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Wochenschnipsel 2425

Kaum zu glauben, dass ich heute schon die 25. Ausgabe meiner diesjährigen Wochenschnipsel schreibe.

Heute Morgen hat es geregnet, ein schöner, feiner Landregen war das, und ich hoffe, dass es später wieder einigermaßen trocken ist, damit ich mal fix zum Supermarkt radeln kann. Dass ich meine Tage so flexibel gestalten kann, empfinde ich als großes Glück und auch als Privileg und auch wenn ich in manchen Arbeitsbereichen gerne mehr Aufträge hätte (oder vielmehr mein Sparschwein diese Aufträge bzw die dann bezahlten Rechnungen haben möchte), vermisse ich meine Festanstellung nicht und denke manchmal, auf die Idee, mich selbständig zu machen, hätte ich viel früher schon kommen können. Aber es ist gut so, wie es ist. Manches muss einfach eine Weile liegen und reifen.

Am Wochenende waren wir bei Verwandtschaft zum Essen eingeladen und verbrachten ein paar schöne Stunden auf der Terrasse. Der kleine alte Hund genoss es sehr, durch den großen Garten streifen zu dürfen, und der wilde Hund entdeckte natürlich die eine Stelle, an der er sich durch den Zaun zwängen und in Nachbars Garten nach dem Rechten sehen konnte (in seinem Falle bedeutet das: Nase am Boden und schnüffeln, wo die Katzen entlanggelaufen sind). Aber wir konnten ihn wieder einfangen und für den Rest des Besuchs blieb er halt an der Leine.

Gerade laufen die Vorbereitungen für unser „großes“ Chorkonzert mit dem Gloria von Vivaldi und einer Kantate von Buxtehude und weiteren (kleinen) Werken, die wir am kommenden Wochenende in zwei Kirchen aufführen wollen. Da wir kein Orchester haben, übernehme ich diesen Part an der Orgel. Für Infos zu den Orten und Zeiten einfach hier klicken.

Und seit gestern ist mein Klavier nach zwei Wochen Pause wieder einsatzbereit. Ich hatte das Innenleben ausbauen lassen für ein paar kleine Verbesserungen und kann mich gerade kaum vom Instrument losreißen, weil es sich jetzt wieder so schön spielt. Und außerdem hat die Klavierbauerin gesagt, ich solle „in nächster Zeit viel spielen“. Mache ich doch glatt – unterbrochen von Schreibtischarbeit und Hundespaziergängen und was halt sonst so ansteht.

Gerade lese ich „Der Jahrmarkt zu Jacobi“ von Susanne Bonn und bin etwa bei der Hälfte der Geschichte angelangt. Ich mag den Schreibstil von Susanne sehr, und wer sich für Musik und/oder fürs Mittelalter interessiert, oder einfach gerne einen Krimi liest, könnte das Buch ebenfalls mögen. Wer lieber etwas aus der Neuzeit liest, bei dem es vor lauter Engeln und Dämonen teilweise ganz schön chaotisch und skurril zugeht, dem seien die „Weinfestengel“ ans Herz gelegt. Gibt es, soweit ich weiß, nur als eBook. Aber lohnt sich auch für Papiertanten (wie ich eine bin).

Und wir lesen uns hier spätestens nächste Woche wieder.

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Wochenschnipsel 2422

Alles neu macht der Mai, so heißt es, und ich habe es jetzt endlich geschafft, was ich schon vor Woche, ach, was sag ich, vor Monaten angekündigt hatte: mein Blog ist umgezogen auf eine neue Domain.

Und wie das bei einem Umzug so ist, stehen jetzt noch eine Menge Kisten überall herum und es ist auch noch nicht alles perfekt und ich fürchte, ich habe einige meiner Mail-Abonnenten auf dem Weg hierher verloren, aber das wird sich alles wieder zurechtrütteln und da die alte Seite noch existiert, muss ich deshalb keine schlaflosen Nächte haben.

Wie immer gab es in den letzten Tagen viel Musik im Hause Ha., und besonders gefreut hat mich ein Konzertbesuch am Wochenende. Das Ukulele Orchestra of Great Britain war in Wiesbaden zu Gast und lieferte eine amüsante und musikalische wie immer hochklassige Show. Auch als ich noch keine eigene Ukulele hatte, war mir klar, dass das nicht nur ein Spaßinstrument ist, und seit ich selbst damit herumspiele (mehr ist es noch nicht, aber immerhin hab ich mir schon Noten besorgt), bin ich umso faszinierter davon, was die Kolleg*innen von der Insel so alles anstellen. Wie der Längste der Gruppe es schafft, seine Finger auf dem Griffbrett der Sopranino-Ukulele so zu falten, dass noch etwas Sinnvolles herauskommt, ist mir schleierhaft, aber ich finde es großartig.

Die Urlaubsplanung für den Herbst ist nahezu abgeschlossen, alle Übernachtungen sind gebucht und die Fähre ebenfalls, aber bis dahin wird es hier noch viele Wochenschnipsel geben, in denen ich allenfalls von Wochenendtrips erzählen werde.

Auch der Juni steht ganz im Zeichen der Musik, mit einem besonderen „Sing-Gottesdienst“ und drei Konzerten und außerdem wird die Mechanik meines Klaviers überholt, und ich erwarte eine weitere Flöte für meine Sammlung.

Wir lesen uns nächste Woche!

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Orgeltag 2020

Der zweite Sonntag im September ist Tag des offenen Denkmals. Viele wissen das, ebenso viele wissen das nicht. Dass der zweite Sonntag im September seit zehn Jahren auch Orgeltag ist, wissen selbst manche Organist:innen nicht.

Ich gebe ja traditionell einmal im Jahr ein Orgelkonzert in meiner Gemeinde. Mal auf meiner Hauptorgel, dem einmanualigen Schatz des Orgelbauers Heinrich Keller von 1858, mal auf der größeren Bernhard-Orgel mit zwei Manualen, erbaut 1911.
Dieses Jahr war wieder die „Kellerin“ dran. Und ich dachte, warum nicht mal ein anderes Format probieren und nicht einfach nur fünf Viertelstunden am Stück Musik machen, sondern den ganzen Nachmittag immer mal musizieren und dazwischen mit Leuten reden und Kaffee trinken und Kekse essen.

Was ich spielen wollte, wusste ich schon zu Jahresanfang und so teilte ich im Februar dem Pfarramt mit, dass ich für den 13. September einen offenen Orgelnachmittag plane.

Dann kam Fasching, und dann kam ein Virus. Aber ich habe unverdrossen weiter an meinem Programm gearbeitet. Und ganz viele kleine Videos aufgenommen, damit Menschen wenigstens online Orgelmusik lauschen können. Seit Ende Mai feiern wir wieder Gottesdienste, aber das mit den täglichen Videos habe ich bis heute beibehalten. Manchmal schleicht sich ein Klavierstück zwischen die Orgelmusik. 😉

Und ich kann berichten, dass wir am Orgeltag tatsächlich eine Veranstaltung durchführen konnten! Zwar ohne Kaffee und Kuchen, und mit viel organisatorischem Aufwand, aber es gab Orgelmusik. Live und in Farbe 🙂

Angefangen habe ich mit einem „Kuschelkissenkonzert“ für Kinder (und natürlich auch für Erwachsene), wo ich mit Hilfe von Akkordeon, Blockflöten und Melopipes die Funktionsweise einer Orgel erklärt habe und wo wir mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz die Orgel auf der Empore angeschaut haben und dann moderne Orgelmusik anhörten, nämlich:
Pietro Cattaneo (* 1998): Little Partita „Frère Jacques“
Carlotta Ferrari (* 1975): Animal Farm
Rosalie Bonighton (1946-2011): Fanfare with Promenade

Dann gab es eine kleine Pause, und dann immer zur vollen und halben Stunde wieder Orgelmusik.
Zunächst „ein Hauch von Jazz“ mit Werken von Rosalie Bonighton, Sarah Watts und Heather Hammond.

Danach die Sonate in g-Moll von C.P.E. Bach (1714-1788)
Wq 70/6, H 87 (Allegro moderato – Adagio – Allegro)

Wir feierten die beiden „250er“, Rinck und Beethoven:
Johann Christian Heinrich Rinck (1770 – 1846): „Freue dich sehr o meine Seele“, Choral mit zwei Variationen aus „Der Choralfreund“
Joh. Chr. H. Rinck: Adagio op. 57/9
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827): Präludium f-Moll, WoO 55
Joh. Chr. H. Rinck: Choral und Variationen „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ aus op. 55

Ein Ausflug nach Italien folgte:
Anna Bon di Venezia (c. 1740 – ?): Sonate in C-Dur
Allegro – Andante – Minuetto con variazioni
Giacomo Puccini (1858 – 1924): Sei Versetti in Fa maggiore
Maestoso – Andante – Moderato – Allegro brillante – Andante mosso – Allegro con moto

Inzwischen war es 18 Uhr. Zeit für die Abendmusik:
Kate Boundy (c.1866 – 1913)
Even Song

Alice Sauvrezis (1866 – 1946)
Choral

Carlotta Ferrari (*1975)
Preghiera della sera

Hedwige Chrétien (1859 – 1944)
Andante espressivo

Charles W. Pearce (1856 – 1928)
Meditation in a village churchyard

Pasi Lyytikäinen (*1975)
Lonely Humming (aus dem musikalischen Tagebuch, Frühjahr 2020)

Will Macfarlane (1870 – 1945)
Lullaby

Josef Gabriel Rheinberger (1839 – 1901)
Abendfriede (aus op. 156)

Fazit: Es war eine tolle Veranstaltung, und das Format werde ich irgendwann wieder aufgreifen. Nächstes Jahr spiele ich Werke von englischen und französischen Komponist:innen auf der Bernhard-Orgel; mehr dazu bei Gelegenheit hier im Blog.

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Bewegung

Seit meiner (erzwungenen) Auszeit vor gut dreieinhalb Jahren denke ich mal mehr, mal weniger an Veränderungen herum. Was und wie will ich eigentlich arbeiten? Ist das, was ich tue, passend für mich? Bin ich auf dem richtigen Weg, „lohnt“ sich der ganze Stress?
Ich habe immer noch keine Antworten, aber ich nähere mich einer Entscheidung und freue mich sehr darüber, dass sich in den letzten Tagen viel bewegt hat.

Ich habe jede Menge Ideen im Kopf und auch wenn manches noch ein bisserl im Nebel liegt, wird doch einiges allmählich klarer. Das trägt mich durch die sehr stressige Zeit, die ich im Moment in meinem Hauptjob habe und die mir so überhaupt nicht gefällt. Aber ich bin niemand, die Hals über Kopf alles hinwirft, wobei mir etwas mehr Gelassenheit und Mut sicher gut tun würde.

Jedenfalls werde ich hoffentlich in den nächsten Monaten berichten können, was gerade so passiert, und werde bis dahin weiterhin versuchen, die einzelnen Fäden zu entwirren und sinnvoll zusammenzufügen.

Letzten Sonntag hatte ich ein kleines Konzert, was sich im Nachhinein zumindest für mich als etwas größer entpuppte. Ich singe ja seit fast vier Jahren in einem „klassischen“ dörflichen Gesangverein. Dort gibt es mehrere Chöre, und der gemischte Chor ist von der Zusammensetzung der Sänger her der älteste. Ich schätze das Durchschnittsalter dort locker auf 70, wenn nicht gar 73 Jahre. Dieser Chor tritt nur noch selten auf, aber damit niemand gänzlich „einrostet“, gibt es ab und zu doch mal ein Konzert. Obwohl der Chor zu 90% aus Katholiken besteht, hatten sie sich bereit erklärt, in der evangelischen Kirche ein kleines Konzert mit Lutherliedern zu geben. So weit, so gut.
Ich hatte die Noten einer sehr selten gespielten, aber wunderschönen spätromantischen Motette über einen Luthertext für Sopransolo, Chor und Orgel zuhause und unser Chorleiter meinte, das könnte der Chor schaffen. Ich sollte die Orgelstimme spielen und eine Sopranistin aus einem befreundeten Chor würde das Solo probieren.
Es stellte sich dann heraus, dass der Chor wohl insgesamt nicht genügend Lieder für ein komplettes Konzert zusammen bekäme und so wurde ich gefragt, ob ich denn sonst noch etwas beitragen könne.
Und wie das dann so ist, hatte ich im Konzert alle Hände voll zu tun. Ich spielte neben der Motette noch vier Orgelstücke solo, sang drei Lieder allein und begleitete den Chor bei drei weiteren Chorälen. Da ich am Morgen auch noch zwei reguläre Gottesdienste in zwei unterschiedlichen Kirchen georgelt hatte, war ich am Abend doch ziemlich müde und hätte im Anschluss direkt ein weiteres Wochenende gebraucht 🙂
Aber es war sehr schön und für meine weitere Konzertplanung auch durchaus lehrreich.

Ab sofort kann man übrigens mit „meinem“ Chor (etwas jünger 😉 ) fürs Weihnachtsoratorium (Teile I, IV, V, VI) mitproben, immer dienstags ab 20:45h, Nähe Butzbach/Gambacher Kreuz. Bei Interesse einfach bei mir melden!

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Die Grenzgänger: Musik- und Textempfehlung

Vor ein paar Wochen war ich in einem ganz wunderbaren Konzert, das mich sehr berührt hat.
Im Brettl-Palast, einem ehemaligen Gasthof mit Saal und Bühne (http://www.brettl-palast.de/), spielten die Grenzgänger aus Bremen (http://www.folksong.de/) ihr Programm „Und weil der Mensch ein Mensch ist“.
Zwei Gitarren, ein Cello, ein Akkordeon und Gesang mit Texten, die unter die Haut gehen. Denn der Untertitel des Programms lautet „Lager Lieder Widerstand“ und die Gruppe spielt und singt Lieder, die in Lagern und Gefängnissen entstanden sind und die heute so aktuell sind wie damals.
Mehr zum Programm hier: http://www.folksong.de/kz-lieder

Eigentlich wollte ich ganz viel darüber schreiben, wie toll die Gruppe ist und wie sehr es sich lohnt, ein Konzert zu besuchen, aber im Lichte der jüngsten Ereignisse mit brennenden Flüchtlingsunterkünften, Bussen und „besorgten Bürgern“ kann ich heute einfach nur sagen: haltet die Augen offen, redet gegen den Hass, gegen die Anfeindungen, gegen die Hetze, wo immer Ihr könnt, seid sichtbar! Zeigt Euch als Menschen, die mit ihren alten und neuen Nachbarn in Frieden leben wollen, die den Diskurs suchen, die Demokratie leben wollen, und schaut nicht weg.

Ich will jedenfalls nicht müde werden, mich für eine offene, freie und demokratische Gesellschaft einzusetzen, und auch wenn ich in meinem direkten Umfeld vielleicht nur einen kleinen Beitrag leisten kann, will ich das tun.

Aber natürlich möchte ich Sie und Euch, liebe Leserinnen und Leser, ganz herzlich einladen, nach Konzerten der Grenzgänger Ausschau zu halten, hinzugehen, sich an der Musik zu erfreuen und einen kurzen Moment innezuhalten und sich derer zu erinnern, die lange vor uns für Frieden und Freiheit gekämpft haben.

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