohne Firefanz. Meinen Computer kaufte ich glaub ich erst etwas später.) und schrieb. 251 Seiten. Eine romantische Liebesgeschichte. Natürlich kam auch ein Hund vor.
Eingeschickt und gewartet.
Dann ein Brief.
Vielen Dank, sehr interessiert gelesen, leider nicht in die engere Wahl für den Wettbewerb.
Aber (!)
Wir wollen prüfen, ob wir das Werk in einem anderen Bereich des Hauses veröffentlichen.

Da schwebte ich ganz kurz wie auf Wolken und dachte, hey, cool, dann drückste künftig häufiger die Tasten der Schreibmaschine und nicht nur die an Klavier und Orgel.

Nun ja. Irgendwann kam doch die Absage und das Manuskript in die Schublade.

Ich habe es aber noch. Irgendwo. Und ich machte mir später sogar die Mühe, es am Computer abzutippen.

Nein, Ihr dürft es nicht lesen. Es ist inzwischen reichlich aus der Zeit gefallen und bedürfte einer längeren und intensiven Überarbeitung. Nur: als Autorin von „Frauengeschichten“ möchte ich mich sowieso nicht sehen und es gibt noch so viele Blogbeiträge, die geschrieben werden wollen. Sowohl hier als auch auf meinem „offiziellen“ Musikerinnen-Blog.

Während ich das hier tippe, fällt mir ein, dass ich auch mal ein Theaterstück geschrieben habe. Mit der Hand! Ich muss das mal suchen. Ich hatte es für die Schultheatergruppe gedacht, aber irgendwie war das Abi doch wichtiger und der die Theatergruppe betreuende Lehrer bekam den Entwurf gar nicht zu lesen.

Was ich immer noch gerne mache: Ideen aufschreiben. Ich liebe Notizbücher und habe viele. Und blättere auch gerne mal in den älteren Exemplaren und schwelge in Erinnerungen oder amüsiere mich über mich selbst.

Was ich auch immer noch gerne mache: bloggen. Tagebuch schreiben. Briefe schreiben. Lieder dichten.

Und was ich mindestens genauso gern mache und oft auch lieber: Bücher lesen.

An dieser Stelle mein tief empfundener Dank an alle, die schreiben und veröffentlichen! Ihr seid wichtig und ich möchte Euch nicht missen.

Und ich danke allen, die mein Blog lesen. Auch Euch möchte ich nicht missen und freue mich jetzt schon aufs Wiederlesen.

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Meine Geschichte vom Regenschirm gelesen von Klaus

Der wunderbare Klaus Neubauer hat meine Kurzgeschichte „Der Regenschirm“ für seinen Kurzgeschichten-Podcast aufgenommen und ich bin begeistert – und habe mich tatsächlich kurz mal gegruselt, obwohl ich ja genau weiß, worum es in der Geschichte geht.

Klaus liest sie einfach so gut, und Ihr solltet Euch das anhören.

Ich durfte auch ein einleitendes Stück Musik beisteuern und habe eine alte walisische Melodie auf der Tenorblockflöte gespielt.

Klaus hatte übrigens auch schon einmal eine meiner Geschichten für seinen Podcast ausgesucht und wer sich beim Regenschirm noch nicht ausreichend gefürchtet hat, kann mit dem Liebesbrief gleich weitermachen. Oder eine der vielen anderen tollen Geschichten hören, die es bei Klaus gibt. Den Liebesbrief zum Lesen gibt es hier.

Und wenn ich jetzt sage, dass ich eigentlich ganz harmlos bin und nett, glaubt mir das vermutlich eh keins 😉

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Wochenschnipsel 2406

Seit längerem besitze ich „Geschichtenwürfel“ (StoryCubes) – das sind neun Würfel mit jeweils sechs Symbolen, die man, wie der Name schon sagt, als Grundlage zum Geschichten erfinden und erzählen verwenden kann. Ich nutze die Würfel zu den verschiedensten Gelegenheiten. Einfach so, aus Spaß an der Freud, oder wenn ich zu einem Thema Inspiration brauche, oder auch mal in Workshops oder im Coaching. Letzte Woche wurde ich im Fediverse darauf aufmerksam, dass es die Geschichtenwürfel auch in einer Mumin-Edition gibt. Ich liebe die Mumin-Geschichten von Tove Jansson und natürlich musste ich diese Würfel unbedingt haben. Gestern kam das Päckchen an und ich habe gleich munter drauflos gewürfelt. Beispiel gefällig? Alle gewürfelten Bilder/Begriffe/Charaktere habe ich kursiv geschrieben.

Es war ein stürmischer Tag im Mumin-Tal. Sorgenvoll betrachtete Mumin-Papa das Barometer. „Wie gut, dass unser Boot hier vor Anker liegt.“, dachte er, während er gedankenverloren die Petroleumlampe anzündete. „Oh, prima, diese Lampe brauche ich jetzt!“, rief Sniff. „Wozu denn?“, fragte der Mumin-Papa. „Ich muss unbedingt wissen, was in diesem Fass ist.“, sagte Sniff. „Die unsichtbaren Augen in der Dunkelheit wollen mir nicht verraten, ob Edward das Fass gebracht hat, und wenn ich weiß, was drin ist, weiß ich bestimmt auch, von wem es ist.“ Also gingen Mumin-Papa und Sniff mit der Lampe zum Fass und ob Sniffs Frage beantwortet wurde, das soll die nächste Geschichte erzählen.

In den letzten Tagen habe ich an Konzepten für zwei neue Konzertprogramme gearbeitet und freue mich immer wieder, wenn ich neue Komponistinnen und Komponisten entdecke.

Vergangenen Sonntag hatte ich Vertretungsdienst an der Orgel und die Pfarrerin hatte sich „etwas Flottes“ zum Eingang und Ausgang gewünscht. So einem Wunsch komme ich natürlich gerne nach. Gespielt habe ich Stücke von Beate Leibe und Maja Bösch-Schildknecht, eine Rumba und einen Walzer. Ja, das geht auch auf der Orgel und macht Spielerin wie Zuhörenden gleichermaßen Spaß.

Auf dem Stapel meiner zu lesenden Bücher liegt derzeit „The art of noticing“ von Rob Walker, „What teachers need to know about memory“ von Jonathan Firth und Nasima Riazat und „Menschen überzeugen, die recht haben wollen“ von Marie-Theres Braun.

Wie gut, dass heute ein regnerischer Tag ist, an dem ich keine wichtigen Termine habe (außer natürlich die Hundespaziergänge) – mal sehen, welches Buch mich als erstes „anspringt“.

Danke fürs Vorbeischauen und bis nächste Woche!

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Mein „Liebesbrief“ bei Klausgesprochen

Ich fühle mich sehr geehrt, dass der wunderbare Klaus Neubauer meine Kurzgeschichte „Der Liebesbrief“ heute in seinem Podcast veröffentlicht hat.

Natürlich mochte ich den Text schon vorher, aber Klaus gibt ihm eine ganz besondere Note und ich bin so begeistert davon, dass ich es schon mehrmals angehört habe und bestimmt noch einmal hören werde.

Die brave Beamtentochter in mir mahnt schon wieder, dass ich mich nicht selbst loben soll, und ich will ja auch gar nicht mich loben, sondern den Klaus. Macht Euch am besten selbst ein Bild, oder wie auch immer man es nennt, wenn sich vor dem inneren Ohr eine Landschaft aus Klängen und Assoziationen aufbaut. Untermalt wird das Ganze von einem Klavierstück meiner geschätzten Komponistinnen-Kollegin Carlotta Ferrari, das ich kürzlich auf meinem einigermaßen frisch gestimmten Trautwein-Klavier von 1907 eingespielt habe.

Danke fürs Lesen und danke fürs Podcast-Hören, und bis bald!

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Leseempfehlung: übers Altern und Pippi Langstrumpf und das Künstlerinnendasein

Gestern las ich einen Artikel im Blog der von mir sehr geschätzten Petra van Cronenburg, den ich unbedingt teilen und zum Lesen empfehlen möchte.
Empfehlen deshalb, weil Petra einfach toll schreibt, weil mir ihr Weg teilweise bekannt vorkommt, weil ich mir manche Fragen, die sie stellt, auch selbst stelle, und weil ich denke, dass ihre Geschichte für alle, die Entscheidungen treffen wollen oder müssen, den ein oder anderen Denkanstoß liefern kann:
https://cronenburg.blogspot.de/2016/05/altersstarrsinn-langstrumpf-gene.html

Viel Spaß beim Lesen!
Ach ja, und wer mehr von Petra lesen möchte und Essen und/oder das Elsass genauso mag wie ich, kaufe sich im Buchladen seines Vertrauens „Elsass – Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt“ oder jedes andere (e-)Buch von ihr. 🙂

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Ein besonderer Tag

Gestern war ein besonderer Tag, und eigentlich hatte ich auch gestern einen Beitrag schreiben wollen.
Doch dann kamen die ersten Meldungen aus Brüssel rein, und irgendwie war mir dann nicht mehr danach, hier etwas Persönliches zu sagen.

So schreibe ich eben heute.

Gestern war der Geburts- und Todestag meiner Großmutter väterlicherseits. Ja, meine Oma ist tatsächlich an ihrem Geburtstag verstorben. 78 Jahre alt wurde sie. Sie stammte aus dem nördlichen Frankenwald und lebte dort 72 Jahre lang. Dann zog sie zu uns in die Stadt, weil sie nicht Auto fuhr und auf dem Dorf nicht mehr so recht alleine sein konnte.

Ich habe meine Oma sehr gern gehabt, und irgendwie wurde mir das erst so richtig bewusst, nachdem sie weg war. Wie gerne hätte ich noch von ihr gelernt, wie man bei Socken eine ordentliche Ferse strickt, oder was das Geheimnis ihres leckeren Milchreisapfelauflaufs war, mit dem sie uns immer mal verwöhnt hat.

So bleiben mir Erinnerungen. Erinnerung an eine Frau, die ein unheimlich großes Herz hatte und gleichzeitig manchmal so verbohrt war, dass ich mit ihr überhaupt nicht zurecht kam.
Eine Frau, die jahrelang Pakete zur Verwandtschaft nach Thüringen schickte und die jeden erdenklichen DDR-Witz kannte und auch erzählte.
Eine Frau, die als einzige in der Familie standhaft von Rotkraut sprach, während wir anderen Blaukraut sagten, und die, wenn sie sich ärgerte, eine Diskussion auch schon mal mit den Worten „Entschuldigen Sie, dass ich geboren bin“ beendete und in ihrem Zimmer verschwand.
Eine Frau, von der ich Sprüche gelernt habe wie „Mit dem Urteil nicht eile, höre zunächst beide Teile“ oder „Bei dem haben sie ja wohl auch das Gute weggeworfen und die Nachgeburt aufgezogen!“.
Ja, meine Oma nahm kein Blatt vor den Mund und ließ es sich auch nicht nehmen, dem Pfarrer zu sagen, er müsse mal wieder zum Friseur, er sähe ja aus wie ein Apostel.

An sich selbst hat sie irgendwie nie besonders gedacht. Im Haus meiner Eltern hatte sie das Zimmer mit dem Balkon bekommen, und einen schönen Stuhl zum Draußensitzen. Draußen sitzen kam aber nicht in Frage. Die Leute könnten dann ja sehen, dass sie gerade nichts tut. Den neuen Mantel ließ sie lieber im Schrank, um ihn zu schonen, und anstatt sich selbst etwas zu kaufen, wanderte vieles von ihrem Ersparten zu ihren Enkeln. Ob sie glücklich war? Oder wenigstens zufrieden? Ich bin ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe sie nie gefragt, denn obwohl wir ein gutes Verhältnis hatten, war das nichts, worüber wir miteinander gesprochen hätten. Aber wenn ich, nicht nur an ihrem Geburtstag, an sie denke, wird mir warm ums Herz, und das ist einfach sehr schön.

Der gestrige Tag hatte noch eine weitere Besonderheit.
Ich habe nach zehn Jahren im Vorstand eines gemeinnützigen Vereins mein Amt niedergelegt und werde den Verein verlassen. Das ist für mich ein großer Schritt, der einerseits notwendig wurde, der mir andererseits aber auch sehr schwer fiel und ein bisschen weh tut. Dass ich unterjährig, nicht zum Ende einer Wahlperiode, diesen Schritt gehen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Dass es auch in Vereinen, die sich damit beschäftigen, anderen Menschen Gutes zu tun, nicht nur „gute“ Menschen gibt, und dass es auch in diesem Umfeld so etwas wie Mobbing gibt, das ist mir nicht neu und ich habe auch immer dagegen gekämpft. Bis ich selbst zur Zielscheibe wurde, und nicht nur ich, sondern zwei weiter Vorstandsmitglieder. Der übergeordnete Verband sah keine Notwendigkeit, uns zu unterstützen, und so wurde die Arbeit immer aufreibender und das brauche ich in einem Ehrenamt nun wirklich nicht.
Für mich wird es neue Aufgaben geben, neue Herausforderungen, denn jeden Tag ruhig zuhause sitzen kann ich nun mal nicht gut.
Aber jetzt ist erst einmal eine Ära zu Ende und ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, mich daran zu gewöhnen und mit dem, was schiefgelaufen ist, meinen Frieden zu machen.

Morgen beginnt meine jährliche social-media-freie Zeit. Wir lesen uns dann nach Ostern wieder!

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„Das ist doch kein Wort“

Ich habe schon ein paar Mal erwähnt, dass ich verschiedene Dialekte spreche und die ersten Jahre meines Lebens in München verbrachte.
Ein Bücherwurm, eine Leseratte, eine Ständig-hat-sie-ihre-Nase-in-einem-Buch war ich schon früh. Und eines Tages begann ich, Geschichten aufzuschreiben. Denn ich dachte, wenn ich gerne lese, könnte ich es ja auch mal mit dem Schreiben probieren.

Ich nahm also ein Schulheft zur Hand und schrieb in meiner schönsten Grundschulschrift den Anfang einer Geschichte über einen Schmetterling, der den „Staub“ von seinen Flügeln verloren hatte und nicht mehr fliegen konnte.

Wie es sich genau zutrag, weiß ich nicht mehr, aber es war Besuch da und man bat mich, einen Gast meine Geschichte lesen zu lassen. Das war für mich spannend und neu, dass jemand etwas las, das ich mir ausgedacht hatte, doch was dann geschah, damit hatte ich nicht gerechnet.

Sein Kommentar war: „Also, fei ist doch kein Wort, das kannst Du doch nicht schreiben!“

Nun wissen Dialektsprecherinnen, auch wenn sie erst acht Jahre alt sind, dass „fei“ sehr wohl ein Wort ist, selbst wenn sie keine Ahnung davon haben, dass man darüber sogar forschen kann. (http://www.sueddeutsche.de/panorama/sprache-das-war-fei-hoechste-zeit-1.674187)

Allerdings fehlten mir die Worte, zu erklären, was ich gemeint hatte, und warum das Wort zu meiner Geschichte passte, und überhaupt. Jedenfalls habe ich lange Zeit überhaupt nicht mehr geschrieben, und auch, als ich wieder angefangen hatte, niemanden meine Geschichten lesen lassen.

Heute ist das anders, wie man ja auch an diesem Blog sieht, aber ich erinnere mich heute noch daran, wie hart mich dieser Kommentar getroffen hat. Aus dieser Erfahrung heraus versuche ich selbst anders zu reagieren, wenn Kinder kreativ waren und mir etwas zeigen, was sie gemacht haben. Ich möchte diese kleinen Anfänge von Kreativität nicht im Keim ersticken, denn ich halte es für wichtig, dass wir uns ausprobieren und ausdrücken, und dass wir auf unserem Weg Menschen haben, die uns bestärken.

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Kartoffelpuffer

Griaß eich 🙂 Hallo zusammen! Nein, es geht heute nicht um die besten Rezepte für Kartoffelpuffer, sondern mal wieder um eine Geschichte aus meiner Kindheit. Gestern sagte eine Kollegin, sie hätte es gerne, wenn ich den ganzen Tag nur Dialekt sprechen würde, und da fiel mir eine Szene ein, die sich vor vielen Jahren in der Weihnachtszeit zutrag.

Ich bin in München geboren und aufgewachsen, sprach in der Schule des öfteren Dialekt, zuhause aber eher hochdeutsch, je nach Bedarf. In der Weihnachtszeit stellten meine Eltern immer unseren Kaufladen auf. Wir hatten dafür auch jede Menge Waren, kleine Pappschächtelten und Dosen, teilweise originalgetreue Abbildungen der tatsächlichen Lebensmittelverpackungen (so erzieht man die Konsumenten schon früh 😉 ).

Ein Kollege und Freund meines Vaters, der wahrhaftigste Oberbayer, den ich jemals getroffen habe, war zu Besuch und war so nett, in unserem Kaufladen einzukaufen. Ich sagte ihm, wir hätten diese Woche Kartoffelpuffer im Angebot. Er, völlig entsetzt: „Wia nennst du des? Des hoaßt Reibadatschi!“

Ich war von meinen Kartoffelpuffern nicht abzubringen. Natürlich kannte ich das Wort Reibadatschi, aber auf der Packung stand nun mal Kartoffelpuffer, und das war meine Ware.

Ein gutes halbes Jahr später trafen wir uns wieder, beim jährlichen Sonnwendtreffen irgendwo aufm Berg. Und wie wunderte sich der gute Mann darüber, dass ich mit seinem Sohn in akzentfreiem Oberbayrisch redete. An meine damals schon in den Startlöchern stehende Mehrsprachigkeit hat er sich inzwischen gewöhnt, und wenn wir uns sehen, machen wir immer noch unsere Witze über Reibadatschi. Oder Kartoffelpuffer.

Später zogen wir in die Oberpfalz, und im Gegensatz zu mir sprach meine beste Freundin ausschließlich Dialekt. Einmal war ich bei ihr eingeladen, und sie sagte, „heind hamma Dootsch zum Essn.“ Herrje, dachte ich, was wird das wohl sein? Es waren Kartoffelpuffer („Reibadatschi hoaßt des!“). Und in Bayreuth, wohin es uns als nächsten Wohnort verschlug, lernte ich die Kartoffelpuffer als „Franzkuung“ kennen.

Aber egal, wie man sie nennt, schmecken tun sie. Vor allem mit einer ordentlichen Portion selbstgemachtem Apfelmus. Mhmmmmm!

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Lametta

„Früher war mehr Lametta“, sagte Opa Hoppenstedt in der unvergesslichen Weihnachtsszene.

Ich erinnere mich an Lametta am Christbaum bei meinen Großeltern im Frankenwald. Zuhause bei uns gab es jedoch kein Lametta. Irgendwann erfuhr ich auch, warum.

Die Geschichte geht so: meine Eltern waren frisch verheiratet. Mein Vater hatte an Heiligabend frei, meine Mutter musste, da im Einzelhandel tätig, bis 14 Uhr arbeiten. Sie gab meinem Vater den Auftrag, den Baum zu schmücken. Da sie es von zuhause kannte, wollte sie auch Lametta am Baum haben. Ihre Vorstellung war, dass sie nach der Arbeit nach Hause käme und der Baum wäre fertig.

Doch sie hatte nicht mit meinem Vater gerechnet. Der hatte, korrekt wie immer, das Lametta nicht einfach irgendwie auf die Zweige geworfen. Weit gefehlt. Als meine Mutter das Wohnzimmer betrat, war gerade mal die Hälfte des Baumes geschmückt, weil mein Vater jeden einzelnen Lamettastreifen genau passend aufhängte, so dass sich eine klare Linie ergab. Dass das dauerte, ist klar.

Jedenfalls hat sich meine Mutter darüber wohl so geärgert, dass fürderhin auf Lametta verzichtet wurde. Bis heute gibt es bei meinen Eltern am Christbaum entweder Kugeln oder  Holzschmuck, und das schon seit über 40 Jahren.

Und bei mir? Wir haben Strohsterne und Filzanhänger. Elche und Rentiere. Und kleine Vögelchen. Und bisher keinen Streit über die Art und Weise des Schmückens. Das einzige Luxusproblem, das wir haben, ist, dass wir inzwischen mehr Baumschmuck besitzen als wir an den kleinen Christbaum hängen können. Aber dieses Problem lässt sich ganz entspannt ignorieren.

Frohe Adventszeit!

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Aus meinem Bücherschrank: zarte takte tröpfelt die zeit

Lyrik und ich, das war lange Zeit eine sehr spröde Angelegenheit. Zumindest, wenn es sich nicht reimte.
Meine Ausgabe der Gedichtsammlung „So viele Tage wie das Jahr hat. 365 Gedichte für Kinder und Kenner“, herausgegeben von James Krüss, ist ziemlich zerlesen, und einige Gedichte daraus kann ich heute noch auswendig. Aber Gedichte, Poesie, die sich nicht reimt, damit konnte ich nur selten etwas anfangen.
Das änderte sich, als ich in London lebte. Denn dort gibt es die Aktion „Poems on the underground“ (https://tfl.gov.uk/corporate/about-tfl/culture-and-heritage/poems-on-the-underground) und ich wollte mehr erfahren und kaufte mir einen Sammelband zur Aktion. Und plötzlich sprachen mich Gedichte an, setzten sich in Bauch und Herz und als ich dann noch von einem Freund ein Buch von Erich Fried bekam, sah ich Poesie allmählich mit anderen Augen.

Nun ist es nicht so, dass ich mir monatlich einen Gedichtband kaufe. Doch als Marlies Blauth (http://kunst-marlies-blauth.blogspot.de/) auf Twitter erwähnte, dass es ihre Gedichte nun als Buch gibt, da war klar, dass dieses Buch den Weg zu mir finden muss. Meine Lieblingsbuchhandlung (http://autorenbuchhandlung-marx.de/www/) konnte es binnen weniger Tage besorgen.

Da lag es nun, in Folie eingepackt, ungefähr so groß wie meine Notizhefte, mit einem wunderbaren, von Marlies gemalten, Bild auf dem Titel. Auf der Zugfahrt nach Hause schlug ich es zum ersten Mal auf und war gefangen in Marlies‘ Sprachwelt. Gefangen im positiven Sinn – so vieles, das mich direkt angesprochen hat, so viel Herz, so viel Lebensfreude, Realismus, Pragmatismus und auch immer ein bisserl Wehmut schwingt in den meist kurzen Gedichten mit. Und zwischendurch verstecken sich weitere Bilder von Marlies, die zu Phantasiereisen einladen.

Ich kann jedem, der Lyrik mag, das Buch nur wärmstens empfehlen. Und mit gerade mal €6,50 ist es wahrlich erschwinglich und ich wünsche Marlies, dass es viele Leserinnen und Leser finden möge.

(Das Nachwort zu lesen empfehle ich jedoch nur denen, die Literaturwissenschaftler sind oder es gerne wären. Auf mich wirkte es eher abgehoben und den Zauber des Buches nur am Rande aufnehmend. Aber was weiß ich schon von Literatur 😉 )

Das Buch ist in der Reihe Die Besonderen Hefte des NordPark-Verlags Wuppertal erschienen und hat die ISBN 978-3-943940-05-3

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