Author Archives: Andrea Ha.

Neues für die Papiertante: der Taschenbegleiter

Nicht nur bei Büchern bevorzuge ich Papier, auch meinen Kalender führe ich seit Jahren in Papierform. Ich mag es, online zu sein, ich kann Stunden damit verbringen, Blogs am Rechner oder auf dem Smartphone zu lesen, ich tummle mich in Foren, bei Twitter… aber ich mag ohne Notizbücher und Papier nicht sein. Wenn ich eine Idee fürs Blog habe, mache ich mir eine Notiz. Mit Bleistift oder Füller, oder auch Kuli, was halt gerade da ist.
Ich habe einen Notizbuch-Tick, glaube ich. Zumindest habe ich eine große Sammlung an unterschiedlichen Notizbüchern, z.B. für unterschiedliche Themen, oder als laufende „Merkzettelsammlung“, oder einfach zum Schönfinden.

Ich mag handgemachte Dinge. Die sind oft etwas teurer, manche sagen, zu teuer, aber bestimmte Dinge sind mir einfach etwas wert.

Irgendwann hatte ich mal eine Dokumentation über Manufakturen gesehen. Unter anderem wurde dort der „Taschenbegleiter“ aus Saarbrücken vorgestellt: http://roterfaden.de/
Ich sagte noch so beiläufig, ach, schau, das sieht ja toll aus, dachte dann aber nicht weiter darüber nach. Bis neulich, an meinem Geburtstag, als ich ein in rosa Packpapier eingeschlagenes Ding in Händen hielt, das sich als mein eigener Taschenbegleiter entpuppte. Außen rot, innen grau, von der Haptik einfach toll, und das Beste ist, dass nicht nur die Notizbücher hineinpassen, die extra dafür gemacht werden, sondern auch Notizbücher anderer Marken.

Ich bin nun also bestens ausgestattet für meinen Spleen.

Agatha Christie Fans wissen es vielleicht schon, auch sie sammelte im Laufe der Jahre eine Menge Notizbücher an. Wer lesen möchte, was sich an Aufzeichnungen zu ihren Romanen dort findet, kann das in diesem Buch tun (gibt es m.W. nur auf Englisch): https://www.harpercollins.co.uk/9780007310579/agatha-christies-secret-notebooks

Außer, dass ich ihre Bücher sehr gerne lese, habe ich aber sonst wohl nicht so viel mit ihr gemeinsam 😉

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Bored? Need action? Go read Frank Westworth’s stories

Some people would argue that I read anything that is in front of my nose, but that’s not quite true. I do choose what I read, but what is true is that when I’m asked to read and review something, I seldom say no.
So of course I welcomed the invitation by Rowena of https://murdermayhemandmore.wordpress.com/ to read „First Contract: A JJ Stoner short story“ by Frank Westworth.
Those of you who’ve known me for a while might think, hey, what, there she is, suddenly reading e-books? Well, not really. I still don’t own an e-book-reader, but thanks to modern technology, I received a copy of the story that I could read on my PC 🙂
I usually don’t recommend this veeeeery large online book seller, but you don’t get this story anywhere else, so, [insert deep sigh here] if you want to read „First Contract“, go online and do whatever one does to get the data onto the device.

Back to the actual story. It’s certainly not for the chicken-hearted, and not for people who expect their heroes to be heroes but never use swear words. If you like Jack Reacher, you will probably like JJ Stoner. But that’s all you can say for similarity. The two guys are certainly not brothers, and Frank hasn’t written a story that’s simply just another version of a successful concept. JJ Stoner is a man with some rough edges and a mind of his own, and despite the fact that he’s killing people by the dozen, you still get the feeling that you kinda like him. But you would never want to stand in his way.

„First contract“ is brisk, rather intense and remarkably well-written. Despite the violence, there’s a humourous streak, and if you like out-of-the-ordinary adventures with interesting twists in the storyline, go for Frank’s stories. And watch this space for future reviews, because there’s more to come. Promised.

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Ambivalenz

In den letzten Wochen habe ich hier wieder etwas weniger geschrieben, dafür mehr nachgedacht. Vermutlich zu viel.
Mir geht es gut, keine Frage. Vom Heuschnupfen mal abgesehen, aber das ist ja zeitlich begrenzt. Trotzdem nagen verschiedene kleine Zweifel an und in mir. Zweifel, ob ich mit dem, womit ich mein Geld verdiene, auf dem für mich richtigen Weg bin.
Zweifel, ob ich zu vieles von dem, was ich mal gelernt habe und teilweise immer noch gut kann, nicht nutze.
Gedanken, die um die Frage kreisen, ob ich nicht vielleicht alles haben kann, die Kombination aus verschiedenen Talenten und Neigungen, und wenn ja, ob und wie das in der Praxis zu bewerkstelligen wäre. Gleichzeitig der innere erhobene Zeigefinger, dass ich mich nicht verzetteln soll, dass ich zu meinen Entscheidungen stehen soll, dass es schon irgendwie gut ist, so wie es ist.

Chaos im Kopf und im Bauch, und doch Zufriedenheit. Das ist inspirierend und verwirrend zugleich, und liest sich vielleicht so, als hätte ich gerade nicht alle Tassen im Schrank. Gut, wäre auch nicht das erste Mal in meinem Leben 😉

Wie heißt es in einer meiner Lieblingsserien so schön: „In dir ist das doch schon wieder am arbeiten“. Genauso fühle ich mich im Moment, und meist geht es mir prima damit, doch manchmal denke ich, dass ich wohl mal wieder zu viel denke und einfach mal machen sollte. Zum Beispiel diese unfertigen Gedanken aufschreiben (hiermit erledigt).

Was mich letzte Woche übrigens sehr gefreut hat, war eine Anfrage fürs Orgelspiel bei einem Taufgottesdienst, die über mehrere Ecken an mich herangetragen wurde mit dem Hintergrund, man suche jemanden, der „ein richtig guter Musiker“ sei. Meine innere Rampensau feiert und sagt, endlich erkennt das mal jemand, und der schüchterne Teil von mir hat sich erst mal verkrochen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das wird.

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Blog tour: Thin Ice by Quentin Bates

I’ve been a fan of Quentin Bates and his Icelandic crime hero, officer Gunnhildur (Gunna), for a long time. It wasn’t quite love at first sight, considering that I read the somewhat clumsy German translations of „Frozen Out“ and „Cold Comfort“ first, but I’ve grown to like Gunna and all the others a lot. And I must say that it’s well worth reading the English originals!

So, of course I read all the other books that followed, and because I’m a paper person when it comes to books, I was thrilled that „Thin Ice“, the latest Gunnhildur story, is available not just as an e-book, but as a classic paperback.

You can get the book at any book store, and if you can, please go and buy local. 🙂

Like all of Quentin’s books, Thin Ice combines the best of both worlds, Iceland and Britain. Quentin is an outsider, not living in Iceland at the moment, and an insider at the same time, having family in Iceland, speaking the language, having lived there and being busy translating Icelandic crime stories by other remarkable writers.

The story is very Icelandic, you almost hear someone muttering „Þetta reddast“ on every second page, you have the typical weather quirks, you have country people and city people (contrary to popular belief, not every Icelander is an outdoor enthusiast), you have the country side, you have unexpected twists and turns… and it also has a certain „Britishness“ about it, most notably in Quentin’s choice of words and phrases.

I love how the story unfolds. Who is victim? Who is villain? Where does the money go? Who is together with whom and why and how long? It’s a bit like driving along a fjord and finding something new after each turn in the winding road. Whenever you think, oh, yes, this is where the story goes, something new happens. You’ll have pleasant surprises until the very end. And I’ve seldom read crime fiction where I felt so much sympathy for the „bad“ guys, or at least one of them. Same for the „innocent“ people, they’re very human and not always likeable and sometimes I thought, why on earth did the crooks have to kidnap just these two, couldn’t they have taken someone else. But I’m glad Quentin spun his yarn the way he did. It makes Thin Ice a very good read indeed!

If you’re looking for a high number of dead bodies, Thin Ice is not for you. If you’re looking for a diverse story that could have happened in real life and interesting characters and a setting in one of the most picturesque and fascinating places in the world, then Thin Ice is for you. Even if you haven’t read all the other books, Thin Ice is for you. You can easily jump in since you don’t have to know Gunna since she was little to enjoy the story.

I would like to thank Linda MacFadyen who did a great job in organising the blog tour and making sure everyone received their review copy on time. And I hope that Quentin will find the time to write more Gunnhildur stories – and maybe one day there will be another publisher making the books available in German.

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Ein besonderer Tag

Gestern war ein besonderer Tag, und eigentlich hatte ich auch gestern einen Beitrag schreiben wollen.
Doch dann kamen die ersten Meldungen aus Brüssel rein, und irgendwie war mir dann nicht mehr danach, hier etwas Persönliches zu sagen.

So schreibe ich eben heute.

Gestern war der Geburts- und Todestag meiner Großmutter väterlicherseits. Ja, meine Oma ist tatsächlich an ihrem Geburtstag verstorben. 78 Jahre alt wurde sie. Sie stammte aus dem nördlichen Frankenwald und lebte dort 72 Jahre lang. Dann zog sie zu uns in die Stadt, weil sie nicht Auto fuhr und auf dem Dorf nicht mehr so recht alleine sein konnte.

Ich habe meine Oma sehr gern gehabt, und irgendwie wurde mir das erst so richtig bewusst, nachdem sie weg war. Wie gerne hätte ich noch von ihr gelernt, wie man bei Socken eine ordentliche Ferse strickt, oder was das Geheimnis ihres leckeren Milchreisapfelauflaufs war, mit dem sie uns immer mal verwöhnt hat.

So bleiben mir Erinnerungen. Erinnerung an eine Frau, die ein unheimlich großes Herz hatte und gleichzeitig manchmal so verbohrt war, dass ich mit ihr überhaupt nicht zurecht kam.
Eine Frau, die jahrelang Pakete zur Verwandtschaft nach Thüringen schickte und die jeden erdenklichen DDR-Witz kannte und auch erzählte.
Eine Frau, die als einzige in der Familie standhaft von Rotkraut sprach, während wir anderen Blaukraut sagten, und die, wenn sie sich ärgerte, eine Diskussion auch schon mal mit den Worten „Entschuldigen Sie, dass ich geboren bin“ beendete und in ihrem Zimmer verschwand.
Eine Frau, von der ich Sprüche gelernt habe wie „Mit dem Urteil nicht eile, höre zunächst beide Teile“ oder „Bei dem haben sie ja wohl auch das Gute weggeworfen und die Nachgeburt aufgezogen!“.
Ja, meine Oma nahm kein Blatt vor den Mund und ließ es sich auch nicht nehmen, dem Pfarrer zu sagen, er müsse mal wieder zum Friseur, er sähe ja aus wie ein Apostel.

An sich selbst hat sie irgendwie nie besonders gedacht. Im Haus meiner Eltern hatte sie das Zimmer mit dem Balkon bekommen, und einen schönen Stuhl zum Draußensitzen. Draußen sitzen kam aber nicht in Frage. Die Leute könnten dann ja sehen, dass sie gerade nichts tut. Den neuen Mantel ließ sie lieber im Schrank, um ihn zu schonen, und anstatt sich selbst etwas zu kaufen, wanderte vieles von ihrem Ersparten zu ihren Enkeln. Ob sie glücklich war? Oder wenigstens zufrieden? Ich bin ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe sie nie gefragt, denn obwohl wir ein gutes Verhältnis hatten, war das nichts, worüber wir miteinander gesprochen hätten. Aber wenn ich, nicht nur an ihrem Geburtstag, an sie denke, wird mir warm ums Herz, und das ist einfach sehr schön.

Der gestrige Tag hatte noch eine weitere Besonderheit.
Ich habe nach zehn Jahren im Vorstand eines gemeinnützigen Vereins mein Amt niedergelegt und werde den Verein verlassen. Das ist für mich ein großer Schritt, der einerseits notwendig wurde, der mir andererseits aber auch sehr schwer fiel und ein bisschen weh tut. Dass ich unterjährig, nicht zum Ende einer Wahlperiode, diesen Schritt gehen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Dass es auch in Vereinen, die sich damit beschäftigen, anderen Menschen Gutes zu tun, nicht nur „gute“ Menschen gibt, und dass es auch in diesem Umfeld so etwas wie Mobbing gibt, das ist mir nicht neu und ich habe auch immer dagegen gekämpft. Bis ich selbst zur Zielscheibe wurde, und nicht nur ich, sondern zwei weiter Vorstandsmitglieder. Der übergeordnete Verband sah keine Notwendigkeit, uns zu unterstützen, und so wurde die Arbeit immer aufreibender und das brauche ich in einem Ehrenamt nun wirklich nicht.
Für mich wird es neue Aufgaben geben, neue Herausforderungen, denn jeden Tag ruhig zuhause sitzen kann ich nun mal nicht gut.
Aber jetzt ist erst einmal eine Ära zu Ende und ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, mich daran zu gewöhnen und mit dem, was schiefgelaufen ist, meinen Frieden zu machen.

Morgen beginnt meine jährliche social-media-freie Zeit. Wir lesen uns dann nach Ostern wieder!

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Organ music by female composers – part 2

When I wrote the blog post on organ music by female composers in December, I knew I would have to do an update one day. This day is today. It would have been perfect if I had managed to write this post on time for international womens day, but, hey, we can’t have everything, and perfectionism is often not helpful anyway. At least in my case 😉

So, the music. In my first blog post I mentioned several composers and publishers (if you haven’t read it yet, you can do so here: https://andijah.wordpress.com/2015/12/11/organ-music-by-female-composers/ ) and I would like to add some more today.

One publisher worth checking out is Vivace Press: http://www.vivacepress.com/
For example, they have done an album called „Organ Music by Women Composers before 1800“.
I don’t own this yet, but I own the „Women Composers‘ Album“, pieces selected and edited by Charles Callahan. It’s a lovely collection of not too difficult pieces for organ, both manuals only and with pedals. The publisher is Morning Star Music.

On imslp.org I came across the works of Carlotta Ferrari (born 1975). This is her website: http://carlottaferrari.altervista.org/
I had already mentioned that imslp lists more than 300 names in their section of women composers, but so far, I haven’t got round to checking who has done organ music.

Today I’ve made an alphabetical list (sorted by first name) of female composers who have written for organ. Maybe some day I shall find the time to sort this list by historical period or difficulty, but let’s start with the simple list. I haven’t mentioned the composers again whom I had mentioned in my other blog post, and any addition from my readers is most welcome!

Adaline Shepherd
Anne Sheppard Mounsey Bartholomew
Barbara Dennerlein
Barbara Harbach (also editor of „Toccatas And Fugues On Hymns By European Women“)
Beate Leibe
Brita Falch Leutert
Caroline Charrière
Christiane Michel-Ostertun
Christina Harmon
Emily Porter
Emma Lou Diemer
Heather Hammond
Johanna Senfter
Liselotte Kunkel
Maddalena Lombardini Sirmen
Marga Richter
Maria Scharwieß
Marianne Kim
Mary Jeanne van Appledorn
Mel Bonis
Odile Pierre
Rolande Falcinelli
Rosalie Bonighton
Ruth Norman
Sarah Watts
Sharon J. Willis
Ute Springer

A good source in Germany to buy music by these composers is bodensee-musikversand.de, but any music store should be able to order the sheet music for you.

Last Sunday, I played „Andante patetico“ by Kate Boundy as introduction to the service, and it has been well received.

Please get in touch if you have further suggestions and/or links.

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Verantwortung und Vertrauen

Ich schreibe hier kein politisches Blog. Der heutige Beitrag wird Spuren von Politik enthalten, das bringt das Thema so mit sich. Wer Beiträge zu politischen Themen sucht, wird bei meinem Freund Jens fündig, und kann mich dort auch ab und zu in den Kommentaren lesen: http://blog.jens-bertrams.de/

Genug der Vorrede.

Vergangenen Sonntag haben wir in Hessen gewählt. Oder anders gesagt, manche Menschen haben gewählt, viele sind zuhause geblieben. Ich war am Wahltag gar nicht im Lande und hatte auch die ersten Hochrechnungen nicht verfolgt, bis ich abends auf der Heimfahrt von einer Twitterfreundin gesagt bekam, ich solle am besten wieder umdrehen und nicht nach Hessen fahren, man könne ja nur noch auswandern. Hoppla, dachte ich, und schaute dann doch mal beim HR nach den ersten Zahlen.
Für mein Dorf waren die ziemlich unspektakulär, CDU vorne dran, die Grünen haben Federn gelassen, ansonsten kaum erwähnenswertes. Allerdings trat auch keine Partei aus dem rechten Spektrum fürs Gemeindeparlament an. Für den Kreistag gab es dann doch auch aus meinem Dorf einige Stimmen für die rechte Seite, und in vielen Regionen Hessens war das so und viele machten ihrer Sorge und ihrem Unmut darüber bei Twitter Luft (da ich nicht bei FB bin, kann ich dazu nichts sagen, vermute aber, dass es dort ähnlich war).

Nun bin ich natürlich über solche Ergebnisse auch nicht glücklich, aber jetzt in Panik zu geraten und die Koffer zu packen und auszuwandern käme mir nicht in den Sinn. Ich möchte weiterhin in meinem direkten Umfeld Verantwortung für mich und die Gesellschaft übernehmen. Für die Gesellschaft, in der ich leben möchte. Dazu gehört auch, nicht nur in den paar Wochen vor und nach der Wahl Interesse zu zeigen an dem, was in der Politik passiert, sondern immer wieder nachzufragen, mich zu informieren, mit meiner Meinung präsent zu sein, und mich aktiv für ein gutes Miteinander einzusetzen.

Heute morgen fuhr ich mit dem Bus zum Bahnhof. Im Bus zwei Siebzehnjährige, die ich vom Sehen aus dem Dorf kenne. Beide oft „auf Krawall gebürstet“, beide noch suchend, wo ihr Platz sein könnte. Heute ging ihr Gespräch auf einmal um das Thema Flüchtlinge, und sie schaukelten sich argumentativ gegenseitig hoch, bis zur Aussage, wenn „die Flüchtlinge kämen und Alarm machten“, dann könne man „die Kinder ja nicht mehr rauslassen“. Da ist mir der Kragen geplatzt und ich sprach sie an und sagte, dass ich diese Haltung befremdlich fände und dass ich mir wünschen würde, sie würden sich informieren, anstatt Vorurteile zu pflegen, und dass es Fakten gäbe, die ihrer Sorge entgegen stünden. Sie antworteten mir nicht, schienen mir auch nicht gerade freundlich gesonnen, aber ich konnte das einfach nicht stehenlassen. Immerhin gehören die beiden zu einer Gruppe Menschen, die später mal wählen und Verantwortung übernehmen können.

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Pflichtbewusstsein und Verantwortung groß geschrieben wurde. So groß, dass ich mir manchmal gewünscht habe, es wäre etwas weniger gewesen. Man kann sich leicht selbst verlieren in dieser Welt, aber ich bin da für mich auf einem guten Weg. Was ich außerdem mitgenommen habe, ist, dass es mit Verantwortungsgefühl alleine auch nicht geht. Ich brauche Vertrauen. Vertrauen, das ich anderen entgegen bringe, Vertrauen, das andere in mich setzen, Vertrauen darauf, dass ich mit dem, was ich sage und tue, einen Eindruck hinterlasse in der Welt und dass es eben nicht egal ist, ob ich wählen gehe oder nicht, ob ich gegen Strömungen in der Gesellschaft aufstehe oder nicht.
Dieses Vertrauen habe ich immer noch. Ja, manchmal bekomme ich verbal eins aufs Dach, weil ich mich wieder aus dem Fenster gelehnt habe, weil ich etwas gesagt habe in einer Situation, in der alle anderen geschwiegen haben, weil ich unbequem war und mich nicht herumschubsen ließ. Das ist aber okay, damit kann ich leben.

Ich halte mich nicht für einen politischen Menschen. Ich bin kein Mitglied einer Partei. Sieht man mal von der Zeit in London ab, als ich enge Kontakte zur Socialist Workers Party hatte, diskutierte und Flugblätter schrieb und auf Demonstrationen ging und einmal nur knapp einer Verhaftung entkam, aber das ist eine andere Geschichte.
Wahlen ändern nichts, sagen manche. Und einige sagen jetzt nach den Kommunalwahlen in Hessen, dass wir uns auf einem schlechten Weg befinden, dass sich die Geschichte wiederholt, dass die Nichtwähler irgendwie schuld seien, oder doch die etablierten Parteien, und überhaupt.

Es mögen sich schlauere Menschen als ich den Kopf zerbrechen über „Schuld“ – sofern es die in diesem Zusammenhang überhaupt gibt. Für den Alltag bringt das aus meiner Sicht auch wenig. Was aber etwas bringt, ist, offen zu sein und aufmerksam für das, was passiert, und bei dem, was einem nicht gefällt und was wegführt von Freiheit und Akzeptanz, dagegen zu argumentieren und präsent zu sein. Ich kann andere Leute nicht ändern. Die sind, wie sie sind. Aber ich kann mich entscheiden, wie ich sein möchte und wie ich anderen begegnen möchte. Wenn ich Toleranz und Offenheit will, suche ich sie nicht bei anderen, sondern übernehme für mich selbst und mein Verhalten Verantwortung und handle entsprechend.

Falls bei Ihnen/Euch, liebe Leserinnen und Leser, der Eindruck entstanden sein sollte, dass mir das alles immer gut gelingt: nein, ich habe auch Tage, an denen ich alles andere als tolerant bin, an denen ich auch mal unhöflich bin oder schlicht doof, und ich bin die Letzte, die sagt, dass das alles einfach ist.
Aber ich bin Optimistin und mein Vertrauensspeicher ist noch lange nicht leer.

Nicht zuletzt deshalb, weil ich immer wieder erlebe, dass es auch andere Menschen gibt, denen es nicht egal ist, was passiert und wie wir miteinander umgehen.

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Musikalisches im Februar – February Music

Dieses Jahr ist der Februar ja mal wieder einen Tag länger. Da muss ich doch glatt auch bloggen, denn einen 29.2. als Veröffentlichungsdatum hat man nicht so oft.
Musikalisch war der Monat sehr intensiv. Ich hatte einen Orgeldienst, einen Kantorendienst (ein Gottesdienst ohne Orgelmusik, das war vom Orgateam so gewünscht, dafür aber mit Gemeindegesang, von mir angeleitet), und vorgestern dann das große Ereignis, auf das zwei Chöre hingearbeitet hatten: die Aufführung der Petite Messe Solenelle von Rossini in der Dankeskirche in Bad Nauheim. Und weil das alles noch nicht genug war, habe ich gestern noch auf einer Matinee Akkordeon gespielt.

Es war anstrengend, neben dem Vollzeitjob der Musik gerecht zu werden, aber es hat sich gelohnt. Viele unserer Chorsänger haben sich für meine Stimmbildungssessions bedankt und einige wollen nun sogar Einzelstunden haben, und das Publikum der Matinee hat bei fast jedem Akkordeonstück mitgesummt oder gesungen, und am Ende kam noch eine Dame und bat mich, ein weiteres Stück zu spielen, zu dem wir dann ein spontanes Duett gesungen haben. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht.

This year, February is one day longer, and I will use this additional day to write a new blog post. Getting to publish something on the 29th of February doesn’t happen that often.
Music wise, this month was very intense. I played the organ once, had another service where I lead the singing (the org team didn’t want to have the organ, don’t ask me why, but at least I got to conduct the congregation), and last Saturday we had the major event with two choirs: performing Rossini’s Petite Messe Solenelle in a large church in Bad Nauheim (north of Frankfurt). And because all this wasn’t enough, I played accordion at a matinée yesterday.

It was hard work to find enough room for the music while holding a full-time job, but it was well worth it. Many of our choir members thanked me for the voice training and warm-up sessions, and some even asked for solo sessions with me. The audience at the matinée hummed and sung to almost every melody I played, and at the end, a lady came and asked for an additional song, and we sang a spontanueous duet. This was so much fun!

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Filed under Music, Musik

Ein Buch geht auf die Reise: Blogtour für einen Krimi

Heute startet die große Blogtour zum neuen Krimi von Quentin Bates, und ich habe die Ehre, dabei zu sein.
Ich werde aber noch nichts verraten, denn ich bin erst später „dran“.
Wer neugierig ist und schauen will, was die anderen so schreiben, findet hier die Liste der Blogs, die mitmachen:
27.2.
The Welsh Librarian
http://thewelshlibrarian.blogspot.co.uk

28.2.
Reading Room With A View
http://reading-room-with-a-view.blogspot.co.uk

29.2.
Northern Crime
http://northerncrime.wordpress.com

1.3.
Raven Crime Reads
http://ravencrimereads.wordpress.com

2.3.
Euro Drama
http://eurodrama.wordpress.com

3.3.
Café Thinking
http://cafethinking.wordpress.com

4.3.
Liz Loves Books
http://lizlovesbooks.com

5.3.
The Book Bag
http://thebookbag.co.uk

6.3.
Crimeworm
http://crimeworm.wordpress.com

7.3.
Espresso Coco
http://espressococo.wordpress.com

8.3.
Off-the-shelf book reviews
http://off-the-shelfbooks.blogspot.co.uk

9.3.
Shots
http://www.shotsmag.co.uk/

10.3.
Claire Loves to Read
http://claireh18.booklikes.com

11.3.
Blue Book Balloon
http://bluebookballoon.blogspot.co.uk

12.3.
Crime Thriller Girl
http://crimethrillergirl.com

13.3.
Rebecca Bradley
http://rebeccabradleycrime.com

14.3.
Crime Pieces

Home

15.3.
Orenda Books
http://orendabooks.co.uk/category/blog/

16.3.
Mrs Peabody
http://mrspeabodyinvestigates.wordpress.com/

17.3.
Col’s Criminal Library
http://col2910.blogspot.co.uk

18.3.
Crimespree

Home

19.3.
Criminal Element

Homepage

20.3.
Random Things Through My Letterbox
http://randomthingsthroughmyletterbox.blogspot.co.uk/

21.3.
Nordic Noir

Home

22.3.
A Reading Life
http://christinepoulson.co.uk/a-reading-life/

23.3.
Iceland Defrosted
http://icelanddefrosted.com/

24.3.
Life of Crime
http://lifeofcri.me/

25.3.
Milo’s Rambles
http://www.milorambles.com/

26.3.
Grab this Book
http://grabthisbook.net/

27.3.
Novel Heights
http://novelheights.wordpress.com/

28.3.
Newcastle Noir
http://newcastlenoir.blogspot.co.uk/

29.3.
Torquil MacLeod
http://www.torquilmacleodbooks.com/

30.3.
La Crème de la Crime
http://lacremedelacrime.wordpress.com

31.3.
Andijah’s world
https://andijah.wordpress.com/

1.4.
MurderMayhem&More
http://murdermayhemandmore.net

2.4.
Euro Drama
http://eurodrama.wordpress.com

Ich habe die Liste absichtlich in dieser Form gepostet, damit auch diejenigen unter meinen Lesern, für die das pdf-Poster möglicherweise nicht zugänglich ist, mitlesen können 🙂

THIN ICE BLOG

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„Das ist doch kein Wort“

Ich habe schon ein paar Mal erwähnt, dass ich verschiedene Dialekte spreche und die ersten Jahre meines Lebens in München verbrachte.
Ein Bücherwurm, eine Leseratte, eine Ständig-hat-sie-ihre-Nase-in-einem-Buch war ich schon früh. Und eines Tages begann ich, Geschichten aufzuschreiben. Denn ich dachte, wenn ich gerne lese, könnte ich es ja auch mal mit dem Schreiben probieren.

Ich nahm also ein Schulheft zur Hand und schrieb in meiner schönsten Grundschulschrift den Anfang einer Geschichte über einen Schmetterling, der den „Staub“ von seinen Flügeln verloren hatte und nicht mehr fliegen konnte.

Wie es sich genau zutrag, weiß ich nicht mehr, aber es war Besuch da und man bat mich, einen Gast meine Geschichte lesen zu lassen. Das war für mich spannend und neu, dass jemand etwas las, das ich mir ausgedacht hatte, doch was dann geschah, damit hatte ich nicht gerechnet.

Sein Kommentar war: „Also, fei ist doch kein Wort, das kannst Du doch nicht schreiben!“

Nun wissen Dialektsprecherinnen, auch wenn sie erst acht Jahre alt sind, dass „fei“ sehr wohl ein Wort ist, selbst wenn sie keine Ahnung davon haben, dass man darüber sogar forschen kann. (http://www.sueddeutsche.de/panorama/sprache-das-war-fei-hoechste-zeit-1.674187)

Allerdings fehlten mir die Worte, zu erklären, was ich gemeint hatte, und warum das Wort zu meiner Geschichte passte, und überhaupt. Jedenfalls habe ich lange Zeit überhaupt nicht mehr geschrieben, und auch, als ich wieder angefangen hatte, niemanden meine Geschichten lesen lassen.

Heute ist das anders, wie man ja auch an diesem Blog sieht, aber ich erinnere mich heute noch daran, wie hart mich dieser Kommentar getroffen hat. Aus dieser Erfahrung heraus versuche ich selbst anders zu reagieren, wenn Kinder kreativ waren und mir etwas zeigen, was sie gemacht haben. Ich möchte diese kleinen Anfänge von Kreativität nicht im Keim ersticken, denn ich halte es für wichtig, dass wir uns ausprobieren und ausdrücken, und dass wir auf unserem Weg Menschen haben, die uns bestärken.

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