Author Archives: Andrea Ha.

12.11.1989 – Grenzöffnung ganz persönlich

In diesen Tagen erinnern sich viele Menschen an den 9. November 1989. Damals, als „sofort, unverzüglich“ zu geöffneten Türen und Toren führte und Begegnungen möglich wurden, was viele zwar erträumt, aber nur wenige ernsthaft zu hoffen gewagt hatten.

Wir wohnten damals etwa 80km südlich der Grenze zu Thüringen. Meine Großmutter war vor kurzem zu uns gezogen. Vorher hatte sie viele Jahre in einem Dorf direkt an der Grenze gewohnt. Wenige Meter hinter den letzten Häusern begann das, was die Erwachsenen Niemandsland nannten und die Orte, die wir als Kinder unter strengster Strafandrohung nie betreten durften. Die Grenze war allgegenwärtig. Unsere älteren Verwandten aus Thüringen lernten wir kennen, als sie alt genug waren, um „in den Westen“ reisen zu dürfen (als wir noch in München wohnten, war dieser Westen ja eher der Süden, aber wir waren halt die Westverwandtschaft). Da ich als Kind ziemlich vorlaut war (und es teilweise heute noch bin), durfte ich nie mit meiner Oma mitfahren, wenn sie nach Kahla oder Jena fuhr. Denn meine Mutter hatte Angst, ich würde etwas Falsches sagen und es gäbe Probleme.

Meine Oma war eine Meisterin im Paketversand. Sie hatte alle Paketmarken aufgehoben und konnte damit problemlos unseren großen Esstisch bedecken. Im Gegenzug bekam ich immer wieder Noten aus dem Peters-Verlag in Leipzig, und ich weiß nicht, was unsere Verwandten so alles in die Wege geleitet haben, um mir immer wieder etwas zukommen zu lassen. Die Noten habe ich heute noch und halte sie in Ehren.

Jedenfalls kam der 9. November, dann der 10. Am 11. November arbeitete ich für ein paar Stunden in einer Bäckereifiliale in Autobahnnähe und erinnere mich gut an den Ansturm der Kunden, die alle der Sprache nach nicht aus Franken kamen.

Und dann war Sonntag. Und plötzlich klingelte es an der Tür. Draußen eine Frau, die ich nicht kannte. Ob die Tante Else da sei, fragte sie. Meine Oma. Ja, natürlich.

Und plötzlich ein Freudenschrei der Oma, und von Tina, die ich ja doch kannte, wenn auch nur aus den Briefen, die sie an Oma schrieb. Und sie war nicht alleine, sondern brachte alle mit, die ins Auto gepasst hatten. Es war nicht der letzte Besuch in diesen Tagen. Alle kamen sie, und wir konnten es irgendwie gar nicht fassen, dass wir uns einfach so sehen und besuchen konnten.

Die Grenzöffnung war für uns Wirklichkeit geworden, ganz greifbar und ganz persönlich, und ich bin heute immer noch dankbar, dass ich das erleben durfte und dass ich diese schönen Erinnerungen daran habe.

So viele tolle Menschen habe ich seither kennen lernen dürfen und nie wieder möchte ich solche Mauern zwischen Ländern haben – egal, ob wir nun eine Sprache sprechen oder nicht. Mauern und Zäune in den Köpfen sind bei manchen immer noch da, oder schon wieder. Das betrübt mich, und ich hoffe, wir schaffen es im direkten Austausch weiterhin, uns näherzukommen und zu merken, dass Menschen einfach Menschen sind und dass das gut so ist, egal, wo jemand geboren wurde.

 

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Jubilarinnen – Orgelkonzert 2019

Vor ein paar Tagen habe ich zum 200. Geburtstag von Clara Schumann und Elizabeth Stirling, zum 150. Geburtstag von Joséphine Boulay und zum 40. Geburtstag des Archiv Frau und Musik ein kleines Orgelkonzert gegeben.

Die Orgel stammt aus dem Jahr 1911, eine typische Vertreterin ihrer Region und ihrer Zeit. Sie ist manchmal ein wenig behäbig, aber wenn man sie ein bisschen kennt, dann lässt sie auch schnelle Läufe zu.

Ich hatte einen ganz hervorragenden Assistenten. Mein Lieblingsdirigent, mit dem ich als Sängerin und Chorbegleiterin schon viele tolle Konzerte gemacht habe, hatte sich bereit erklärt, beim Umblättern und Registrieren mitzuhelfen, und so konnten wir bei einem Stück durch geschickte Registerwechsel sogar ein drittes Manual simulieren. Alleine hätte ich das nicht geschafft. Setzer hat die Orgel nämlich nicht.

Hier mein Programm:

Cécile Chaminade(1857 – 1944)

Prélude pour orgue op. 78

Mel Bonis (1858 – 1937)

Offertoire op. 182

Joséphine Boulay (1869 – 1925)

Andante

Emma Louise Ashford (1850 – 1930)

Fantasie

Elizabeth Stirling (1819 – 1895)

Air with variations

Clara Schumann (1819 – 1896)

Präludium und Fuge in d-Moll op. 16 Nr. 3

Elizabeth Stirling (1819 – 1895)

Larghetto

Johanna Asmussen (* 1936)

Choralbearbeitung „Von Gott will ich nicht lassen“

Ethel Smyth (1858 – 1944)

Choralbearbeitung “O Gott du frommer Gott”

Kanon über „O Gott du frommer Gott“

Mel Bonis (1858 – 1937)

Quasi andante op. 152

Clara Schumann (1819 – 1896)

Präludium und Fuge in B-Dur op. 16 Nr. 2

Carlotta Ferrari (* 1975)

Concert Variations on Greensleeves

 

Als Zugabe gab es die Toccata pour grand orgue op. 97 von Mel Bonis (Man merkt vielleicht, dass das eine meiner Lieblingskomponistinnen ist…).

Nun arbeite ich am Programm für mein nächstes Konzert, das ich anlässlich des 50. Geburtstags einer Steinmeyer-Orgel spielen werde. Details gibt es, sobald ich sie habe.

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„Man darf ja nix mehr sagen…“

Es kommt selten vor, dass ich auf diesem Blog etwas zum politischen Tagesgeschehen schreibe. Auch meinen Twitteraccount nutze ich kaum für entsprechende Statements. Es ist nicht so, dass ich nichts zu sagen hätte, aber das tue ich lieber im direkten Gespräch. Und ich scheue dabei auch keine Konfrontation und bin sehr froh, dass ich in meinem Freundeskreis Menschen habe, deren politische Richtung zwar teilweise anders ist als meine, die einen offenen Gedankenaustausch aber ebenso schätzen wie ich. Ich habe da schon viel gelernt (danke an dieser Stelle vor allem an Peter und Jens).

Was mich im Zusammenhang mit den Wahlen am vergangenen Sonntag sehr bewegt hat, war nicht unbedingt das Abschneiden einer gewissen Partei, deren Umtriebe ich sehr kritisch betrachte. Irgendjemand spülte eine Grafik aus der Tagesschau in meine Twittertimeline, aus der hervorging, dass mehr als zwei Drittel der befragten Wähler in einem Bundesland der Meinung waren, man dürfe ja „nichts mehr sagen“ und sei insgesamt in seiner Meinungsfreiheit beschnitten.

Wie kommt es zu dieser Wahrnehmung? Welche Erwartungshaltung haben diese Menschen? Bedeutet Meinungsfreiheit für sie, dass man keinen Widerspruch zu seinen Aussagen bekommt? Dass alle die eigene Meinung teilen? Dass auf lautes Schreien und Parolen rufen immer tosender Applaus kommt?

Mir fehlt dafür eine Erklärung. Ja, ich weiß, dass ich in einer priviligierten Situation bin. Ich schreibe hier auf einem funktionierenden Rechner, zuhause am Schreibtisch sitzend. Ich muss keine Angst haben, dass jeden Moment irgendwo eine Rakete einschlägt oder eine Bombe explodiert. Es gibt zuverlässig Strom und fließendes Wasser und ich besitze nicht nur ein Sparschwein, sondern es ist sogar etwas drin.

Ich möchte Menschen gerne verstehen. Aber manchmal fällt mir das wirklich schwer.

Wir brauchen in unserer Gesellschaft den Widerspruch. Wir brauchen Menschen, die etwas sagen und nicht wegschauen, wenn jemand seine Vorurteile pflegt. Ich freue mich, dass so mancher tiefsitzender Alltagsrassismus und Alltagssexismus nicht mehr hingenommen wird, sondern angesprochen wird und durchaus auch deutlich verurteilt. Das ist für diejenigen, die „eigentlich ja nix gegen Ausländer haben“ oder „die Gleichberechtigung total toll finden und niemals Frauen benachteiligen würden“ und es in ihrem Verhalten und Sprachgebrauch dennoch tun, sicher unangenehm.

Unsinn reden ist nach wie vor nicht verboten.

Und ich werde, so lange mir das möglich ist, dem Unsinn die Stirn bieten. Vielleicht künftig ja auch öfter mal online und nicht nur in meinem Alltag. Aber da natürlich auch – wenn es nötig ist, mal unbequem zu sein, um für die Würde anderer einzustehen, dann bin ich gerne unbequem.

„Man darf ja nix mehr sagen“, sagen manche und sehen nicht, dass sie allein dadurch, dass sie das sagen können, eine bemerkenswerte Freiheit genießen. Dass ihnen das irgendwann klar wird, das wünsche ich mir. Und dass diese Freiheit nicht missbraucht wird, wünsche ich mir noch mehr.

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Mit dem Hausboot unterwegs

Ich bin immer noch ganz begeistert von unserem Urlaub auf dem Rhein-Marne-Kanal mit einem Hausboot – wir waren das erste Mal zu viert unterwegs, mein Mann, meine Schwiegermutter, meine Schwägerin und ich. Das ist insofern auch etwas Besonderes, weil das Verhältnis zu den beiden Damen über viele Jahre ausgesprochen schwierig war und sich erst in der letzten Zeit normalisiert hat. Aber es hat wunderbar funktioniert, es gab keine großen Reibereien, und über kleine Nickeligkeiten kann man leicht hinwegsehen.

Schon in der Vorbereitung habe ich gemerkt, wie unterschiedlich doch unsere Herangehensweisen an die Sache sind. Während ich mir auf dem Flussreiseführer zwar eine grobe Route überlegt hatte, ansonsten aber alles auf mich zukommen lassen wollte, machte sich meine Schwägerin Gedanken um Strom für den Fön und darum, welche und wie viele Klamotten wohl mitzunehmen seien. Meine Schwiegermutter dachte ans Einkaufen und mein Mann bat mich, doch einen detaillierten Plan zu machen, um den beiden die Sorge zu nehmen, sie wüssten nicht, was auf sie zukommt.

Das machte ich dann auch und gleich der erste Punkt auf dem Plan funktionierte nicht, da das ausgesuchte Restaurant fürs Mittagessen auf der Hinfahrt nicht mehr existierte 😉 Aber das war gar nicht schlimm, denn keine 500m weiter fand sich ein geöffnetes Lokal, wo wir fürstlich speisten und alle zufrieden waren: Aux Berges de la moder, 8 rue de la gare, 67590 Schweighouse-sur-Moder (absichtlich ohne Link zur FB-Seite des Restaurants. Kann bei Interesse ja über Suchmaschinen gefunden werden.)

Ab 16 Uhr sei unser Boot abholbereit, hieß es vom Vermieter. Wir kamen pünktlich an und konnten dann auch erst einmal entspannen, da vier Boote zu übergeben waren und einer der Mitarbeiter zwischen Tür und Angel rief, er käme noch, aber sei alleine und es würde dauern. Wir waren ja im Urlaub und nicht auf der Flucht und ließen ihn das auch wissen – was witzigerweise dazu führte, dass er uns doch schon unser Boot, die „Rose“, zeigte und sagte, wir sollten das Gepäck schon einmal an Bord bringen, die Einweisung würde er dann später machen. Wir teilten uns dann auf; die Schwägerin und ich fuhren einkaufen und die anderen beiden machten das Boot klar. Als wir vom Einkaufen zurückkamen, kam das Boot gerade von der Einweisungsfahrt zurück, mit einem anderen Mitarbeiter, der uns sagte, wir hätten mit meinem Mann einen tollen Skipper und er sei sehr zuversichtlich.

Da es mittlerweile schon Abend war, beschlossen wir, im Hafen zu bleiben und erst am nächsten Morgen zu starten. Das taten wir dann auch und waren gegen halb zehn die ersten, die den Hafen verließen. Wir fuhren ein kurzes Stück, um den Rhein-Marne-Kanal zu erreichen und bogen dann in Richtung Nancy ab.

Die erste Schleuse auf unserer Strecke ist gleichzeitig die spektakulärste: Réchicourt, fast 16m werden durch eine einzige Schleuse überwunden. Früher gab es eine Schleusentreppe mit sechs Schleusen, heute eben nur die eine. Es herrscht Rettungswestenpflicht in der Schleuse. Nach einer Wartezeit ging es dann los. Drei Boote passten gleichzeitig in die Schleusenkammer. Bei der Einfahrt gab es ein paar kurze Tipps für die Leinen vom Schleusenwärter und dazu eine Fernbedienung für alle weiteren Schleusen in Richtung Nancy. Und dann ging es schon nach unten. Abwärts zu schleusen ist im Grunde unkompliziert, auch wenn es 16m nach unten geht.

Die Sache mit der Fernbedienung ist ebenfalls kein Hexenwerk. Vor den Schleusen gibt es ein Schild, bei dessen Erreichen (oder für Ungeduldige auch vorher) man auf den (einzigen) Knopf der Fernbedienung drückt, was mit einem blinkenden orangenen Licht quittiert wird. Nähert man sich dann der Schleuse, zeigt ein gelbes Blinklicht an, dass die Schleuse vorbereitet wird. Dann muss man nur noch auf die üblichen roten und grünen Lichtzeichen der Schleuse achten und bei geöffnetem Tor einfahren. Leinen festmachen, Schleuse durch manuelle Betätigung einer Stange in Gang setzen, und los geht’s. Schon nach wenigen Schleusen waren wir ein eingespieltes Team: ich vorne an den Leinen, meine Schwiegermutter hinten, mein Mann am Steuerstand und meine Schwägerin als Schleusenbetätigerin und Leinenhelferin.

Unser erster Stopp zur kleinen Mittagspause konnte auch nicht wie geplant stattfinden – wenn an einem Anleger normalerweise locker Platz für mindestens zwei Boote ist, ein Boot aber so festgemacht ist, dass weder vorne noch hinten noch Platz ist, dann haut das halt nicht hin. Schade, wenn Menschen beim Festmachen so wenig mitdenken, aber so ist das halt. Wir fanden ein Stück weiter einen schönen Platz in der Nähe einer Schleuse. Dort gab es sogar einen Picknicktisch, der aber bereits belegt war. So genossen wir unser Mittagessen auf Deck.

Vom Wetter her hatten wir riesiges Glück – es hat in der ganzen Woche nur zweimal geregnet, und ansonsten war es entweder bewölkt und trocken oder sonnig und trocken.

Die nächste Nacht verbrachten wir im Hafen von Lagarde. Da sich dort die Basis eines weiteren Bootsverleihers befindet, sollte man genau schauen, welche Liegeplätze als Gastplätze gekennzeichnet sind. Es gibt an sich genug Platz, aber auch hier gab es wieder einige, die beim Festmachen nur an sich selbst und nicht an nachfolgende Boote gedacht hatten.

Weiter ging es bis Sommerviller. Das ist ein kleiner Anleger ohne Elektrizität und Wasser – dafür aber mit einer fußläufig erreichbaren Bäckerei, die ganz wunderbare Törtchen macht. Und die Baguettes sind eh überall in Frankreich lecker. (Boulangerie Sanchez, 1 Rue de Lorraine, 54110 Sommerviller)

Am nächsten Tag erreichten wir Nancy. Obwohl wir bereits am frühen Nachmittag eintrafen, gab es im Hafen nur noch einen Liegeplatz. Später sortierte der Hafenmeister dann noch ein paar Boote um und schaffte so drei weitere Plätze, aber eng war es doch. Wir gingen abends essen – mal nicht französisch, sondern Burger, aber auch die waren teilweise französisch angehaucht und sehr, sehr gut. (Voyou Burger, 20 rue Stanislas, 54000 Nancy). Im Hafen gab es Strom und Frischwasser.

Schon war die Hälfte der Woche vorbei und wir fuhren zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Beim Aufwärtsschleusen setzt man vor der Schleuse ein Besatzungsmitglied ab, das in der Schleusenkammer die Leinen entgegennehmen kann und dann auch wieder die Schleuse betätigt. Auch hier war die Rollenverteilung wieder klar und wir arbeiteten als Team perfekt zusammen.

Dann kamen wir zu einer Schleuse, die noch nicht frei war, und machten am Ufer fest, um zu warten. Wenn die Schleusenkammer gerade gefüllt ist, muss das Wasser ja wieder raus, wenn man bergauf schleusen möchte. Oft kommt es da zu größeren Verwirbelungen. Entweder wartet man also in gebührendem Abstand vor der Schleuse, oder man macht das Boot halt kurz fest. Vor uns lag ein weiteres Hausboot – die Benutzer nahmen das Thema insgesamt aber ziemlich locker, und das Boot trieb entsprechend ab, weil es nicht ordentlich festgemacht war. Da wurde dann auch nicht mal die Kaffeetasse beiseite gestellt, sondern nur nach einem weiteren Besatzungsmitglied gerufen, das aber gerade anderweitig beschäftigt war. Nun ja. Dass man ohne Bootsführerschein Hausboot fahren darf, heißt ja eigentlich nicht, dass man gar nicht mitdenken muss.
Jedenfalls fuhren wir gemeinsam in die Schleusenkammer und die andere Besatzung beklagte sich, dass wir uns einen der Poller zum Festmachen teilten. Dass das kein Problem ist, wollten sie nicht so recht glauben und machten in der nächsten Schleuse ganz vorne fest, um ihre eigenen Poller zu haben.
Nun gibt es beim Bergaufschleusen ja auch in der Schleusenkammer entsprechende Verwirbelungen im Wasser. Deshalb ist es hilfreich, wenn man seine Leinen ordentlich führt und wenn einer am Ruder bleibt. Die andere Bootsbesatzung sah das irgendwie anders, ließ sowohl die Leinen alleine als auch den Steuerstand. Es kam, wie es kommen musste. Das Boot wurde nach vorne gezogen und bekam Kontakt mit dem Schleusentor. Und aufgrund seiner Bauweise blieb es dann an einem der Querriegel des Schleusentors hängen. Sprich, der Bug wurde nach unten gezogen und das Heck kam aus dem Wasser. Meine Schwägerin, die ja draußen stand, sprang noch hin, um das Boot an der hinteren Leine festzuhalten. Ein Teil der Besatzung, der sich eben noch gesonnt hatte, begab sich zum Steuerstand, aber die versuchte Rückwärtsfahrt scheiterte daran, dass die Schraube bereits aus dem Wasser war.
Es blieb uns also nur, den Notausschalter zu betätigen und dann auf den zuständigen Schleusenmenschen zu warten. Der kam, begutachtete sein Schleusentor (das nichts abbekommen hat) und belehrte die Bootsbesatzung – da diese jedoch kein Französisch sprach, lief ein Teil seines Vortrags wohl ins Leere.
Der Schleusvorgang wurde dann manuell durch den Mitarbeiter beendet und es ging weiter.

Später trafen wir den Mitarbeiter dann noch einmal, weil eine andere Schleuse Probleme machte, und er lobte unsere Teamarbeit und meinte, wie wir das machten, sähe sehr gut aus. Dass wir mit ihm französisch schwätzen konnten, erleichterte die ganze Sache natürlich auch.

Für die nächste Übernachtung machten wir in Einville-au-Jard fest und kauften im örtlichen Gemischtwarenladen ein wenig ein. Es gibt in Einville fast direkt am Hafen auch ein Restaurant, das wir aber nicht besuchten, weil wir meist selbst kochten.

Am nächsten Tag ging es weiter bis Port Ste Marie, wo wir das Boot mal wieder an die Steckdose hängten und auch Frischwasser auffüllten.

Dann brach auch schon der vorletzte Tag der Bootswoche an und wir nahmen die große Schleuse von Réchicourt wieder nach oben, gaben unsere Fernbedienung ab und fuhren ohne weitere Schleusvorgänge noch ein Stück Richtung Strasbourg bis Hesse, wo wir eine kleine Pause machten und von dort aus dann zurück zu unserer Basis fuhren.

Dort verbrachten wir den letzten Abend an Bord und genossen das leichte Plätschern des Wassers, das uns beim Einschlafen begleitete.

Fazit dieser Woche: ich langweilte mich keine Minute und war trotzdem tiefenentspannt. Mein Strickzeug hätte ich zuhause lassen können, da ich tagsüber mit Gucken und Leinenführen beschäftigt war und es sich abends auch nicht wirklich ergab. Was man unbedingt haben sollte, ist Mückenspray und Sonnenschutz (hatten wir beides) und ordentliche Handschuhe (hatten wir auch), um gefahrlos mit den Leinen arbeiten zu können. Ein wenig Gefühl für so ein Boot zu entwickeln schadet ebenfalls nicht. Ich habe jetzt aber Lust, endlich mal den Bootsführerschein zu machen. Mal sehen, ob und wann ich dazu komme.

Es war jedenfalls ein ganz wunderbarer Urlaub und ist zur Nachahmung und Wiederholung empfohlen 🙂

 

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April news

It’s been quiet on the blog – I’m so busy with various projects both in my online and offline world, that I’ve neglected this channel. Sorry ‚bout that! I won’t promise that a lot will happen here soon, but I have plans 🙂

But I would like to point out today that my friend Margriet who’s a wonderful artist and a really nice person, too, has started a blog.

I’m sure she’d love a follow 🙂 Check it out!

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Musik erleben

Vor kurzem wurde ein Artikel aus der taz in meiner Twittertimeline mehrmals geteilt. Es ging darin um einen Jungen, der klassische Musik liebt, vor allem das Weihnachtsoratorium, und getreu dem Motto „Jauchzet, frohlocket“ auch jauchzt und frohlockt und am liebsten mitsingt und tanzt.

Dass das nicht in jedem Umfeld gut ankommt, weil die Zuhörgewohnheiten hierzulande eher anders sind, kann man sich vielleicht vorstellen.

Nun steht nirgendwo geschrieben, wie man auf Musik zu reagieren hat. Es hat sich eingebürgert, dass man bei (klassischen) Konzerten still auf seinem Platz sitzt und weder mitsingt noch dirigiert noch tanzt. Wenn einen die Begeisterung mitreißt, reißt man sich in diesem Setting allerdings ja doch eher zusammen.

Es sei denn, man ist jemand, dem die Konventionen grad wurscht sind. 😉

Ich verstehe beide Seiten der Argumentation. Diejenigen, die ihr Konzerterlebnis in (der von ihnen definierten) Ruhe haben wollen, und diejenigen, die sagen, es müsse Platz sein für das aktive Zuhören, für das Lautsein, für das Jauchzen und Frohlocken.

Irgendwo im Zusammenhang mit der Diskussion las ich dann, dass jemand sagte, der Junge mache das genau richtig, nur so könne Musik erlebt werden. Da stimme ich nicht zu. Ich finde nicht, dass es ein „nur so und nicht anders“ für das Erleben von Musik gibt. Menschen sind doch zu verschieden, als dass wir da von „nur so und nicht anders“ sprechen sollten.

Ich weiß nicht, ob es mich stören würde, wenn jemand bei einem meiner Orgelkonzerte tanzen würde. Erlebt habe ich es noch nicht. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Wie hört und erlebt Ihr Musik, liebe Leserinnen und Leser? Ich freue mich, von Euch zu lesen.

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New year, new ideas, new music, new…

Dear readers,

2018 has been a quiet year here on the blog. It has been a busy year in my life. Overall, I’m very happy with the way things turned out. Yes, there has been sadness and grief, too, but that’s part of life and I was able to deal with these challenges in a good way.

Now, the calendar tells me it’s 2019. I don’t know what the year will bring, but I have plans. I want to write more blog posts (and I’m sure I said this before. Maybe it was my plan for 2018 already? 😉 ), speak at a conference, play another organ recital… At the moment I have so many ideas in my head, I feel I either need a second head to store them all or more hours to my day. This might sound a bit „out of breath“, but I’m actually quite relaxed.

2019 marks the 200th birthday of two remarkable musicians: Elizabeth Stirling and Clara Schumann. Elizabeth wrote many pieces for organ (unfortunately not a lot of them are available in print) and Clara’s main instrument was the piano. However, some of her piano works have been edited for organ and I want to play at least two (or rather four, if you count each prelude and fugue separately) of them this year.

I will continue doing „50-50“ in my Sunday organ playing: at least one of the pieces I play will be by a female composer. I also include lesser known (male) composers whenever possible. My own list of female composers who have written for organ is still a work in progress and already contains more than 200 names. That’s enough material for many Sunday services, I guess.

I will also continue trying to help others who’re not as privileged as I am and to point out unfairness and stupidity and make my voice heard when I feel like saying something.

Thanks for reading, and happy new year to you!

 

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Out tomorrow: Cold Breath by Quentin Bates

He has done it again. Despite being busy translating Nordic crime stories and doing all the other stuff he’s doing, Quentin „Gráskeggur“ Bates brings us a new Officer Gunnhildur mystery: Cold Breath. And I’m very excited and happy that he found the time to write this book. I’ve been a fan of Gunna since I read the (somewhat clumsy) German translation of her first adventure, and I love reading the English originals. Still hoping that there will be more translations into German one day – Gunna (and Quentin!) deserve more readers, not only in the English-speaking world.

I’m delighted to be part of the blog tour for the release of Gunna’s latest adventure and would like to thank Emily at Brandhive for making this possible.

Again, Quentin wrote a story that seems to be straightforward but is full of surprises and unexpected developments. Gunna is chosen to protect a strange man who came to Iceland to hide from… well, this is where the adventure starts. Is he an innocent victim of crimes happening in his home country? Is he a criminal himself? What is he doing for a living, and why on earth did he come to Iceland? What’s the role of the politician who invited him to stay in her house?

Being stuck at a lonely place is kind of an Icelandic thing. The weather being unpredictable and road conditions constantly changing, it can happen easily that you’re stuck somewhere, either in the middle of nowhere or maybe in a tiny village or at some other place you didn’t want to be. In a way, Gunna is stuck, too. She needs to stay at a safe house together with the stranger and can’t leave and be with her family or do her usual detective thing of walking around and talking to people.

While Gunna is busy keeping secrets and trying to find out why the man is hiding (after all, she is a detective and she wants to know), information is leaking and the situation gets dangerous.

I won’t give away too much of the story – I want you to go and buy the book (you can get it online, of course, but if you can, please go and buy from your local book shop if you still have one) and get absorbed in the story just as I did.

Quentin is a master of weaving in current affairs and still managing to keep it all a work of fiction. You don’t need to read all the other Gunna stories to get into Cold Breath, and the book is perfect for the coming autumn days, but you can also read it on a warm sunny weekend like I did. And if you need a Christmas present for a book lover, Cold Breath should definitely be on your list.

There are more reviews to come. Please have a look at the other websites and blogs and if you like, leave a comment here.

 

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Ein neues Kapitel

Wer mich schon länger kennt, hat mitbekommen, dass meine beruflichen Pfade mitunter ein wenig verschlungen sind und dass ich in meinem Erwerbsleben schon mehr als ein Ding gemacht habe. Rückblickend betrachtet war es auch immer gut, wie es sich entwickelt hat und ich profitiere sowohl von den vielen guten als auch von den durchaus vorhandenen schlechten Erfahrungen.
Manchmal schlugen mir Situationen im Job auf die Gesundheit – das letzte Mal war es ziemlich heftig, mit einer monatelangen Auszeit. Ein wenig hatte ich hier im Blog immer mal erzählt. Und damals hatte ich beschlossen, dass ich mir so einen Mist nicht mehr antue.

Nun hatte ich vergangenen Sommer eine neue Stelle angetreten. Voller Hoffnung, dass es irgendwie anders sein würde als vorher. Die ersten Monate waren auch anders und positiv, aber dann kamen Zweifel. Sonderbare Entscheidungen der Geschäftsführung mussten umgesetzt werden, und es blieb nicht bei wenigen dieser Entscheidungen, sondern das ganze Unternehmen entwickelte sich in eine Richtung, die nicht die meine war.

Ich habe mir das eine Weile angeschaut und immer auch in mich hineingehorcht, ob und wie viel ich mittragen kann und will. Mitte August kam dann die Erkenntnis, nein, ich will gar nichts mehr mittragen. Ich will nicht länger irgendwelche Albernheiten ertragen oder mich kleinmachen müssen, weil ich in einem Umfeld gelandet war, wo ein Wachsen nicht vorgesehen ist. Ich will nicht mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen oder mit Bauchschmerzen von der Arbeit kommen.

Also habe ich ein Kündigungsschreiben verfasst und ins Auto gelegt. Einfach, um es zu haben. Falls mir doch der Kragen platzt.

Natürlich brauchte ich einen Plan B. Und daran hatte ich seit einiger Zeit immer wieder gearbeitet.

Vor zwei Wochen war es dann soweit. Ich habe gekündigt – und ich habe keine neue Festanstellung in Aussicht. Ich stürze mich voller Mut, Zuversicht und Aufregung in ein neues Thema und werde unter anderem auf eigene Rechnung arbeiten, aber auch ein kleines Unternehmen als Personalerin unterstützen. Das Sparschwein ist gut gefüllt, so dass die erste Zeit machbar erscheint.

Ein neues Kapitel also, und eines, das es mir hoffentlich ermöglicht, meine vielen Interessen weiterhin pflegen zu können und die eine oder andere Leidenschaft nun auch beruflich zu nutzen.

Da ich bisher Wert darauf gelegt habe, dieses Blog ziemlich „privat“ zu halten, werde ich erst einmal noch keine Werbung für meine neue Website machen. Aber falls unter meinen Leserinnen und Lesern jemand sein sollte, der oder die sagt, hey, was die Andijah da bisher so geschrieben hat und was ich von ihr bei Twitter lese, finde ich gut, ich möchte nun auch wissen, was sie sonst so macht: ich kann hier kontaktiert werden. Stichworte sind Workshops, Trainings, Kommunikation, Stimme, Interkulturelles und Digitalisierung.

Hier im Blog geht es natürlich weiter, mit meinen Geschichten vom Land, mit Musik, mit Buchtipps und Rezensionen, und mit allem, was mich halt so umtreibt.

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From my bookshelf: Yesterday by Felicia Yap

This summer has so far been way too hot for new knitting projects, but there’s always time to read a book.
Recently, I was looking for a book to read on the train. I like browsing through the shops and often don’t really know what I will end up with.
Yes, I quite like crime stories and thrillers and seldom buy romantic novels, but I don’t always plan on buying a specific book.

I bought a paperback: Yesterday by Felicia Yap. The book was published last year and I’ve since discovered that there was a blog tour promoting it (which I missed – must’ve been in the „wrong“ filter bubble), but I guess any good book can do with additional reviews even if it’s not brand new. 😉

So, what’s the story?
When reviewing books, it’s important not to give away too much to keep potential readers interested, but of course you need to say something about the contents.

Felicia Yap makes this rather hard for any reviewer, because of the cleverly woven background for the story. It’s a murder mystery, set in modern Britain, but it’s not the modern Britain you know. There are basically two classes of people in the world: the „Monos“ and the „Duos“. Adult Monos can remember only yesterday, and Duos can remember one additional day, the day before yesterday. Everyone’s using an electronic device (iDiary) to write down what they did during the day and if they are asked a question, they will use the search function of their little helper and then give you the answer. Now imagine you’re a police officer trying to solve a crime in this world – your task being made even more difficult by your own specific challenges and problems.

The setting is both intriguing and disturbing. Whom can you trust? Who’s telling the truth? What is the truth anyway?

The story is told from different perspectives which makes it quite entertaining, but I couldn’t say that there’s one character I especially liked or grew fond of. They’re all a tad weird. But then again, they live in a weird world and just try to live their lives the best they can.

The book is great if you like both crime stories and a bit of science fiction, and it was perfect for my train journey and will remain on my bookshelf to be read again in a while.

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