Category Archives: Sammelsurium

alles Mögliche

Eigentlich…

… ist ein tolles Wort. Eigentlich wollte ich gestern bloggen. Letzte Woche dachte ich nämlich so bei mir, ich könnte meinen Wochenrückblick wieder ins Leben rufen, und den hatte ich immer mittwochs, und das Jahr begann mit einem Mittwoch, und so passte das eigentlich ganz wunderbar. Gut, dass ich im letzten Eintrag noch nichts davon geschrieben hatte.

Denn prompt habe ich es gestern vergessen.

Nun könnte ich mich darüber ärgern oder mir gram sein, denn eigentlich hatte ich das ja ganz fest vor mit dem regelmäßigen Schreiben, und letzte Woche hatte ich noch tausend Ideen, was ich sagen wollte. Aber! Gerade weil ich so gut darin bin, mich selbst unter Druck zu setzen und mit mir zu schimpfen, mache ich genau das diesmal nicht.

Und eigentlich könnte ich mich sogar loben. Ich habe gestern ein Konzeptpapier geschrieben, an dem ich seit Ende Oktober herumgebrütet und es immer wieder vor mir hergeschoben hatte. Immer wieder hatte ich meine Notizen dazu gewälzt und mich durch meine Bildersammlung geklickt und wollte eigentlich anfangen, alles aufzuschreiben. Es kam nicht dazu. Bis gestern. Da gab mein Hirn den Startschuss und ich habe gearbeitet und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Vorgestern war die erste Chorprobe des Jahres und wir probten zwei Stücke, die wir nächste Woche bei einem Chormitglied zuhause singen werden. Er hatte sich diese Stücke vor einer Weile zu seinem 80. Geburtstag gewünscht. Nun ist er krank. Schwer krank. Es kann sein, dass unser Ständchen für ihn das letzte wird, bei dem er tatsächlich zugegen ist. Ich werde Solo singen und weiß, wie viel ihm dieses Stück bedeutet. Ich hoffe, ich hab dann keinen Kloß im Hals. Während ich das so schreibe, muss ich auch daran denken, wie er mich letztes Jahr fragte, ob ich an seiner Beerdigung Orgel spielen würde, und sich dafür auch ein bestimmtes Stück wünschte. Wir lachten zusammen darüber und sagten, wir hätten dafür ja noch lange Zeit. Nun, vielleicht haben wir das nicht. Eigentlich hatte ich mit ihm zusammen mal vierhändig Klavier spielen wollen. Dazu wird es wohl nicht mehr kommen.

Und nicht nur deshalb, weil wir eben nicht wissen, was das Leben für uns bereit hält und wann etwas passieren wird, bin ich mir eben nicht gram und freue mich ganz einfach über das, was ich in den letzten Tagen geschafft habe, und dass ich nun heute am Rechner sitze und diese Zeilen tippe.

Ich bin gespannt, ob und wann ich nächste Woche blogge. Gewissermaßen, sozusagen, überhaupt und außerdem (das sind alles Synonyme für eigentlich, sagt die Wortschatz-Seite.

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Dienstag

Eigentlich wollte ich ja einen Jahresrückblick schreiben. So mit tollen Erlebnissen (z.B. die Konzerte, die ich dieses Jahr als Sängerin, Organistin und Klavierbegleiterin hatte, und die vielen schönen Dinge, die das Jahr brachte) und mit tiefschürfenden Gedanken, und… naja, das habe ich die ganze Zeit vor mir hergeschoben und viel Zeit draußen verbracht, weil wir ein Nebengebäude abreißen und alles für den Neubau vorbereiten, und weil… ich auch längst nicht so viel blogge wie ich es mir vor Jahren einmal vorgenommen hatte.

Apropos vornehmen, Vorsätze habe ich fürs neue Jahr keine. Dafür schon jetzt fünf Konzerttermine, und es kommen sicher noch weitere dazu. Darauf freue ich mich.

Und ich bin froh, dass es mir gut geht und dass im Ofen ein Feuer brennt und Essen in der Speisekammer ist und Strom aus der Steckdose kommt und gleichzeitig mache ich mir Gedanken über diejenigen, denen es nicht so gut geht und darüber, wie wir mit den Veränderungen unserer Umwelt (Natur und Gesellschaft) umgehen.

Ich wünsche mir fürs nächste Jahr die nötige Tatkraft und Zuversicht und wünsche allen, die das hier lesen, alles Gute.

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Mit dem Hausboot unterwegs

Ich bin immer noch ganz begeistert von unserem Urlaub auf dem Rhein-Marne-Kanal mit einem Hausboot – wir waren das erste Mal zu viert unterwegs, mein Mann, meine Schwiegermutter, meine Schwägerin und ich. Das ist insofern auch etwas Besonderes, weil das Verhältnis zu den beiden Damen über viele Jahre ausgesprochen schwierig war und sich erst in der letzten Zeit normalisiert hat. Aber es hat wunderbar funktioniert, es gab keine großen Reibereien, und über kleine Nickeligkeiten kann man leicht hinwegsehen.

Schon in der Vorbereitung habe ich gemerkt, wie unterschiedlich doch unsere Herangehensweisen an die Sache sind. Während ich mir auf dem Flussreiseführer zwar eine grobe Route überlegt hatte, ansonsten aber alles auf mich zukommen lassen wollte, machte sich meine Schwägerin Gedanken um Strom für den Fön und darum, welche und wie viele Klamotten wohl mitzunehmen seien. Meine Schwiegermutter dachte ans Einkaufen und mein Mann bat mich, doch einen detaillierten Plan zu machen, um den beiden die Sorge zu nehmen, sie wüssten nicht, was auf sie zukommt.

Das machte ich dann auch und gleich der erste Punkt auf dem Plan funktionierte nicht, da das ausgesuchte Restaurant fürs Mittagessen auf der Hinfahrt nicht mehr existierte 😉 Aber das war gar nicht schlimm, denn keine 500m weiter fand sich ein geöffnetes Lokal, wo wir fürstlich speisten und alle zufrieden waren: Aux Berges de la moder, 8 rue de la gare, 67590 Schweighouse-sur-Moder (absichtlich ohne Link zur FB-Seite des Restaurants. Kann bei Interesse ja über Suchmaschinen gefunden werden.)

Ab 16 Uhr sei unser Boot abholbereit, hieß es vom Vermieter. Wir kamen pünktlich an und konnten dann auch erst einmal entspannen, da vier Boote zu übergeben waren und einer der Mitarbeiter zwischen Tür und Angel rief, er käme noch, aber sei alleine und es würde dauern. Wir waren ja im Urlaub und nicht auf der Flucht und ließen ihn das auch wissen – was witzigerweise dazu führte, dass er uns doch schon unser Boot, die „Rose“, zeigte und sagte, wir sollten das Gepäck schon einmal an Bord bringen, die Einweisung würde er dann später machen. Wir teilten uns dann auf; die Schwägerin und ich fuhren einkaufen und die anderen beiden machten das Boot klar. Als wir vom Einkaufen zurückkamen, kam das Boot gerade von der Einweisungsfahrt zurück, mit einem anderen Mitarbeiter, der uns sagte, wir hätten mit meinem Mann einen tollen Skipper und er sei sehr zuversichtlich.

Da es mittlerweile schon Abend war, beschlossen wir, im Hafen zu bleiben und erst am nächsten Morgen zu starten. Das taten wir dann auch und waren gegen halb zehn die ersten, die den Hafen verließen. Wir fuhren ein kurzes Stück, um den Rhein-Marne-Kanal zu erreichen und bogen dann in Richtung Nancy ab.

Die erste Schleuse auf unserer Strecke ist gleichzeitig die spektakulärste: Réchicourt, fast 16m werden durch eine einzige Schleuse überwunden. Früher gab es eine Schleusentreppe mit sechs Schleusen, heute eben nur die eine. Es herrscht Rettungswestenpflicht in der Schleuse. Nach einer Wartezeit ging es dann los. Drei Boote passten gleichzeitig in die Schleusenkammer. Bei der Einfahrt gab es ein paar kurze Tipps für die Leinen vom Schleusenwärter und dazu eine Fernbedienung für alle weiteren Schleusen in Richtung Nancy. Und dann ging es schon nach unten. Abwärts zu schleusen ist im Grunde unkompliziert, auch wenn es 16m nach unten geht.

Die Sache mit der Fernbedienung ist ebenfalls kein Hexenwerk. Vor den Schleusen gibt es ein Schild, bei dessen Erreichen (oder für Ungeduldige auch vorher) man auf den (einzigen) Knopf der Fernbedienung drückt, was mit einem blinkenden orangenen Licht quittiert wird. Nähert man sich dann der Schleuse, zeigt ein gelbes Blinklicht an, dass die Schleuse vorbereitet wird. Dann muss man nur noch auf die üblichen roten und grünen Lichtzeichen der Schleuse achten und bei geöffnetem Tor einfahren. Leinen festmachen, Schleuse durch manuelle Betätigung einer Stange in Gang setzen, und los geht’s. Schon nach wenigen Schleusen waren wir ein eingespieltes Team: ich vorne an den Leinen, meine Schwiegermutter hinten, mein Mann am Steuerstand und meine Schwägerin als Schleusenbetätigerin und Leinenhelferin.

Unser erster Stopp zur kleinen Mittagspause konnte auch nicht wie geplant stattfinden – wenn an einem Anleger normalerweise locker Platz für mindestens zwei Boote ist, ein Boot aber so festgemacht ist, dass weder vorne noch hinten noch Platz ist, dann haut das halt nicht hin. Schade, wenn Menschen beim Festmachen so wenig mitdenken, aber so ist das halt. Wir fanden ein Stück weiter einen schönen Platz in der Nähe einer Schleuse. Dort gab es sogar einen Picknicktisch, der aber bereits belegt war. So genossen wir unser Mittagessen auf Deck.

Vom Wetter her hatten wir riesiges Glück – es hat in der ganzen Woche nur zweimal geregnet, und ansonsten war es entweder bewölkt und trocken oder sonnig und trocken.

Die nächste Nacht verbrachten wir im Hafen von Lagarde. Da sich dort die Basis eines weiteren Bootsverleihers befindet, sollte man genau schauen, welche Liegeplätze als Gastplätze gekennzeichnet sind. Es gibt an sich genug Platz, aber auch hier gab es wieder einige, die beim Festmachen nur an sich selbst und nicht an nachfolgende Boote gedacht hatten.

Weiter ging es bis Sommerviller. Das ist ein kleiner Anleger ohne Elektrizität und Wasser – dafür aber mit einer fußläufig erreichbaren Bäckerei, die ganz wunderbare Törtchen macht. Und die Baguettes sind eh überall in Frankreich lecker. (Boulangerie Sanchez, 1 Rue de Lorraine, 54110 Sommerviller)

Am nächsten Tag erreichten wir Nancy. Obwohl wir bereits am frühen Nachmittag eintrafen, gab es im Hafen nur noch einen Liegeplatz. Später sortierte der Hafenmeister dann noch ein paar Boote um und schaffte so drei weitere Plätze, aber eng war es doch. Wir gingen abends essen – mal nicht französisch, sondern Burger, aber auch die waren teilweise französisch angehaucht und sehr, sehr gut. (Voyou Burger, 20 rue Stanislas, 54000 Nancy). Im Hafen gab es Strom und Frischwasser.

Schon war die Hälfte der Woche vorbei und wir fuhren zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Beim Aufwärtsschleusen setzt man vor der Schleuse ein Besatzungsmitglied ab, das in der Schleusenkammer die Leinen entgegennehmen kann und dann auch wieder die Schleuse betätigt. Auch hier war die Rollenverteilung wieder klar und wir arbeiteten als Team perfekt zusammen.

Dann kamen wir zu einer Schleuse, die noch nicht frei war, und machten am Ufer fest, um zu warten. Wenn die Schleusenkammer gerade gefüllt ist, muss das Wasser ja wieder raus, wenn man bergauf schleusen möchte. Oft kommt es da zu größeren Verwirbelungen. Entweder wartet man also in gebührendem Abstand vor der Schleuse, oder man macht das Boot halt kurz fest. Vor uns lag ein weiteres Hausboot – die Benutzer nahmen das Thema insgesamt aber ziemlich locker, und das Boot trieb entsprechend ab, weil es nicht ordentlich festgemacht war. Da wurde dann auch nicht mal die Kaffeetasse beiseite gestellt, sondern nur nach einem weiteren Besatzungsmitglied gerufen, das aber gerade anderweitig beschäftigt war. Nun ja. Dass man ohne Bootsführerschein Hausboot fahren darf, heißt ja eigentlich nicht, dass man gar nicht mitdenken muss.
Jedenfalls fuhren wir gemeinsam in die Schleusenkammer und die andere Besatzung beklagte sich, dass wir uns einen der Poller zum Festmachen teilten. Dass das kein Problem ist, wollten sie nicht so recht glauben und machten in der nächsten Schleuse ganz vorne fest, um ihre eigenen Poller zu haben.
Nun gibt es beim Bergaufschleusen ja auch in der Schleusenkammer entsprechende Verwirbelungen im Wasser. Deshalb ist es hilfreich, wenn man seine Leinen ordentlich führt und wenn einer am Ruder bleibt. Die andere Bootsbesatzung sah das irgendwie anders, ließ sowohl die Leinen alleine als auch den Steuerstand. Es kam, wie es kommen musste. Das Boot wurde nach vorne gezogen und bekam Kontakt mit dem Schleusentor. Und aufgrund seiner Bauweise blieb es dann an einem der Querriegel des Schleusentors hängen. Sprich, der Bug wurde nach unten gezogen und das Heck kam aus dem Wasser. Meine Schwägerin, die ja draußen stand, sprang noch hin, um das Boot an der hinteren Leine festzuhalten. Ein Teil der Besatzung, der sich eben noch gesonnt hatte, begab sich zum Steuerstand, aber die versuchte Rückwärtsfahrt scheiterte daran, dass die Schraube bereits aus dem Wasser war.
Es blieb uns also nur, den Notausschalter zu betätigen und dann auf den zuständigen Schleusenmenschen zu warten. Der kam, begutachtete sein Schleusentor (das nichts abbekommen hat) und belehrte die Bootsbesatzung – da diese jedoch kein Französisch sprach, lief ein Teil seines Vortrags wohl ins Leere.
Der Schleusvorgang wurde dann manuell durch den Mitarbeiter beendet und es ging weiter.

Später trafen wir den Mitarbeiter dann noch einmal, weil eine andere Schleuse Probleme machte, und er lobte unsere Teamarbeit und meinte, wie wir das machten, sähe sehr gut aus. Dass wir mit ihm französisch schwätzen konnten, erleichterte die ganze Sache natürlich auch.

Für die nächste Übernachtung machten wir in Einville-au-Jard fest und kauften im örtlichen Gemischtwarenladen ein wenig ein. Es gibt in Einville fast direkt am Hafen auch ein Restaurant, das wir aber nicht besuchten, weil wir meist selbst kochten.

Am nächsten Tag ging es weiter bis Port Ste Marie, wo wir das Boot mal wieder an die Steckdose hängten und auch Frischwasser auffüllten.

Dann brach auch schon der vorletzte Tag der Bootswoche an und wir nahmen die große Schleuse von Réchicourt wieder nach oben, gaben unsere Fernbedienung ab und fuhren ohne weitere Schleusvorgänge noch ein Stück Richtung Strasbourg bis Hesse, wo wir eine kleine Pause machten und von dort aus dann zurück zu unserer Basis fuhren.

Dort verbrachten wir den letzten Abend an Bord und genossen das leichte Plätschern des Wassers, das uns beim Einschlafen begleitete.

Fazit dieser Woche: ich langweilte mich keine Minute und war trotzdem tiefenentspannt. Mein Strickzeug hätte ich zuhause lassen können, da ich tagsüber mit Gucken und Leinenführen beschäftigt war und es sich abends auch nicht wirklich ergab. Was man unbedingt haben sollte, ist Mückenspray und Sonnenschutz (hatten wir beides) und ordentliche Handschuhe (hatten wir auch), um gefahrlos mit den Leinen arbeiten zu können. Ein wenig Gefühl für so ein Boot zu entwickeln schadet ebenfalls nicht. Ich habe jetzt aber Lust, endlich mal den Bootsführerschein zu machen. Mal sehen, ob und wann ich dazu komme.

Es war jedenfalls ein ganz wunderbarer Urlaub und ist zur Nachahmung und Wiederholung empfohlen 🙂

 

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Begegnung

Gestern und heute war ich für meinen Arbeitgeber 1100 Kilometer mit dem LKW unterwegs, einmal von Hessen nach Österreich und zurück. Eigentlich bin ich ja als Personalreferentin tätig, aber da wir im Moment Fahrermangel haben und ich ja seit Jahren Laster fahre, wurde ich gefragt, ob ich nicht mal aushelfen könne.
Also fuhr ich gestern mit einer Zugmaschine zu einer Niederlassung in Österreich, holte dort einen Auflieger ab und brachte diesen zurück an unseren Standort.
Wäre es nicht so elend schwül gewesen, hätte die Tour noch mehr Spaß gemacht.

Heute Vormittag stand ich auf einem Autohof, für meine vorgeschriebene Pause. Auf einmal sah ich eine Gestalt über den Platz laufen. Graue Haare, ordentlich gestutzter Vollbart, Pantoffeln und ein ärmelloses Sommerkleid. Er sammelte Pfandflaschen aus den Mülleimern. Da ich auch gerade eine leere Flasche hatte, stieg ich aus und fragte ihn, ob er sie haben wolle.

In tiefstem Fränkisch bedankte er sich und fragte, wo ich herkäme. Das Autokennzeichen FB sagte ihm nichts, aber Frankfurt kannte er. Ob dort noch „dieser Biergarten“ sei, wollte er wissen.
Ich hatte zwar keine Antwort auf diese Frage, aber dass ich mich überhaupt mit ihm unterhalten hatte, schien ihn froh zu machen. Und dass ich ihm eine Pfandflasche in die Hand drücken konnte, ebenfalls.

Falls ich mal wieder auf dieser Strecke unterwegs bin, werde ich ihm eine Pfandflasche aufheben. Und vorher nochmal überlegen, ob „dieser Biergarten“ noch da ist.

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Jahresrückblick 2017

Im Kamin brennt ein schönes Feuer, draußen ist es ziemlich mild und sehr stürmisch und für mich ist es Zeit, einen kleinen Jahresrückblick zu schreiben.

Für viele war 2017 ein schwieriges Jahr. Viel ist passiert, und nicht nur Gutes. Für mich war es ein Jahr mit Höhen und Tiefen und einigen Herausforderungen, aber insgesamt war es ein gutes Jahr und ich fühle mich sehr wohl.

Musikalisch war unheimlich viel los, so viel, dass ich zwischendurch schon überlegte, ob die (alte) Entscheidung, nicht mehr hauptberuflich als Musikerin/Musiklehrerin/Musiktherapeutin tätig zu sein, wohl richtig war und ob ich es doch wieder wagen sollte…? Mehrere Konzerte standen auf dem Programm, und alle haben großen Spaß gemacht. An der Orgel, im Chor, als Solosängerin, ich kann gar nicht sagen, was da der Höhepunkt war. Ganz weit oben auf der Liste steht die Aufführung der Teile 1, 4, 5 und 6 des Bachschen Weihnachtsoratoriums, wo ich im vierten Teil das Sopran-Echo singen durfte. Die Solistin sagte hinterher, es habe ihr sehr gut gefallen und der Echo-Part sei ja doch ziemlich schwierig und sie sei froh, dass sie das nicht singen brauchte 😉

Zwei kleine Jubiläen gab es auch, zum einen konnten wir unseren 10. Hochzeitstag feiern und zum anderen gibt es dieses Blog nun schon seit 6 Jahren! Wow, wie die Zeit vergeht. Wie immer habe ich keine wirklichen „guten“ Vorsätze fürs nächste Jahr, aber mehr bloggen möchte ich doch. Das hab ich aber sicher schon mal geschrieben. Letztes Jahr, oder vor zwei Jahren oder… 😀

Unser Haus hat dieses Jahr endlich ein Vordach über der Haustür bekommen, eine klassische Holzkonstruktion mit Biberschwanzziegeln. Und wir haben angefangen, einen Holzzaun zu bauen, das sieht auch ganz wunderbar aus. Die Tomatenernte war bis in den Herbst hinein richtig gut, nur mit anderen Früchten sah es nicht zuletzt aufgrund des strengen Frosts im April nicht so gut aus.

Ja, und dann habe ich endlich einen neuen Job gefunden. Ich habe ja schon eine Weile geschaut und mich immer mal beworben und zum 1.8. hat das dann tatsächlich geklappt. Ich habe nur noch 12km einfache Strecke zur Arbeit, ich arbeite Teilzeit und das tut mir richtig gut.

Seit ein paar Wochen bin ich dabei, Umzugskisten, die teilweise seit fünf Jahren (*hüstel*) nur rumstanden, zu sortieren, umzupacken, mich auch mal von Dingen zu trennen. Das ist für eine Sammlerin wie mich gar nicht so leicht und ich glaube, ich hätte das auch gar nicht viel früher hingekriegt. Jetzt ist eine gute Zeit dafür und ich bin stolz auf mich, dass ich damit angefangen habe.

Insgesamt blicke ich frohgemut zurück auf spannende zwölf Monate und freue mich aufs nächste Jahr. Wer weiß, was da so alles auf mich zukommt – ein paar Ideen habe ich schon, und vielleicht kann ich dann auch hier davon erzählen.

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Über den eigenen Schatten springen…

… das kann so schwer und doch so leicht sein.

Heute habe ich es mal wieder gewagt und befinde mich noch im Wechselbad der Gefühle. Die zu Pflichtbewusstsein erzogene brave Beamtentochter flüstert: „Das kannst du doch nicht machen, das geht doch nicht“, während die selbstbewusste, kreative erwachsene Frau laut sagt: „So nicht. Und nicht mit mir.“

Ich hatte vor anderthalb Jahren an einer Fachschule eine kleine Dozentur übernommen. Ganz ohne großes Vertragsgedöns, viel mit mündlicher Absprache und der ein oder anderen E-Mail. Es hat Spaß gemacht, der Stundensatz war in Ordnung und eigentlich hat auch immer alles geklappt.

Eigentlich.

Im Frühsommer gab es eine neue Schulleitung und das Chaos zog ein. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass das Chaos schon vorher da war, aber mit der neuen Leitung wurde es noch größer. Jedenfalls wurde ich gefragt, ob ich zur bestehenden Dozentur eine weitere übernehmen würde. Das Thema war interessant, aber ich hatte Fragen. Diese stellte ich in einer E-Mail und bekam lange Zeit keine Antwort. Später meldete sich dann das Sekretariat und fragte, wann denn nun die Vorlesungstermine für die neue Dozentur seien. Ich sagte, ich hätte doch noch gar nicht zugesagt.

Irgendwann sagte ich dann aber zu und bekam per E-Mail die Information, man würde mit X Stunden für Thema A und X Stunden für Thema B im Wintersemester planen.

Für Thema B hätte ich völlig freie Hand, es müsse halt nur eine Klausur oder ein Referat geben, das benoten werden könne.

So weit, so gut. Ich begann also mit den Vorbereitungen und schickte vor gut vier Wochen meine Terminvorschläge für Thema B.

Keine Antwort.

Gestern nun kam die Antwort, ja, die Vorschläge seien gut. Also schrieb ich, okay, und hier nun meine Vorschläge für Thema A. Daraufhin eine Nachricht, oh, es täte ihnen ja leid, aber sie hätten das Konzept für Thema A geändert und die Dozentur anders verplant.

Da ich immer noch auf den Geldeingang fürs Sommersemester warte, war diese Nachricht der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich war stinksauer. (Oben bereits genannte Beamtentochter hatte natürlich nichts besseres zu tun als zu nörgeln, dass ich ja ohne Vertrag selbst schuld sei).

Und dann tat ich etwas, was ich selten tue. Ich sagte die Termine für Thema B wieder ab.

Noch gab es keine Reaktion der Schule, vermutlich sind sie mir jetzt gram, aber ich will mich nicht ausnutzen lassen. Ich will nicht in einem Nebensatz erfahren, dass eine Veranstaltungsreihe komplett wegfällt. Ich will nicht wochenlang auf mein Geld warten müssen und gleichzeitig Zeit investieren in ein neues Vorlesungsformat, das dann am Ende womöglich auch wieder kurzfristig an jemand anderen gegeben wird.

Ich kann meine Zeit auch mit anderen Dingen füllen. Derzeit arbeite ich an einem neuen adventlichen Orgelstück, und es warten auch noch einige Kinderlieder darauf, ordentlich gesetzt zu werden. Dazu gibt es weitere Themen, die mir persönlich mehr bringen werden.

Ein kleiner Teil von mir hat trotzdem ein schlechtes Gewissen. Ganz schön blöd. Aber ich wollte ja auch nur über meinen Schatten springen und nicht gleich komplett aus der Haut fahren. 😉

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Treibholz

Einmal im Jahr, meist in der Weihnachtszeit, lese ich um die 50 Reise- und Aussteigerblogs. Das tue ich als Jurymitglied für ein Onlinemagazin und dann gibt es irgendwann im Januar die große Preisverleihung und es ist wieder Ruhe bis zum nächsten Mal.
Manche Blogs, die auf die Shortlist kommen, lese ich auch außerhalb der Bewertungsphase ab und zu, aber die wenigsten sind für mich so interessant, dass ich ihnen regelmäßig folge. Da gibt es in der weiten Bloggerwelt ganz andere Themen, die ich spannend finde.
Nicht, dass ich nicht gerne verreise. Ich fahre gern in den Urlaub, und ich komme gern wieder nach Hause. Aber alle Zelte abzubrechen, „endlich frei zu sein“, in einem Auto zu leben und durch die Welt zu reisen, das reizt mich nicht. Die Freunde dieses Lebensstils nennen mich mitunter langweilig, ängstlich, festgefahren, unflexibel. Damit kann ich leben.
Was mir dieses Jahr bei vielen Blogs neben dem austauschbaren Design auffiel, war, dass zwar überall von der Freiheit und der großen Zufriedenheit geschrieben wird und davon, dass man sich einfach nur treiben lasse, aber dass doch der Eindruck entsteht, das „treiben lassen“ sei doch eher ein „getrieben sein“.
Bloß niemals stillstehen, immer weiter, immer wieder neue Fotos, Geschichten, Erlebnisse, abonniert unseren Newsletter, kauft unser Buch, besucht unseren Vortrag, nehmt an unserem Webinar teil, verpasst keine Sekunde unseres Lebens. So ziehen sich die Aufforderungen an uns Leserinnen und Leser durch die Blogs.
Ist das denn tatsächlich Freiheit, wenn ich mir jeden Tag Gedanken mache, wo ich das nächste offene Wlan finde, um Dutzende Bilder hochladen zu können? Wenn ich in Foren um Klicks betteln gehe, weil meine Sponsoren erwarten, dass täglich x Besucher auf meine Seite kommen? Wenn ich immer und immer wieder betonen muss, wie wunderbar das doch ist, endlich weg zu sein vom tristen Alltag?
Aber auch auf Reisen gibt es ihn, den Alltag. Und auch auf Reisen gibt es mich selbst, mit all meinen Wünschen, Träumen, Hoffnungen und Problemen. Ich lasse mich ja nicht zurück, wenn ich meine Wohnung aufgebe und nur noch eine Handvoll Bücher und Klamotten mitnehme. Ich lasse mich nicht zurück, wenn ich in Schwierigkeiten komme und diese lösen muss. Wenn ich Menschen treffe und mit diesen klarkommen muss.
Ich gönne jedem die Erfüllung seines Lebenstraums. Wenn der Lebenstraum das Reisen und Weg-sein ist, dann ist das gut und richtig für denjenigen. Aber von der großen Romantik ist zwischen den Zeilen oft nicht mehr viel übrig. Und wir, die wir zuhause bleiben und nur ein paar Wochen im Jahr unterwegs sind, verpassen wir tatsächlich etwas? Müssten wir nicht auch losfahren, um frei zu sein?
Irgendwann bloggte ich schon einmal in einem kleinen Absatz darüber, dass Freiheit etwas ist, das im Kopf beginnt. Nur, weil wir ein Haus haben, bedeutet das nicht, dass wir nicht frei sein können. Ja, wir sind in gewisser Weise gebunden. Aber für mich ist das genau richtig. Ich war jahrelang unterwegs, bin ständig umgezogen, habe immer wieder neue Jobs gehabt, habe mich gesucht und gefunden und wieder verloren und bin jetzt an dem Punkt, wo ich sagen kann, mein persönliches Stück Treibholz ist hier hängengeblieben, in dieser Region, an unserem krummen Fachwerkhäuschen, mit diesem einen besonderen Menschen, und ich fühle mich hier so wohl und so frei wie schon lange nicht mehr.
Ich werde auch beim nächsten Mal gerne wieder Jurymitglied sein und Geschichten vom Reisen und von der Freiheit lesen. Aber ich brauche keine Aufforderung, auch so zu leben und nur so zur Zufriedenheit zu kommen.
Denn das ist Kopfsache, und mein Kopf ist immer dabei, wohin ich auch gehe.

Frohes neues Jahr!

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„Er fehlt überall…“

„Er fehlt überall“, sagte meine Nachbarin vor ein paar Tagen, als wir im Gespräch auf ihren Vater kamen, der Anfang November beerdigt wurde. Obba Herbert, wie wir alle sagten und wie auch wir zu ihm sagen durften, war ein Unikum. Er war gelernter Weißbinder und Hobbyobstbauer und hatte eigentlich immer etwas zu tun, zu reparieren oder anzustreichen. Wie so viele seiner Generation hat er nie darüber gesprochen, wenn es ihm einmal schlecht ging, aber in den letzten Monaten vor seinem Tod war es deutlich zu sehen, dass er kämpfte.

„Er fehlt überall“, das haben wir in meiner Familie zwar noch nicht gesagt über unseren Verlust kurz vor Weihnachten, aber das wird noch kommen. Wir haben heute meinen Schwiegervater beerdigt und auch er wird schmerzlich vermisst. Er war derjenige, der bei jeder Familien- und anderen Feier die Fotos gemacht hat, und heute in der Kirche habe ich irgendwie immer darauf gewartet, dass er um die Ecke kommt und ein Bild schießt. Es ist ein komisches Gefühl, dass das künftig nicht mehr so sein wird.

Viele sagen ja, dass 2016 ein ganz schreckliches Jahr war, weil so viele Menschen gestorben sind. Viele denken dabei an Prominente, andere denken an die Kriegsopfer und Flüchtlinge, die auf der Suche nach Frieden und Sicherheit den Tod gefunden haben. Und wieder andere denken dabei an Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Nachbarn… wenn man jung ist, denkt man wohl eher selten über den Tod nach. Manchen ist ihr Glaube ein Trost, andere versuchen sich das rational zu erklären. Menschen trauern sehr unterschiedlich und ich finde es wichtig, sich diesen Raum zu nehmen und anderen diesen Raum zu geben. Das ist wichtiger als kluge Worte oder Sprüche, und doch so schwierig.

Für mich war 2016 ein Jahr mit Höhen und Tiefen, und es hätte ganz sicher nicht mit einer Beerdigung enden müssen, aber es hatte sehr viele positive Momente und wenn ich wirklich alles auf die Waagschale lege, so neigt es sich doch eindeutig zum Guten.

All meinen Leserinnen und Lesern danke ich dafür, dass sie hier vorbeischauen, und wünsche schon jetzt einen guten Start ins neue Jahr. Ich hoffe, dass es für jede und jeden etwas Schönes bereithält, und in traurigen Zeiten die nötige Kraft.

Wir lesen uns nächstes Jahr wieder.

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New on my bookshelf, and some music stuff

Yes, I know, I know, it has been rather quiet here on the blog, and I hope to change this in the days (weeks) to come.
I have been busy. Doing a lot of stuff on the weekends, like teaching first aid, playing the organ, playing the accordion, going to family gatherings, knitting… and occasionally reading books.
I have read Frank Westworth’s „The corruption of Chastity“ and I read „A last act of Charity“ to make myself more familiar with the world of JJ Stoner. There’s a separate blog post coming soon where I will also explain why I read the books in the „wrong“ order 😉

Recently, Ben Aaronovitch (https://twitter.com/Ben_Aaronovitch), whose books I adore, recommended a new novel (the first?) by Andrew Cartmel (https://twitter.com/andrewcartmel): „The Vinyl Detective“. I finally got round to getting the book and started reading this morning on the train. What should I say, I almost missed my stop because I was immediately hooked. It’s a page turner, at least for me. And it deserves a blog post of its own which I will write when I’m done with the book (I need a few more train rides, though).

Linda MacFadyen (https://twitter.com/LindaMacFadyen), who organised the wonderful „Thin Ice“ blog tour, mentioned Natasha Walter’s „A quiet life“ which is next on my reading list and already sits on my bookshelf. Well, to be honest, it sits on the kitchen table, but will move onto the bookshelf soon.

What else was I reading? I re-read „Punk Rock People Management: A No-Nonsense Guide to Hiring, Inspiring and Firing Staff“ by Peter Cook, „Team Genius: The New Science of High-Performing Organizations“ by by Rich Karlgaard and Michael S. Malone, and I read lots of music. 😉

Speaking of music, yesterday evening I had the pleasure of playing a nice small grand piano at a service held by and for women. Men were invited, too, but none came. So we were a female-only congregation, and, as it often happens, I was the youngest.
I played Clara Schumann’s prelude in B flat, an Andante Espressivo by Hedwige Chretien, and another Andante espressivo by Helene Liebmann. Also, I played a piece by Margreeth de Jong, originally for organ, but it was manuals only and sounded quite nice on the piano. And of course I accompanied all the songs we sang during the service.
Afterwards, the pastor came to me and said that the piano hadn’t sounded so good for ages. I accepted the compliment gracefully (I hope!), but wondered at the same time who the other people might be who play that piano regularly. The perfectionist inside me didn’t think my playing was that good, but I made her shut up 🙂

Thanks for coming back to the blog in quiet times, and I hope to see you again soon!

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Leseempfehlung: übers Altern und Pippi Langstrumpf und das Künstlerinnendasein

Gestern las ich einen Artikel im Blog der von mir sehr geschätzten Petra van Cronenburg, den ich unbedingt teilen und zum Lesen empfehlen möchte.
Empfehlen deshalb, weil Petra einfach toll schreibt, weil mir ihr Weg teilweise bekannt vorkommt, weil ich mir manche Fragen, die sie stellt, auch selbst stelle, und weil ich denke, dass ihre Geschichte für alle, die Entscheidungen treffen wollen oder müssen, den ein oder anderen Denkanstoß liefern kann:
https://cronenburg.blogspot.de/2016/05/altersstarrsinn-langstrumpf-gene.html

Viel Spaß beim Lesen!
Ach ja, und wer mehr von Petra lesen möchte und Essen und/oder das Elsass genauso mag wie ich, kaufe sich im Buchladen seines Vertrauens „Elsass – Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt“ oder jedes andere (e-)Buch von ihr. 🙂

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